Cybergewalt
Gewalt im Netz oder Cybergewalt umfasst Drohungen, Beleidigungen, Bloßstellungen oder auch Hetze gegen einzelne Personen oder aber auch gegen ganze Personengruppen im Internet.
Unter Cybergewalt werden alle Formen von Gewalt verstanden, die sich technischer Hilfsmittel bedienen beziehungsweise im digitalen Raum stattfinden. Mädchen und Frauen sind unverhältnismäßig stark von Cybergewalt betroffen.
Cybergewalt kann gegen eine einzelne Person oder gesamte Personengruppen gerichtet sein:
- persönliche Angriffe im Internet reichen dabei von Beleidigungen, über gezielte Bloßstellungen und Falschinformationen bis hin zu Vergewaltigungs- und Morddrohungen
- Angriffe auf ganze Personengruppen umfassen Drohungen, Hetze und Herabwürdigung wie zum Beispiel Hasskommentare gegen Frauen mit einem spezifisch frauenverachtenden Inhalt und Motiv und werden als "Hass im Netz" bezeichnet.
Cybergewalt findet häufig auch in (Ex-)Paarbeziehungen statt und ist neben körperlicher, psychischer, sexueller und ökonomischer Gewalt eine weitere Form der häuslichen Gewalt.
So können technische Geräte dazu verwendet werden, umfassende Macht und Kontrolle auszuüben. Über ein gehacktes Handy kann etwa der Aufenthaltsort festgestellt, als auch Gespräche mitgehört und Nachrichten mitgelesen werden.
Zudem kann über die Fernsteuerung von technischen Geräten psychische Gewalt ausgeübt werden. Dies umfasst zum Beispiel das laute Abspielen von Musik in der Nacht oder die einseitige Änderung von Zugangscodes von Türschlössern oder der Raumtemperatur.
Datenlage
Die Studie "Gewalt im Netz gegen Frauen und Mädchen in Österreich" aus dem Jahr 2018 zeigt, dass ein Drittel der befragten Frauen und Mädchen innerhalb eines Jahres mindestens einmal Gewalt im Internet – insbesondere über Soziale Medien – erfahren hat. In der Altersgruppe von 15 bis 18-Jährigen waren sogar fast zwei Drittel betroffen. Weitere Studien zeigen, dass Frauen häufiger von sexualisierter Gewalt im Internet betroffen sind als Männer, so etwa von Vergewaltigungsdrohungen.
- Studie "Gewalt im Netz gegen Frauen und Mädchen in Österreich" (2018) (PDF, 2 MB)
- Broschüre "Gewalt im Netz gegen Frauen und Mädchen in Österreich" (2018)
Daten zu Cybergewalt im Kontext häuslicher Gewalt sowie zu spezifischem Missbrauch von technischen Geräten sind für Österreich noch nicht umfassend erforscht.
Rechtlicher Rahmen
Gegen Cybergewalt gibt es rechtliche Abhilfe. Je nach individueller Situation bestehen verschiedene Anknüpfungspunkte insbesondere im Straf-, Medien-, Zivil-, Urheber- und Verwaltungs(straf)recht.
Nähere Informationen zur Rechtslage und (rechtlichen) Handhabe gegen Cybergewalt:
Schutz und Hilfe bei Gewalt
- Frauenspezifische Gewaltschutzeinrichtungen
- Frauenhelpline gegen Gewalt (0800 222 555): Telefonische Beratung rund um die Uhr, anonym und kostenlos, 365 Tage im Jahr
- Gewaltschutzzentren/Interventionsstelle Wien: Beratung bei Cybergewalt im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt oder Stalking
- Beratungsstelle #GegenHassimNetz: Beratung bei sämtlichen Formen von Hass im Netz/Cybergewalt
- BanHate: App gegen Hasspostings und Hassverbrechen. Kostenlos verfügbare App zum anonymen Melden von Hasspostings oder Hassverbrechen via Smartphone beziehungsweise Tablet
- österreich.gv.at: übersichtliche Kurzinformationen zu relevanten Straftatbeständen, Beratungsstellen und (Schutz)Maßnahmen, die man selbst setzen kann
- Stopline: Meldestelle (auch anonym) gegen sexuelle Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger und nationalsozialistische Wiederbetätigung im Internet
Weiterführende Informationen
- Nationales No Hate Speech-Komitee: Austausch- und Vernetzungsgremium der öffentlichen Verwaltung und der Zivilgesellschaft zum Thema Hass im Netz
- GREVIO's General Recommendation No. 1 on the digital dimension of violence against women
- Council of Europe, Study on "Protecting women and girls from violence in the digital age" (2021)
- Website Cyber Violence against Women | European Institute for Gender Equality
- Council of Europe "Mapping Study with Recommendations on Cyberviolence especially against Women and Children" (2018)
- European Parliament for the FEMM Committee "Study on Cyber Violence and Hate Speech Online against Women" (2018)
- University College London "The rise of the Internet of Things and implications for technology-facilitated abuse" (2018)