"Neue Europäische Innovationsagenda": EU möchte globale Vorreiterrolle einnehmen

Kommission präsentiert Plan für eine stärkere und zukunftsweisende Innovationslandschaft – Förderungen von Start-ups, Anwerben von jungen Talenten sowie Investitionen in Forschung und Technik stehen im Fokus – Kommissions-Vizepräsidentin Vestager: "Müssen unsere Innovationsökosysteme stärken"

Die Europäische Union durch Innovationen zu einer der führenden Akteurinnen in der globalen Innovationslandschaft machen und gleichzeitig eine zentrale Rolle bei der Gestaltung des "grünen" und digitalen Wandels einnehmen: Dies möchte die "Neue Europäische Innovationsagenda" erreichen, die am 5. Juli 2022 von der Europäischen Kommission angenommen worden ist. Durch gezielte Maßnahmen und technologieintensive Innovationen sollen aktuelle und künftige gesellschaftliche Herausforderungen wie der Klimawandel oder Cyber-Bedrohungen angegangen werden. So zielt die "Neue Europäische Innovationsagenda" auf positive Effekte in verschiedenen Sektoren wie Agrartechnik, Mobilität oder Gesundheit ab.

Kommissions-Vizepräsidentin Vestager: "Innovationsagenda wird uns in die Lage versetzen, dringende Probleme anzugehen"

Die für das Ressort "Ein Europa für das digitale Zeitalter" zuständige Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, Margrethe Vestager, erklärte dazu: "Wir müssen unsere Innovationsökosysteme stärken, um auf den Menschen ausgerichtete Technologien zu entwickeln. Diese neue Innovationsagenda baut auf den umfangreichen einschlägigen Arbeiten auf, die in den letzten Jahren bereits unternommen wurden, und wird uns dabei helfen, den digitalen und ökologischen Wandel Europas zu beschleunigen. Die Agenda wurzelt im digitalen, physikalischen und biologischen Bereich und wird uns in die Lage versetzen, dringende Probleme anzugehen, etwa die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu beenden und unsere Ernährungssicherheit auf nachhaltige Weise sicherzustellen."

Die Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend, Mariya Gabriel, ergänzte: "Die 'Neue Europäische Innovationsagenda' wird dafür sorgen, dass Innovatorinnen und Innovatoren, Start-ups und Scale-ups mit ihren innovativen Unterfangen, weltweite Vorreiterinnen und Vorreiter der Innovation werden können. Über ein Jahr lang haben wir die Interessenträgerinnen und -träger befragt, etwa führende Mitglieder von Innovationsökosystemen, Start-ups, sogenannte 'Einhörner', weibliche Unternehmensgründerinnen, Frauen aus der Risikokapitalbranche, Universitäten und Unternehmen. Gemeinsam werden wir Europa zum weltweiten Kraftzentrum für technologieintensive Innovationen und Start-ups machen.“

Gezielte Investitionen in 5 Schlüsselbereichen

In der "Neuen Europäischen Innovationsagenda" sind 25 konkrete Maßnahmen und Handlungsvorschläge aufgeführt, die 5 Schlüsselbereichen zuzurechnen sind. In diesen 5 Bereichen ortet die Europäische Kommission noch Lücken in der Innovationspolitik:

  1. Verbesserung des Zugangs zu Finanzmitteln für europäische Start-ups und Scale-ups:
    Die Finanzierung von Scale-ups soll institutionelle und andere private Investorinnen und Investoren in Europa motivieren, in europäische Start-ups im Bereich technologieintensiver Innovationen zu investieren, um davon zu profitieren. Insbesondere sollen ungenutzte private Kapitalquellen genutzt, und Börsennotierungsregeln vereinfacht werden.
  2. Verbesserung der Bedingungen für das Experimentieren mit neuen Ideen:
    Die Ermöglichung von Innovationen durch Versuchsräume und Vergabe öffentlicher Aufträge soll die Innovation durch verbesserte Rahmenbedingungen, einschließlich experimenteller Regulierungskonzepte (beispielsweise Real-Labore, Testumgebungen, "Living Labs" und Vergabe öffentlicher Aufträge im Bereich Innovation), erleichtern.
  3. Unterstützung bei der Schaffung von "regionalen Innovationstälern" ("regional innovation valleys"):
    Die Beschleunigung und Stärkung der Innovation in europäischen Innovationsökosystemen in der gesamten EU soll die Schaffung von regionalen Räumen für Innovationen unterstützen und den EU-Mitgliedstaaten und Regionen dabei helfen, mindestens 10 Milliarden Euro für konkrete interregionale Innovationsprojekte bereitzustellen, auch im Bereich der technologieintensiven Innovationen für Schlüsselprioritäten der EU. Dadurch sollen zudem die EU-Mitgliedstaaten bei der Förderung der Innovation in allen Regionen, auch durch den integrierten Einsatz der Kohäsionspolitik und der Instrumente von "Horizon Europe", unterstützt werden.
  4. Anwerbung und Bindung von Talenten in Europa:
    Die Förderung, Anwerbung und Bindung von Talenten im technologieintensiven Bereich soll durch eine Reihe von Initiativen sicherstellen, dass Talente in der EU gefördert werden und ein kontinuierlicher Zustrom von Talenten in wichtige technologieintensive Bereiche in die EU gelenkt wird. Zu diesen Maßnahmen zählen ein innovatives Praktikumsprogramm für Start-ups und Scale-ups, ein Talent-Pool der EU, um Start-ups und innovativen Unternehmen bei der Suche nach Talenten außerhalb der EU zu helfen, sowie ein Programm für Unternehmertum und Führungsqualitäten für Frauen und Pionierarbeit im Bereich von Aktienoptionen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Start-ups.
  5. Verbesserung der Instrumente für das Policy-Making:
    Verbesserte Politikinstrumente etwa durch klarere Terminologie, Indikatoren und Datensätze sollen eine Schlüsselrolle in der Entwicklung und Nutzung robuster, vergleichbarer Datensätze und gemeinsamer Definitionen (Start-up, Scale-up) spielen, die in die Politik auf allen Ebenen in der gesamten EU einfließen können. Sie sollen durch das Forum des Europäischen Innovationsrats eine bessere politische Koordinierung auf europäischer Ebene gewährleisten.

Hintergrund: Innovationspolitik der Europäischen Union

Die Innovationspolitik der EU hat sich im Laufe der letzten Jahre stetig ausgeweitet. So hat beispielsweise "Horizon Europe" sowohl bestehende als auch neue Instrumente zur Unterstützung von Start-ups, Scale-ups und Kleinen und Mittleren Unternehmen (KMU) geschaffen. Des Weiteren zielt der im Jahr 2021 eingerichtete Europäische Innovationsrat (EIC) mit einem Budget von 10 Milliarden Euro darauf ab, Innovationen während des gesamten Innovationslebenszyklus – von den frühen Phasen der Forschung bis zum Konzeptnachweis –, Technologietransfers sowie die Finanzierung und Expansion von Start-up-Unternehmen und KMU zu unterstützen. Mit der Initiative "Europäische Innovationsökosysteme" im Rahmen von "Horizon Europe" will die EU stärker vernetzte und effizientere Innovationsökosysteme schaffen, um die Expansion von Unternehmen zu unterstützen, Innovationen zu fördern und die Zusammenarbeit zwischen nationalen, regionalen und lokalen Innovationsakteurinnen und -akteuren weiter anzuregen.

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