Gemeinsamer europäischer Datenraum für den Tourismus: intelligenter, nachhaltiger und widerstandsfähiger Tourismussektor in der EU

Europäische Kommission präsentiert Bausteine für einen gemeinsamen europäischen Datenraum – Tourismus als Ökosystem mit enormen Datenmengen – EU-Kommissar Thierry Breton: "Offener, aber dennoch souveräner Datenbinnenmarkt kommt allen Bereichen der Wirtschaft, einschließlich des Tourismus zugute"

Symbolfoto für Urlaubsplanung mit Computer und Kompass

Die Europäische Kommission hat am 20. Juli 2023 eine Mitteilung veröffentlicht, in der sie die Bausteine für einen gemeinsamen europäischen Datenraum für den Tourismus präsentiert. Dieser Datenraum soll es Tourismusunternehmen und Behörden ermöglichen, ein breites Spektrum an Daten auszutauschen, um die Entwicklung neuer innovativer Tourismusdienstleistungen zu fördern, die Nachhaltigkeit des Tourismusökosystems zu verbessern und die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Der Tourismus ist ein komplexes, schnelllebiges, industrielles Ökosystem, das eine enorme Menge an Daten erzeugt und verbraucht. Der gemeinsame europäische Tourismusdatenraum soll Folgendes ermöglichen:

  • Er soll den Austausch von Daten aus verschiedenen Quellen wie Unternehmen, lokalen Behörden und dem Hochschulbereich erleichtern und öffentliche und andere relevante Akteurinnen und Akteure bei der Ausgestaltung der wichtigsten Merkmale des Datenraums zusammenbringen. Beispielsweise können Daten über den Energieverbrauch von Hotels dazu beitragen, die Umweltauswirkungen des Tourismus auf ein bestimmtes Reiseziel zu überwachen.
  • Er soll für ein breites Spektrum von Nutzerinnen und Nutzern (unter anderem gewerbliche Mittlerorganisationen, Destinationsmanagerinnen und  -manager, Tourismusdienstleister) den Zugang zu Daten erleichtern. So soll beispielsweise ein Start-up-Unternehmen, das KI-gestützte Tourismusdienste anbietet, in der Lage sein, relevantere Daten zu nutzen. Ein Reisebüro erlangt so einen besseren Überblick über die Angebote in Städten, Regionen und über die Grenzen hinaus. Eine lokale Behörde wird über mehr Informationen über Tourismusströme verfügen. Dies soll Unternehmen – insbesondere kleineren – sowie lokalen Behörden dabei helfen, Dienstleistungen zu schaffen, zu verbessern und zu personalisieren. Die Entscheidungsfindung in Bezug auf die Nachhaltigkeit ihres Tourismusangebots wird dadurch erleichtert.
  • Er soll einen kohärenten, vertrauenswürdigen und effizienten Rahmen für die Governance (also die Steuerung) dieses gemeinsamen europäischen Tourismusdatenraums auf der Grundlage der bestehenden EU- und nationalen Rechtsvorschriften über Daten sowie gemeinsamer Standards auf EU-Ebene fördern. Er wird ein Daten-Governance-Modell gewährleisten, das von allen Interessenträgern des Tourismusökosystems (Mitgliedstaaten, lokale und regionale Behörden, Privatsektor sowie EU-Organe) entwickelt und mit EU-Mitteln gefördert wird.
  • Er wird für Kompatibilität zwischen verschiedenen Datenbereichen und sektorspezifischen Datenräumen – zum Beispiel den gemeinsamen europäischen Datenräumen für Mobilität, Energie, Umwelt, Gesundheit, intelligente Gemeinschaften, Kulturerbe und für andere Sektoren mit klaren Verbindungen zum Tourismuserlebnis – sorgen.

