Prostitution
Ausgangslage
Prostitution stellt ein besonders prekäres und ausbeutungsgefährdetes Arbeitsfeld dar. Dennoch treffen viele Frauen bewusst die Entscheidung, damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Um Ausbeutung in der Prostitution – inklusive Menschenhandel in die Prostitution – zu unterbinden, bedarf es vielfältiger Maßnahmen. Ausländische Beispiele zeigen auch, dass die Nachfrage durch ein Verbot nicht wirksam unterbunden werden kann. Im Gegenteil, ein Verbot drängt Sexdienstleisterinnen und Sexdienstleister in die Illegalität, wo sie einer noch größeren Ausbeutungsgefahr ausgesetzt sind.
Von manchen Seiten wird ein generelles "Kaufverbot für sexuelle Dienstleistungen" gefordert. Expertinnen und Experten in Österreich sind sich aber weitgehend einig, dass es besser ist, zwischen freiwilliger Prostitution und Zwangsprostitution klar zu unterscheiden und jeweils geeignete Maßnahmen zu setzen.
Denn ausländische Beispiele zeigen, dass die Nachfrage durch ein Verbot nicht wirksam unterbunden werden kann. Im Gegenteil, ein Verbot drängt Sexdienstleisterinnen und Sexdienstleister in die Illegalität, wo sie einer noch größeren Ausbeutungsgefahr ausgesetzt sind.
Gibt es einen legalen Markt, kann man hingegen Einfluss auf Arbeitsbedingungen nehmen, leichter Kontrollen durchführen und mögliche Opfer von sexueller Gewalt und Zwang besser erkennen und unterstützen.
Dennoch stellt die Regulierung eines legalen Marktes eine große Herausforderung dar. Zum einen gilt es, die sexuelle Integrität der dort Tätigen zu wahren – eine Gratwanderung, da die Tätigkeit in sexuellen Handlungen besteht. Zum anderen handelt es sich bis heute um ein von Zuhälterei und Ausbeutung geprägtes Arbeitsumfeld – eine Tatsache, die in sämtlichen Regelungen berücksichtigt werden muss.
Angesichts der bestehenden besonderen Risiken dieses Arbeitsfeldes ist es wichtig – neben allen sonstigen Bemühungen – auch alternative Erwerbsmöglichkeiten zu schaffen, die einen existenzsichernden Berufswechsel jederzeit ermöglichen.
Rechtliche Regelung in Österreich
Prostitution, das Anbieten von sexuellen Dienstleistungen durch erwachsene Personen, ist in Österreich grundsätzlich legal.
Einige zentrale Aspekte fallen in die Regelungskompetenz des Bundes, andere in die Regelungskompetenz der Bundesländer.
Auf bundesgesetzlicher Ebene gelten die allgemeinen steuer- und sozialversicherungsrechtlichen Bestimmungen. In der Regel werden Sexdienstleisterinnen und Sexdienstleister als Selbständige betrachtet. Darüber hinaus gibt es einige wenige spezifische Regelungen, so vor allem die Verpflichtung zu 6-wöchigen Untersuchungen.
Auf landesgesetzlicher Ebene wird hingegen geregelt, "Wer", "Wann" und "Wo" sexuelle Dienstleistungen tatsächlich anbieten darf. So zum Beispiel Bestimmungen zu Altersgrenzen, zulässigen Arbeitsorten und Auflagen für Betriebe, die sich von Bundesland zu Bundesland unterscheiden.
Die Regulierung von sexuellen Dienstleistungen in Österreich kann zusammengefasst daher als komplex und inhomogen bezeichnet werden.
Informationen zur gesundheitlichen Untersuchung
Maßnahmen
Im März 2009 wurde im Rahmen der Task Force Menschenhandel die interdisziplinär und bundesländerübergreifend zusammengesetzte Arbeitsgruppe (AG) "Prostitution" eingerichtet. Sie ist im NAP Menschenhandel verankert und steht unter der Leitung des Frauenressorts.
Die Arbeitsgruppe setzt sich spezifisch mit Maßnahmen auseinander, die der Ausbeutungsgefahr im Bereich der Prostitution entgegenwirken. Ihre bisherigen Ergebnisse wurden veröffentlicht: Bericht vom Mai 2012 sowie Aktualisierungen vom März 2015 und Mai 2018. Die Berichte enthalten eine ausführliche Beschreibung der relevanten Rechtslage und von weiterhin bestehenden Problemstellungen sowie Empfehlungen und bereits gesetzte Umsetzungsmaßnahmen. Alle Berichte wurden dem Ministerrat zur Information vorgelegt.
