Zwangsheirat und weibliche Genitalverstümmelung (FGM)
Zwangsheirat und weibliche Genitalverstümmelung sind Formen von sogenannter "traditionsbedingter Gewalt" – Gewaltformen, die bereits über viele Generationen ausgeübt und daher vom sozialen Umfeld als "richtig" angesehen werden, obwohl es sich dabei um gravierende Menschenrechtsverletzungen handelt.
Zwangsheirat und weibliche Genitalverstümmelung - für letztere wird auch oftmals die englische Kurzbezeichnung FGM verwendet - sind Formen von sogenannter traditionsbedingter Gewalt. Zu diesen zählt auch Gewalt im Namen der Ehre.
Traditionsbedingte Gewalt ist von Moral- und Wertvorstellungen getragen und hat sich in manchen Kulturen im Verlauf der Zeit verbreitet und verfestigt. Die Religionszugehörigkeit spielt dabei keine Rolle.
Die Verfestigung als Tradition macht es besonders schwer, gegen diese Gewaltformen anzukämpfen: Einerseits fehlt in den meisten Fällen das Unrechtsbewusstsein. Andererseits kann das Abwehren dieser Praktiken zu starken Konflikten führen - in der eigenen Herkunftsfamilie und in der kulturellen Gemeinschaft, in der die Betroffenen leben (Community). Die Folgen sind auch oft mit finanzieller Existenzgefährdung verbunden.
Informations- und Bewusstseinsarbeit sind besonders wichtig, um diese Gewaltformen in Zukunft verhindern zu können. Dabei muss auch eng mit der jeweiligen Community zusammengearbeitet werden.
Schutz und Hilfe bei Gewalt
- Frauenhelpline gegen Gewalt (0800 222 555): Beratung rund um die Uhr, anonym und kostenlos, 365 Tage im Jahr
- Frauenservice, Beratung und Gewaltschutzeinrichtungen: hier findet sich ein bundesweiter Überblick über frauenspezifische Gewaltschutzeinrichtungen
Folgende Beratungsstellen bieten betroffenen Frauen und Mädchen spezifische Beratung und Unterstützung:
Zwangsheirat
- Divan, Graz
- Frauen aus allen Ländern, Innsbruck
- Orient Express, Wien; Beratung sowie Schutzunterkunft für Betroffene aus ganz Österreich
Genitalverstümmelung (FGM)
- African Women Organisation (Bright Future), Wien
- FEM Süd – Frauengesundheitszentrum im Kaiser Franz Josef-Spital, Wien
- Orient Express, Wien
- Divan, Graz
Einige Krankenhäuser verfügen auch über spezialisierte Ambulanzen zu FGM. Nähere Informationen dazu bekommen Sie bei den genannten spezifischen Beratungsstellen.
Spezifische Broschüren
Zwangsheirat
- Tradition und Gewalt an Frauen: Zwangsheirat (2017) (PDF, 192 KB)
- Tradition und Gewalt an Frauen – Zwangsheirat (2017); Tradition and violence against women forced marriage (PDF, 205 KB)
- Tradition und Gewalt an Frauen – Zwangsheirat (2017); Gelenek ve kadınlara şiddet Zoraki evlilik (PDF, 208 KB)
- Tradition und Gewalt an Frauen – Zwangsheirat (2017); ازدواج اجباری سنت و خشونت علیه زنان (PDF, 1 MB)
- Tradition und Gewalt an Frauen – Zwangsheirat (2017); الزواج القسري التقاليد والعنف ضد المرأة (PDF, 613 KB)
Weibliche Genitalverstümmelung (FGM)
- Tradition und Gewalt an Frauen: Weibliche Genitalverstümmelung FGM/C (PDF, 185 KB)
- Tradition und Gewalt – Weibliche Genitalverstümmelung FGM/C (2017); Tradition and violence against women – Female genital mutilation FGM/C (PDF, 154 KB)
- Tradition und Gewalt – Weibliche Genitalverstümmelung FGM (2017); Tradition et violence envers les femmes – Mutilations génitales féminines MGF (PDF, 175 KB)
- Tradition und Gewalt – Weibliche Genitalverstümmelung FGM/C (2017); تشويه الأعضاء التناسلية للإناث التقاليد والعنف ضد المرأة (PDF, 760 KB)
Weitere Informationen
- Informationen des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen (EIGE) zum Thema FGM (auf Englisch)
- Studie: Estimation of girls at risk of female genital mutilation in the European Union: Denmark, Spain, Luxembourg and Austria, EIGE 2021 (nicht barrierefrei) (PDF, 5 MB)
- Studie: So fern und doch so nah – Traditionsbedingte Gewalt an Frauen, Wien 2008 (PDF, 1 MB)