Start der Initiative "Destination Earth": Hochpräzises digitales Modell der Erde 

Computersimulationen unterstützen  die Entwicklung von EU-Strategien zur Anpassung an den Klimawandel und sollen zur digitalen und ökologischen Transformation in Europa beitragen – Präzise digitale Modelle (sogenannte digitale Zwillinge) werden Modellierungen und Vorhersagen erleichtern

Aufblasbare Weltkugel

Am 30. März 2022 hat die Europäische Kommission gemeinsam mit der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), dem Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF) und der Europäischen Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT) "Destination Earth" gestartet. Die Initiative will ein präzises digitales Modell der Erde – einen sogenannten Zwilling – erschaffen.

Als Teil des "Green Deal" und der Digitalstrategie der Europäischen Kommission soll "Destination Earth" ("DestinE") beitragen, die Ziele des "grünen" und digitalen Übergangs zu erreichen. Bis Mitte des Jahres 2024 sollen aus dem Programm "Digitales Europa" (DIGITAL) 150 Millionen Euro in das Vorhaben fließen und ab diesem Zeitpunkt erste digitale Dienste bereitgestellt werden. Das zu entwickelnde Modell wird helfen, natürliche Vorgänge und menschliche Aktivitäten zu beobachten, zu modellieren, vorherzusagen und entsprechende Szenarien zu entwerfen. Größere Umweltschäden würden mit bisher unerreichter Zuverlässigkeit vorhergesagt werden.

Diese ersten digitalen Dienste werden zunächst dem öffentlichen Sektor und danach der Wissenschaft, dem Privatsektor und der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Sie werden im Laufe des Programms immer stärker ausgebaut und erweitert, sodass Regierungen und politische Entscheiderinnen und Entscheider Phänomene des Klimawandels und extreme Wetterveränderungen antizipieren und an der Anpassung lebenswichtiger Sektoren wie Lebensmittel, Gesundheit, Wasser und Energie arbeiten können.

"Können Klimawandel nicht ohne digitale Technologien bekämpfen"

"'Destination Earth' wird unser Verständnis des Klimawandels verbessern und Lösungen auf globaler, regionaler und lokaler Ebene ermöglichen. Bei dieser Initiative wird eindeutig klar, dass wir den Klimawandel nicht ohne digitale Technologien bekämpfen können. So wird es die digitale Modellierung der Erde beispielsweise ermöglichen, größere Umweltschäden mit bisher unerreichter Zuverlässigkeit vorherzusagen", sagte Margrethe Vestager, Exekutiv-Vizepräsidentin der Europäischen Kommission im Ressort "Ein Europa für das digitale Zeitalter".

"Mit ʹDestination Earthʹ spielen wir Europas Trümpfe aus. Wir kombinieren unsere Ressourcen – von der künstlichen Intelligenz über Cloud-Computing und Hochgeschwindigkeitsnetze bis hin zu unserem erfolgreichen Copernicus-Erdbeobachtungsprogramm und unseren weltweit führenden ʹEuropean High Performance Computing-Supercomputernʹ (EuroHPC-Supercomputern) – und werden so dazu beitragen, unsere Zukunft zu sichern und zu schützen", ergänzte Thierry Breton, Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen.

"Digitale Zwillinge": Digitale Nachbildungen von Erdsystemen und Naturphänomenen

Unter Führung der Europäischen Kommission in Abstimmung mit den EU-Mitgliedstaaten und assoziierten Ländern wird "Destination Earth" in mehreren Schritten aufgebaut werden. Ausgangspunkt soll die Einrichtung einer zentralen Plattform für digitale Replikate von Erdsystemen und Naturphänomenen, sogenannten digitalen Zwillingen, sein.

