Kommission stellt EU-Initiative für das Web 4.0 und virtuelle Welten vor

Neue Initiative der EU mit konkreten Zielen und strategischen Maßnahmen für das Web 4.0 und virtuelle Welten – Technologischer Wandel soll die Werte und Grundsätze der EU widerspiegeln

EU Initiative on WEB 4.0 and virtual Worlds - Poster

Mit Vorsprung in den nächsten technologischen Wandel: Die Europäische Kommission hat am 11. Juli 2023 eine neue Strategie für das Web 4.0 und virtuelle Welten angenommen, um ein möglichst offenes, sicheres, vertrauenswürdiges, faires sowie inklusives digitales Umfeld für die Bürgerinnen und Bürger, die Unternehmen und die öffentlichen Verwaltungen in der EU zu gewährleisten. Die nächste Generation des Internets, das Web 4.0, soll eine Integration digitaler und realer Objekte und Umgebungen sowie eine bessere Interaktion zwischen Mensch und Maschine ermöglichen, so die Behörde. Die Kommission betont, dass es von entscheidender Bedeutung sei, dass dieser technologische Wandel von Anfang an die Werte und Grundsätze der EU sowie die Grundrechte widerspiegelt. 

Exekutiv-Vizepräsidentin Vestager: "Müssen die Menschen in den Mittelpunkt stellen"

Die für das Ressort "Ein Europa für das digitale Zeitalter" zuständige Exekutiv-Vizepräsidentin der Kommission, Margrethe Vestager, erklärte dazu: "Das Web 4.0 und virtuelle Welten werden Vorteile für die Gesundheit mit sich bringen, zum ´grünen´ Wandel und zur besseren Vorhersage von Naturkatastrophen beitragen. Aber wir müssen die Menschen in den Mittelpunkt stellen und das Web 4.0 im Einklang mit den digitalen Rechten und Grundsätzen der EU gestalten, um den Risiken in Bezug auf Privatsphäre und Desinformation zu begegnen."

Die Kommission hatte zwischen Februar und April 2023 ein europäisches Bürgerforum zu virtuellen Welten organisiert. Die europäischen Bürgerforen waren erstmals im Rahmen der EU-Zukunftskonferenz themenspezifisch eingesetzt worden. 150 nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Bürgerinnen und Bürger hatten 23 Empfehlungen zu Zielen, Grundsätzen und Maßnahmen für faire virtuelle Welten formuliert. Die Empfehlungen gruppieren sich rund um 8 Werte und Grundsätze: Wahlfreiheit, Nachhaltigkeit, Orientierung am Menschen, Gesundheit, Bildung, Sicherheit, Transparenz und Inklusion. Die für „Demokratie und Demografie“ zuständige Vizepräsidentin der Kommission, Dubravka Šuica, ergänzte mit Blick auf diese Aktivitäten: "Die Empfehlungen des europäischen Bürgerforums zu virtuellen Welten haben sich entscheidend auf das Ergebnis dieser Initiative ausgewirkt, die von der Kommission angenommen wurde. Ich freue mich, dass die Arbeit, die wir geleistet haben, um die Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger zu verstärken und sie auf sinnvolle Weise in unsere Arbeit zu integrieren, so fruchtbare Ergebnisse hervorbringt. Als wir sagten ‚Die Zukunft liegt in Ihren Händen‘, meinten wir das auch so!"

4 zentrale Säulen der Strategie für das Web 4.0 und virtuelle Welten 

Die neue EU-Strategie zielt auf ein Web 4.0 und virtuelle Welten ab, in denen die Rechte der Menschen uneingeschränkt gelten und in denen europäische Unternehmen bestmöglich agieren können sollen. Dabei steht sie im Einklang mit den Zielen des Politikprogramms für die digitale Dekade für 2030 und baut auf 3 seiner Kernpunkte der Digitalisierung auf: Kompetenzen, Unternehmen und öffentliche Dienste. Der vierte Kernpunkt (Infrastrukturen) ist Gegenstand des Konnektivitätspakets der Kommission und ihrer weitergefassten Bemühungen um Rechen-, Cloud- und Edge-Kapazitäten. Des Weiteren befasst sich die Strategie in besonderen Aktionsbereichen mit der Offenheit und globalen "Governance" virtueller Welten und des Web 4.0. 