EU-Kommissar Thierry Breton: "Offener, aber dennoch souveräner Datenbinnenmarkt kommt allen Bereichen der Wirtschaft, einschließlich des Tourismus zugute"

"Mit dem Daten-Governance-Rechtsakt, dem Datengesetz und unseren europäischen Datenräumen schaffen wir einen offenen, aber dennoch souveränen europäischen Datenbinnenmarkt. Dies wird allen Bereichen der Wirtschaft, einschließlich des Tourismus, zugutekommen. Der europäische Datenraum für den Tourismus wird den Datenaustausch zwischen Tourismusunternehmen und Reisezielen in ganz Europa fördern, wobei EU-Vorschriften eingehalten und Innovationen vorangetrieben werden. Dadurch wird Europa eine weltweite Führungsrolle im Bereich des intelligenten und nachhaltigen Tourismus übernehmen", erklärte dazu Thierry Breton, Kommissar für den Binnenmarkt.

Nächste Schritte: Tourismusdatenraum muss aufgebaut werden

In der Mitteilung vom 20. Juli 2023 werden die wichtigsten Voraussetzungen für einen Tourismusdatenraum dargelegt. Außerdem wird erläutert, dass dieser Raum schrittweise aufgebaut werden muss, um sicherzustellen, dass alle Anforderungen der Interessenträger berücksichtigt werden. Der Prozess soll auf die Schaffung anderer sektoraler Datenräume abgestimmt werden, damit Daten aus unterschiedlichen Bereichen miteinander kompatibel sind. Mit den Koordinierungs- und Unterstützungsmaßnahmen im Rahmen des Programms "Digitales Europa" wird ein Konzept für die Schaffung des Datenraums bis Ende 2023 vorgelegt.

Hintergrund: Europäischen Datenstrategie ist wesentliche politische Maßnahme zur Einführung gemeinsamer europäischer Datenräume 

Sowohl die EU-Mitgliedstaaten als auch die regionalen und lokalen Behörden und der Privatsektor erheben Daten, die sie nach ihren eigenen Standards und Bedürfnissen modellieren. Daten, die über verschiedene Ökosysteme erhoben werden, sind auch für den Tourismus relevant. Was die EU-Ebene betrifft, hat Eurostat eine Vereinbarung über den freiwilligen Austausch von Unterkunftsdaten mit dem Privatsektor getroffen. Die Gemeinsame Forschungsstelle der Europäischen Kommission hat 2021 das EU-Tourismus-Dashboard als Instrument zur Überwachung des ökologischen und digitalen Wandels und der Widerstandsfähigkeit des Tourismusökosystems entwickelt.

Mit der europäischen Datenstrategie wurden gemeinsame europäische Datenräume in wichtigen Wirtschaftssektoren und Bereichen von öffentlichem Interesse als wesentliche politische Maßnahmen eingeführt, um sowohl den öffentlichen als auch den privaten Sektor mit relevanten Daten zu versorgen; hiervon werden die europäische Wirtschaft und Gesellschaft profitieren. Die Schlussfolgerungen des Rates vom 25. März 2021 verdeutlichen eine Unterstützung der Entwicklung der Datenräume. Die Mitteilung der Kommission zur Konferenz über die Zukunft der EU vom Juni 2022 enthält die Datenräume für Tourismus und Mobilität als neue Aktionsfelder, die es zu prüfen gilt, damit die EU den digitalen Wandel forcieren kann. Mit dem Übergangspfad für den Tourismus wurde die Notwendigkeit einer "technischen Umsetzung für den touristischen Datenraum" eingeführt. Der Übergangspfad für den Tourismus soll gemeinsam mit den wichtigsten Interessenträgern umgesetzt werden.

Die vom Rat der Europäischen Union im Dezember 2022 angenommene Europäische Agenda für den Tourismus 2030 enthält auch die Umsetzung von Verfahren für den Datenaustausch im Tourismus. Die Agenda basiert auf dem Übergangspfad der Kommission für den Tourismus und umfasst ein Programm mit Maßnahmen, die von den EU-Ländern, der Kommission und dem Tourismussektor zu ergreifen sind.

Weitere Informationen