Europäische Kommission veranstaltet erstes Bürgerforum für weniger Lebensmittelverschwendung  

Folgemaßnahme der "Konferenz zur Zukunft Europas" – Durch Zufallsprinzip ausgewählte Bürgerinnen und Bürger erarbeiten Ideen und Maßnahmenvorschläge zum Thema Lebensmittelverschwendung – EU verfolgt das Ziel, die Lebensmittelverschwendung pro Kopf bis 2030 zu halbieren 

Obst und Gemüse

Vorschläge für eine möglichst rasche Verringerung der Lebensmittelverschwendung in der EU: Dies stand im Mittelpunkt eines Bürgerforums von 16. bis 18. Dezember 2022 in Brüssel. Per Zufallsprinzip ausgewählte Bürgerinnen und Bürger aus den EU-Mitgliedstaaten bekamen die Möglichkeit, gemeinsam über Ideen zur Bekämpfung von Lebensmittelverschwendung zu beraten. Eine zweite Sitzung ist von 20. bis 22. Jänner 2023 online geplant. Bei der Abschluss-Sitzung von 10. bis 12. Februar 2023 in Brüssel wird das Bürgerforum der Kommission seinen Bericht übergeben. Die Empfehlungen fließen in die weiteren Arbeiten der Europäischen Kommission zum Thema Lebensmittelverschwendung ein.

Stella Kyriakides, Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, hielt zum Auftakt des Bürgerforums am 16. Dezember 2022 fest: "Ich freue mich auf die Anregungen und Empfehlungen der im Forum versammelten EU-Bürgerinnen und -Bürger, wie wir kollektiv umdenken können. Wir dürfen Lebensmittel nicht länger verschwenden — aber das geht nur gemeinsam mit unseren Bürgerinnen und Bürgern."

Bürgerforen sollen Mitwirkung und Meinungsaustausch bei EU-Themen ermöglichen

Die Bürgerforen waren im Rahmen der "Konferenz zur Zukunft Europas" – die am 9. Mai 2022 ihren offiziellen Abschluss gefunden hatte – ins Leben gerufen worden. Auch künftig sollen Bürgerforen dazu beitragen, den Bürgerinnen und Bürgern Mitwirkung und Meinungsaustausch bei einigen zentralen Politikbereichen der Europäischen Kommission zu ermöglichen. Die EU-Bürgerinnen und -Bürger werden im Vorfeld nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und sind repräsentativ für die EU in puncto geographische Verteilung (Staatsangehörigkeit, Stadt/Land), Geschlecht, Alter, wirtschaftliche und gesellschaftliche Faktoren sowie Bildungsgrad. Zu einem Drittel gehörten dem ersten Bürgerforum zum Thema Lebensmittelverschwendung im Dezember 2022 junge Menschen unter 26 Jahren an. Weitere Bürgerforen sind zu Lernmobilität und virtuellen Welten vorgesehen.

Die für Demokratie und Demografie zuständige Vizepräsidentin der Kommission, Dubravka Šuica, sagte dazu: "Mit der 'Konferenz zur Zukunft Europas' haben wir die Bürgerinnen und Bürger in den Mittelpunkt unserer Politikgestaltung gerückt. Bürgerforen werden künftig dazugehören. Nur so können die Vorstellungen der Menschen bei wichtigen politischen Initiativen, die Auswirkungen auf ihren Alltag haben, berücksichtigt werden." Die Bürgerforen seien als "erster Schritt hin zu einer neuen Demokratie des Meinungsaustauschs in Europa" zu sehen, so Šuica.

Weniger Müll und Lebensmittelverschwendung, mehr Wiederverwendung und Recycling 

Im Jahr 2020 wurden in der EU knapp 57 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen; das entspricht 127 Kilogramm pro Person. Der Marktwert dürfte nach Angaben des Statistikamtes der Europäischen Union (Eurostat) 2022 bei rund 130 Milliarden Euro liegen. 55 Prozent aller Lebensmittelverschwendung entfallen auf Haushalte. Lebensmittelverschwendung ist für etwa 5 Prozent des mit dem Lebensmittelverzehr verbundenen CO2-Ausstoßes in der EU verantwortlich. Zudem verschärfen Lebensmittelverluste und Lebensmittelverschwendung global die Gefahr von Ernährungsunsicherheit, Unterernährung und übermäßigem Wasserverbrauch. 

Holzkiste mit Obst und Gemüse

Ziel aller Bemühungen ist es, Lebensmittelverluste und Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Wenn dies nicht möglich ist, sollen Lebensmittel wiederverwendet (für den menschlichen Verzehr durch Umverteilung oder Lebensmittelbanken, andernfalls als Tierfutter), recycelt (Wiederverwendung von Nebenerzeugnissen oder Nährstoffen, etwa für die Kompostierung) oder für andere Zwecke genutzt/verwertet (Energierückgewinnung durch Verbrennung) werden. Weniger Lebensmittelverschwendung und weniger Müll tragen dazu bei, den Ressourcen- und Energieverbrauch deutlich zu senken, die Umwelt zu schonen und Unternehmen sowie Landwirtinnen und Landwirte, aber auch Konsumentinnen und Konsumenten zu entlasten. 

Hintergrund: Maßnahmen der EU gegen Lebensmittelverschwendung 

Gemäß den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung  wollen die EU und ihre Mitgliedstaaten die Lebensmittelverschwendung pro Kopf auf Ebene des Einzelhandels sowie der Verbraucherinnen und Verbraucher bis 2030 halbieren und dafür sorgen, dass weniger Lebensmittel entlang der Produktions- und Lieferketten verloren gehen. Die EU und die 27 EU-Mitgliedstaaten haben bereits konkrete Maßnahmen ergriffen:
•    Der Rat der EU ist 2016 politische Verpflichtungen eingegangen, mit dem Ziel, die Überwachung der Lebensmittelverschwendung zu verbessern, die Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger zu fördern, das Verständnis und die Nutzung der Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdaten zu verbessern sowie Spenden unverkaufter Lebensmittel an Wohltätigkeitsorganisationen zu erleichtern.
•    Seit 2016 existiert eine EU-Plattform für Lebensmittelverluste und -verschwendung, in deren Rahmen relevante Stakeholder (europäische Institutionen, nationale Sachverständige, Interessenvertreterinnen und -vertreter) regelmäßig zusammentreffen. Die Plattform dient dem Best Practice-Austausch und der Bewertung der Fortschritte bei der Erreichung des Ziels, bis 2030 die Lebensmittelverschwendung zu halbieren.
•    Im Rahmen des 2019 präsentierten europäischen "Green Deals"  legte die Kommission einen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft, die Strategie "Vom Hof auf den Tisch" und die Biodiversitätsstrategie vor. Die Dokumente enthalten eine Reihe von politischen Maßnahmen und Instrumenten zur Verringerung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung.
•    Mit einem neuen Legislativvorschlag im Rahmen des Arbeitsprogramms der Kommission für 2023, der EU-weite, rechtsverbindliche Ziele zur Verringerung der Lebensmittelverschwendung setzt, möchte die EU die Fortschritte beschleunigen.  
 

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