Beratungsstellen
- Beratung für Sexarbeiterinnen/Sexarbeiter der Aids Hilfe Kärnten (Klagenfurt)
- iBUS: Beratung und Unterstützung für Sexarbeiterinnen/Sexarbeiter (Innsbruck)
- LEFÖ: Beratung, Bildung und Begleitung für Migrantinnen (Wien)
- LENA: Beratungsstelle für Prostituierte (Linz)
- MAIZ: Autonomes Zentrum von und für Migrantinnen (Linz)
- PIA: Information & Beratung für Sexarbeiterinnen/Sexarbeiter (Salzburg)
- SOPHIE: Beratungszentrum für Sexarbeiterinnen/Sexarbeiter (Wien)
- Sozialberatungsstelle für Sexuelle Gesundheit: Beratung und Betreuung für Menschen in der Prostitution – MA 15 – Gesundheitsdienst der Stadt Wien
- SXA-Info: Information und Beratung für Sexarbeiterinnen und Multiplikatorinnen/Multiplikatoren in der Steiermark (Graz)
Darüber hinaus gibt es folgende Interessensvertretungen von und für Sexdienstleisterinnen und Sexdienstleister:
Berichte der AG Prostitution
- 3. Bericht: Regelung der Prostitution in Österreich – Empfehlungen der Arbeitsgruppe Prostitution (Mai 2018) (PDF, 2 MB)
- Positionspapier Arbeitsgruppe Prostitution (März 2015) (PDF, 192 KB)
- 2. Bericht: Regelung der Prostitution in Österreich - Empfehlungen der Arbeitsgruppe "Prostitution" (März 2015) (PDF, 852 KB)
- 1. Bericht: Regelung der Prostitution in Österreich - Empfehlungen der Arbeitsgruppe "Prostitution" (Mai 2012) (PFD 1019 KB) (PDF, 1018 KB)
Broschüre Sexwork-Info
Die Broschüre Sexwork-Info für Sexdienstleisterinnen und Sexdienstleister enthält umfassende Informationen, inklusive Adressen von Beratungsstellen und weiteren relevanten Stellen. Sie liegt in folgenden Sprachen vor: Bulgarisch, Chinesisch, Deutsch, Englisch, Italienisch, Rumänisch, Spanisch, Tschechisch und Ungarisch.
- Sexwork-Info (Deutsch), Informationsbroschüre für Sexdienstleisterinnen und Sexdienstleister (PDF, 414 KB)
- Sexwork-Info (Englisch), Information brochure for female and male providers of sexual services (PDF, 389 KB)
- Sexwork-Info (Bulgarisch), Информационна брошура предназначена за жени и мъже заети в сферата на сексуалните услуги (PDF, 382 KB)
- Sexwork-Info (Chinesisch) 性服务提供者信息手册 (PDF, 727 KB)
- Sexwork-Info (Italienisch), Broschure informativa per persone che prestano servizi sessuali (PDF, 357 KB)
- Sexwork-Info (Rumänisch), Broșură informativă adresată persoanelor care prestează servicii sexuale (PDF, 297 KB)
- Sexwork-Info (Spanisch), Folleto informativo para personas que prestan servicio sexual (PDF, 2 MB)
- Sexwork-Info (Tschechisch), Informacní brožura pro poskytovatelky a poskytovatele sexuálních služeb (PDF, 314 KB)
- Sexwork-Info (Ungarisch), ltatást nyújtó nok és férfiak számára (PDF, 283 KB)
Weitere Informationen
- Von der nordirischen Regierung beauftragte Evaluierung des gesetzlichen Verbots sexuelle Dienstleistungen zu kaufen: Assessment of impact: criminalisation of purchasing sexual services, Department of Justice, Northern Ireland, September 2019
- Ergebnisbericht "Gesundheitsfolgenabschätzung (GFA) zur Verordnung über gesundheitliche Vorkehrungen für Personen, die sexuelle Dienstleistungen erbringen" der Gesundheit Österreich GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz, Februar 2019 (PDF, 1 MB)
- Website der Weltgesundheitsorganisation über Sexarbeit (Englisch)
- Amnesty International Position zum Schutz der Menschenrechte von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern, Mai 2016 (PDF, 490 KB)
- Der Runde Tisch Prostitution Nordrhein-Westfalen, Abschlussbericht "Auftrag, Herausforderungen und Ergebnisse" vom 8.10.2014 (PDF, 558 KB)
- Final Report of the International Comparative Study of Prostitution Policy: Austria and the Netherlands, Den Haag, Juli 2013 (PDF, 1 MB)