Die 4 Säulen der Strategie für das Web 4.0 und virtuelle Welten umfassen unter anderem folgende Maßnahmen: 

  1. Stärkung der Mündigkeit und Kompetenzen der Menschen: Bis Ende 2023 möchte die Kommission die vom europäischen Bürgerforum vorgeschlagenen Leitprinzipien für virtuelle Welten vorantreiben und bis zum ersten Quartal 2024 Leitlinien für die breite Öffentlichkeit in Form eines "Instrumentariums für die Bürgerinnen und Bürger" entwickeln. Da Spezialistinnen und Spezialisten nach Angaben der Kommission für virtuelle Welten eine entscheidende Rolle zukommt, sieht die Kommission vor, mit den EU-Mitgliedstaaten zusammenarbeiten, um eine "Talent-Pipeline" zu schaffen. Durch Programme wie "Digitales Europa" oder "Kreatives Europa" sollen Projekte im Bereich Kompetenzentwicklung für Zielgruppen wie Frauen und Mädchen oder Kunstschaffende gefördert werden. 
  2. Unternehmen: Nach Angaben der Kommission gibt es gegenwärtig kein EU-Ökosystem, das die verschiedenen Akteurinnen und Akteure der Wertschöpfungskette virtueller Welten und des Web 4.0 zusammenbringt. Die Kommission hat eine mögliche Partnerschaft für virtuelle Welten im Rahmen EU-Forschungsprogramms "Horizon Europe" vorgeschlagen, die ab 2025 die Arbeit aufnehmen könnte, um Spitzenleistungen in der Forschung zu fördern und einen industriellen und technologischen Fahrplan für virtuelle Welten zu entwickeln. In „Reallaboren für das Web 4.0 und virtuelle Welten“ sollen Medienunternehmen, Kreative, Entwicklerinnen und Entwickler sowie in der Industrie Tätige zusammenkommen, um innovative Lösungen zu entwickeln.
  3. Behörden: Die Kommission hebt hervor, dass die EU bereits in wichtige Initiativen wie "Destination Earth" (DestinationE), in lokale "digitale Zwillinge" für intelligente Gemeinschaften oder den europäischen "digitalen Zwilling" des Ozeans investiert. Auf diesem Weg sollen Forschende die Wissenschaft voranbringen, die Industrie Präzisionsanwendungen entwickeln und Behörden fundierte politische Entscheidungen treffen können. Im Rahmen der neuen Strategie für das Web 4.0 und virtuelle Welten bringt die Kommission 2 neue öffentliche Leitinitiativen auf den Weg: "CitiVerse" soll als immersive städtische Umgebung für Stadtplanung und -management genutzt werden. Ein europäischer virtueller "Zwilling" des Menschen, der den menschlichen Körper nachbildet, soll die klinische Entscheidungsfindung und personalisierte Behandlungen unterstützen.
  4. Gestaltung weltweiter Standards für offene und interoperable virtuelle Welten und das Web 4.0: Die Kommission sieht vor, mit Interessenträgerinnen und -trägern der Internet-Governance in der ganzen Welt zusammenzuarbeiten und Web 4.0-Standards im Einklang mit den Zielen und Werten der EU zu fördern. So soll auch sichergestellt werden, dass nicht nur einige wenige große Akteurinnen und Akteure dominieren.

Hintergrund: Web 4.0 und virtuelle Welten

Das Web 4.0 ist die vierte Generation des World Wide Web. Es beruht auf künstlicher und umgebungsgesteuerter Intelligenz, dem Internet der Dinge, vertrauenswürdigen "Blockchain"-Transaktionen, virtuellen Welten und XR-Fähigkeiten, digitalen und realen Objekten sowie Umgebungen, die vollständig integriert sind und miteinander kommunizieren. So werden intuitive, immersive Erfahrungen und eine nahtlose Vermischung der physischen und digitalen Welt möglich. Die virtuelle Realität ("Virtual Reality", VR) ist eine immersive Technologie, die es Nutzerinnen und Nutzern ermöglicht, mit virtuellen Objekten und anderen Nutzerinnen und Nutzern in virtuellen Welten zu interagieren. Die virtuellen Welten sind dauerhaft und laufen weiter, auch wenn die Nutzerin beziehungsweise der Nutzer gerade nicht mit ihnen interagiert. Sie sind immersive 3D-Umgebungen, die es ermöglichen, die physische Welt und digitale Welten in Echtzeit für eine Vielzahl von Zwecken wie Entwurf, Simulation, Zusammenarbeit, Lernen, Pflege sozialer Kontakte, Abwicklung von Transaktionen oder Unterhaltungsangebote zusammenzufügen. Nach Angaben der Kommission wird das weltweite Marktvolumen der virtuellen Welten von 27 Milliarden Euro im Jahr 2022 bis 2030 auf über 800 Milliarden Euro steigen (Schätzung).

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