Prostitution
Ausgangslage
Prostitution, verstanden als das Anbieten von sexuellen Dienstleistungen, stellt ein besonders prekäres und ausbeutungsgefährdetes Arbeitsfeld dar. Dennoch treffen viele Frauen bewusst die Entscheidung, damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Um Ausbeutung in der Prostitution – inklusive Menschenhandel in die Prostitution – zu unterbinden, bedarf es vielfältiger Maßnahmen.
Von manchen Seiten wird ein generelles "Kaufverbot für sexuelle Dienstleistungen" gefordert. Expertinnen und Experten in Österreich sind sich aber weitgehend einig, dass es besser ist, zwischen freiwilliger Prostitution und Zwangsprostitution klar zu unterscheiden und jeweils geeignete Maßnahmen zu setzen.
Ausländische Beispiele zeigen, dass die Nachfrage durch ein Verbot nicht wirksam unterbunden werden kann. Im Gegenteil, ein Verbot drängt Sexdienstleisterinnen und Sexdienstleister in die Illegalität, wo sie einer noch größeren Ausbeutungsgefahr ausgesetzt sind.
Gibt es einen legalen Markt, kann der Staat Einfluss auf Arbeitsbedingungen nehmen, leichter Kontrollen durchführen und mögliche Opfer von sexueller Gewalt und Zwang besser erkennen und unterstützen.
Neben Maßnahmen zur Regulierung des Marktes sind insbesondere die Entstigmatisierung und ein Arbeitsmarkt, der einen existenzsichernden Berufswechsel jederzeit ermöglicht, wirksam um vor Ausbeutung schützen.
Rechtliche Regelung in Österreich
Das Anbieten von sexuellen Dienstleistungen durch erwachsene Personen, ist in Österreich grundsätzlich legal.
Auf bundesgesetzlicher Ebene gelten die allgemeinen steuer- und sozialversicherungsrechtlichen Bestimmungen. In der Regel werden Sexdienstleisterinnen und Sexdienstleister als Selbständige betrachtet. Darüber hinaus sind Sexdienstleisterinnen und Sexdienstleister verpflichtet sich einer Eingangs- und einer Kontrolluntersuchung alle 6 Wochen zu unterziehen.
Informationen zur gesundheitlichen Untersuchung
Zudem schützt das Strafrecht auf Bundesebene umfassend vor sexueller Gewalt sowie auch spezifisch vor sexueller Ausbeutung in der Prostitution.
Auf landesgesetzlicher Ebene wird geregelt, "wer", "wann" und "wo" sexuelle Dienstleistungen tatsächlich anbieten darf. So gibt es zum Beispiel Bestimmungen zu Altersgrenzen, zulässigen Arbeitsorten und Auflagen für Betriebe, die sich von Bundesland zu Bundesland unterscheiden.
Die Regulierung von sexuellen Dienstleistungen in Österreich kann zusammengefasst daher als komplex und inhomogen bezeichnet werden.
Maßnahmen
Im März 2009 wurde im Rahmen der Task Force Menschenhandel die interdisziplinär und bundesländerübergreifend zusammengesetzte "Arbeitsgruppe (AG) Prostitution" eingerichtet. Sie ist im Nationalen Aktionsplan Menschenhandel verankert und steht unter der Leitung des Frauenressorts. 2023 erfolgte eine Umbenennung in "Arbeitsgruppe Sexuelle Dienstleistungen – Verbesserung der Rahmenbedingungen zur Prävention von Ausbeutung".
Die Arbeitsgruppe setzt sich spezifisch mit Maßnahmen auseinander, die der Ausbeutungsgefahr im Bereich der Prostitution entgegenwirken. Ihre Ergebnisse werden alle 3 Jahre in Berichten veröffentlicht. Sie enthalten eine ausführliche Beschreibung der relevanten Rechtslage und eine Erhebung von bestehenden Problemstellungen sowie Empfehlungen und bereits gesetzten Umsetzungsmaßnahmen. Alle Berichte wurden dem Ministerrat zur Information vorgelegt. Der letzte Bericht ist von Jänner 2024.