Bis Ende 2024 – der ersten Umsetzungsphase – soll das als "DestinE" bezeichnete System folgende 3 Hauptpunkte umfassen:

  • Kerndienstplattform ("Core-Service-Plattform"): Auf dieser von der ESA betriebenen Plattform werden Entscheidungshilfen, Anwendungen und Dienste auf einem offenen, flexiblen und sicheren Cloud-gestützten Computersystem bereitgestellt.
  • "Datensee": Ein von der Europäischen Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT) betriebener "Data Lake" soll einen Speicherraum darstellen und einen nahtlosen Zugang zu den Datensätzen bieten. Dieser "Datensee" baut auf bestehenden wissenschaftlichen Datensätzen wie den Daten- und Informationszugangsdiensten des Copernicus-Programms (DIAS) auf und wird durch andere Nichtgeodaten wie sensorgestützte Umweltdaten und sozioökonomische Daten ergänzt.
  • "Digitale Zwillinge": Das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF) erstellt die Software- und Datenumgebung und entwickelte die "digitalen Zwillinge", welche Daten aus Echtzeitbeobachtungen und Simulationen kombinieren.
    • Beim "digitalen Zwilling" wetterbedingter und geophysikalischer Gefahren liegt der Schwerpunkt auf Überschwemmungen, Dürren, Hitzewellen und geophysikalischen Phänomenen wie Erdbeben, Vulkanausbrüchen und Tsunamis. Dieser "digitale Zwilling" wird beispielsweise im Falle von Überschwemmungen lokalen und regionalen Gebietskörperschaften dabei helfen Maßnahmen zu testen, die Leben retten und Sachschäden verringern können.
    • Der "digitale Zwilling" für die Anpassung an den Klimawandel bietet Beobachtungs- und Simulationskapazitäten und wird so Tätigkeiten und Szenarien zur Eindämmung des Klimawandels unterstützen. Informationen aus Bereichen wie nachhaltige Landwirtschaft, Energieversorgungssicherheit und Schutz der biologischen Vielfalt werden helfen, CO2-Neutralität zu erreichen.

Nächste Schritte: Ausschreibungen für "Destination Earth" sowie Einrichtung von Fachgruppen und eines Wissenschafts-Wiki.

Im Frühjahr 2022 werden Ausschreibungen für den Erwerb verschiedener Komponenten für das System "Destination Earth" veröffentlicht. Über den Programmausschuss von "Digitales Europa" und über die Koordinierungsgruppe "Destination Earth" werden Mitgliedstaaten und assoziierte Länder einbezogen. Ein Strategischer Beirat soll unabhängiges wissenschaftliches und technisches Fachwissen zur Verfügung stellen. Auch Wissenschaft und Politik werden die Möglichkeit erhalten, sich über ein Wissenschafts-Wiki – eine Website, die von Nutzerinnen und Nutzer nicht nur gelesen, sondern auch mitgeschrieben werden kann – und über öffentliche Workshops an der Initiative zu beteiligen.

"DestinE" sieht für die nächsten Jahre 3 Meilensteine vor:

  • Bis 2024 sind die Entwicklung der "Core-Service-Plattform", des "Datensees" und der ersten beiden "digitalen Zwillinge" zu extremen Naturereignissen und der Anpassung an den Klimawandel zentral.
  • Bis zum Jahr 2027 sollen das "DestinE"-System sowie die Integration weiterer "digitaler Zwillinge" weiterentwickelt werden.
  • Eine "vollständige" digitale Nachbildung der Erde ist für 2030 anvisiert.

Hintergrund: "Destination Launch Event" zum Nachsehen

Organisiert von der Europäischen Kommission, fand am 30. März 2022 in Anwesenheit der wichtigsten Interessenträgerinnen und -träger und der breiten Öffentlichkeit die Online-Veranstaltung "Destination Launch Event" statt: Die 3 Sessions zur Verwirklichung der Vision, zu Bedeutung für Nutzerinnen und Nutzer und zum "Launch" der Initiative ermöglichten nähere Einblicke in die Initiative und stehen auf YouTube zur Nachschau zur Verfügung.

"Destination Launch Event" auf Youtube

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