Beratungsstellen für Sexdienstleisterinnen und Sexdienstleister
- Beratung für Sexarbeiterinnen/Sexarbeiter der Aids Hilfe Kärnten (Klagenfurt)
- iBUS: Beratung und Unterstützung für Sexarbeiterinnen/Sexarbeiter (Innsbruck)
- LEFÖ: Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen (Wien)
- Beratungsstelle LENA - für Menschen, die in der Sexarbeit tätig sind oder waren (Linz)
- MAIZ: Autonomes Zentrum von und für Migrantinnen (Linz)
- PIA: Information & Beratung für Sexarbeiterinnen/Sexarbeiter (Salzburg)
- SOPHIE: Beratungszentrum für Sexarbeiterinnen/Sexarbeiter (Wien)
- Sozialberatungsstelle für Sexuelle Gesundheit: Beratung und Betreuung für Menschen in der Prostitution – MA 15-Gesundheitsdienst der Stadt Wien
- SXA-Info: Information und Beratung für Sexarbeiterinnen und Multiplikatorinnen/Multiplikatoren in der Steiermark (Graz)
Darüber hinaus gibt es folgende Interessensvertretungen von und für Sexdienstleisterinnen und Sexdienstleister:
- Berufsvertretung Sexarbeit Österreich (BSÖ)
- Sexworker Forum
- Red Edition (Migrant Sex Worker's Group)
- Queer sexworkers collective (instagram.com)
Beratungsstelle für Betroffene von Frauenhandel
Berichte der AG Sexuelle Dienstleistungen
- 5. Bericht: Regelungen sexueller Dienstleistungen in Österreich – Empfehlungen der Arbeitsgruppe Sexuelle Dienstleistungen (Jänner 2024) (PDF, 1 MB)
- 4. Bericht: Regelung der Prostitution in Österreich – Empfehlungen der Arbeitsgruppe Prostitution (April 2021) (PDF, 1 MB)
- 3. Bericht: Regelung der Prostitution in Österreich – Empfehlungen der Arbeitsgruppe Prostitution (Mai 2018) (PDF, 2 MB)
- 2. Bericht: Regelung der Prostitution in Österreich - Empfehlungen der Arbeitsgruppe Prostitution (März 2015) (PDF, 852 KB)
- 1. Bericht: Regelung der Prostitution in Österreich - Empfehlungen der Arbeitsgruppe Prostitution (Mai 2012) (PDF, 1018 KB)
Positionspapier der AG Sexuelle Dienstleistungen
- Positionspapier der AG Prostitution (Dezember 2021) (PDF, 109 KB)
- Position Paper Expert Group on Prostitution (December 2021) (PDF, 88 KB)
Sexwork-Info
Die Broschüre Sexwork-Info für Sexdienstleisterinnen und Sexdienstleister enthält umfassende Informationen, inklusive Adressen von Beratungsstellen und weiteren relevanten Stellen. Sie liegt in folgenden Sprachen vor: Bulgarisch, Chinesisch, Deutsch, Englisch, Italienisch, Rumänisch, Spanisch, Tschechisch und Ungarisch.
- Sexwork-Info (Deutsch), Informationsbroschüre für Sexdienstleisterinnen und Sexdienstleister (PDF, 471 KB)
- Sexwork-Info (Englisch), Information brochure for female and male providers of sexual services (PDF, 458 KB)
- Sexwork-Info (Bulgarisch), Информационна брошура предназначена за жени и мъже заети в сферата на сексуалните услуги (PDF, 538 KB)
- Sexwork-Info (Chinesisch) 性服务提供者信息手册 (PDF, 643 KB)
- Sexwork-Info (Italienisch), Broschure informativa per persone che prestano servizi sessuali (PDF, 474 KB)
- Sexwork-Info (Rumänisch), Broșură informativă adresată persoanelor care prestează servicii sexuale (PDF, 484 KB)
- Sexwork-Info (Spanisch), Folleto informativo para personas que prestan servicio sexual (PDF, 472 KB)
- Sexwork-Info (Tschechisch), Informacní brožura pro poskytovatelky a poskytovatele sexuálních služeb (PDF, 483 KB)
- Sexwork-Info (Ungarisch), ltatást nyújtó nok és férfiak számára (PDF, 463 KB)
Weitere Informationen
- Von der nordirischen Regierung beauftragte Evaluierung des gesetzlichen Verbots sexuelle Dienstleistungen zu kaufen: Assessment of impact: criminalisation of purchasing sexual services, Department of Justice, Northern Ireland, September 2019
- Ergebnisbericht "Gesundheitsfolgenabschätzung (GFA) zur Verordnung über gesundheitliche Vorkehrungen für Personen, die sexuelle Dienstleistungen erbringen" der Gesundheit Österreich GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz, Februar 2019 (PDF, 1 MB)
- Final Report of the International Comparative Study of Prostitution Policy: Austria and the Netherlands, Den Haag, Juli 2013 (PDF, 1 MB)
- Bericht "Prostitution in Österreich – Rechtslage, Auswirkungen, Empfehlungen" (Juni 2008) (nicht barrierefrei) (PDF, 920 KB)
- Website der Weltgesundheitsorganisation über Sexarbeit (englisch)
- Amnesty International Position zum Schutz der Menschenrechte von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern, Mai 2016 (PDF, 490 KB)