Eurobarometer-Umfrage zur Zukunft Europas

70 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sehen die EU als einen "Ort der Stabilität in einer unruhigen Welt" – Vor allem junge Menschen bezeichnen Mitgliedschaft in der EU als "gute Sache" – 9 von 10 Befragten wünschen sich stärkere Berücksichtigung der Bürgerinnen und Bürger bei Entscheidungen über die Zukunft Europas

Freunde mit der Flagge der Europäischen Union in einem Park

Die Europäische Kommission und das Europäische Parlament haben am 25. Jänner 2022 eine Spezial-Eurobarometer-Umfrage zur Zukunft Europas veröffentlicht. Im Mittelpunkt der Umfrage stehen die Meinungen und Fragestellungen bezüglich des am 1. Jänner 2022 gestarteten "Europäischen Jahrs der Jugend", Herausforderungen, welche die EU in Zukunft zu bewältigen hat, sowie die "Konferenz zur Zukunft Europas".

Klimawandel und Umwelt als zentrale Herausforderung für die EU auf globaler Ebene

Den Ergebnissen der Umfrage zufolge geben 36 Prozent der Befragten in allen 27 EU-Mitgliedstaaten an, dass soziale Ungleichheiten die größte Herausforderung für die EU in der Zukunft sein werden – gefolgt von Umweltfragen und Klimawandel mit 32 Prozent, Arbeitslosigkeit mit ebenfalls 32 Prozent und Migrationsfragen mit 31 Prozent. In Österreich stehen Umweltfragen und Klimawandel mit 40 Prozent an erster Stelle – gefolgt von 38 Prozent der Befragten, die Arbeitslosigkeit, und 36 Prozent der Befragten, die Migration zu den größten Herausforderungen zählen.

In Bezug auf die größten globalen Herausforderungen für die Zukunft der EU nennt fast die Hälfte aller Europäerinnen und Europäer (49 Prozent) Klimawandel und Umweltfragen an erster Stelle. In Österreich sind mit 51 Prozent ähnlich viele der Befragten dieser Meinung. Gesundheitsrisiken sowie Zwangsmigration und Vertreibung folgen im EU-Durchschnitt mit 34 Prozent beziehungsweise 30 Prozent. Dies spiegelt auch das österreichische Meinungsbild auf diese Frage, mit 33 beziehungsweise 29 Prozent.

Die Ziele des europäischen "Green Deal" stoßen auf breite Unterstützung: 88 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedsländern (81 Prozent der Befragten in Österreich) halten es für wichtig, den Anteil erneuerbarer Energien in der europäischen Wirtschaft zu erhöhen und eine höhere Energieeffizienz zu erreichen. 80 Prozent der EU-Bürgerinnen und -Bürger beziehungsweise 77 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sind der Auffassung, dass sich Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent der Welt entwickeln sollte.

Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sowie die Wirtschafts- und Handelsmacht zählen zu den größten Vorteilen der EU

Die größten Vorteile der EU sind den Befragten in den EU-Mitgliedsländern zufolge die Achtung der Demokratie, der Menschenrechte und der Rechtsstaatlichkeit (27 Prozent) gefolgt von ihrer Wirtschafts-, Industrie- und Handelsmacht (25 Prozent). Für die Befragten in Österreich steht an erster Stelle der Vorteile hingegen der Lebensstandard der EU-Bürgerinnen und Bürger (27 Prozent), gefolgt von der Achtung der Demokratie, der Menschenrechte und der Rechtsstaatlichkeit sowie der Wirtschafts-, Industrie- und Handelsmacht der EU (jeweils 23 Prozent).

Auf die Frage, welche Werte die EU im Vergleich zu anderen Ländern am besten verkörpert, werden von den Bürgerinnen und Bürgern der EU-Staaten am häufigsten Frieden (49 Prozent; in Österreich: 54 Prozent), Meinungsfreiheit (47 Prozent; in Österreich: 53 Prozent), soziale Gleichheit und Solidarität (45 Prozent; in Österreich: 57 Prozent) sowie Toleranz und Offenheit gegenüber anderen (44 Prozent; in Österreich: 53 Prozent) genannt.

67 Prozent der Befragten finden, dass die EU der Jugend Europas eine Zukunftsperspektive bietet

68 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedsländern sehen die EU als einen "Ort der Stabilität in einer unruhigen Welt". In Österreich stimmen dieser Ansicht 70 Prozent der Befragten "voll und ganz" beziehungsweise "eher" zu. Die große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in den 27 EU-Mitgliedstaaten ist laut eigener Angabe glücklich darüber, in der EU (81 Prozent) und in ihrem jeweiligen Land (89 Prozent) zu leben. Die Österreicherinnen und Österreicher sind zu 78 Prozent beziehungsweise zu 90 Prozent damit zufrieden, in der EU beziehungsweise in Österreich zu leben. 

Der Aussage, dass das Projekt der EU der Jugend Europas eine Zukunftsperspektive bietet, stimmen 67 Prozent aller Befragten sowohl in den EU-Mitgliedsländern als auch in Österreich zu.

Als eine "gute Sache" bezeichnen 62 Prozent EU-weit beziehungsweise 41 Prozent in Österreich die Mitgliedschaft des eigenen Landes in der EU. In der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen sind mit 72 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedstaaten beziehungsweise 51 Prozent der Befragten in Österreich deutlich mehr dieser Ansicht als in anderen Altersgruppen. 

Klimawandel und Umwelt sowie Wirtschaft und soziale Gerechtigkeit wichtige Themen im Rahmen der EU-Zukunftskonferenz

In Bezug auf die "Konferenz zur Zukunft Europas" stehen Klimawandel, soziale Gerechtigkeit und Gesundheit hoch im Kurs: Als die wichtigsten Themen für die EU-Zukunftskonferenz geben durchschnittlich 44 Prozent der befragten Europäerinnen und Europäer (46 Prozent in Österreich) Klimawandel und Umwelt an, gefolgt von einer stärkeren Wirtschaft, soziale Gerechtigkeit und Beschäftigung (40 Prozent der Befragten in den EU-Staaten, 35 Prozent in Österreich) und Gesundheit (40 Prozent der Befragten in den EU-Staaten, 38 Prozent in Österreich).

Rund 43 Prozent der befragten EU-Bürgerinnen und -Bürger sowie 42 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sind der Auffassung, dass der Hauptnutzen der Beteiligung junger Menschen an der Konferenz darin bestehe, dass für diese Generation relevante Themen in den Vordergrund rücken. Weitere Vorteile dieser Schlüsselrolle der Jugend bei der EU-Zukunftskonferenz: Sie bringen laut 35 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedstaaten und in Österreich Energie und Motivation für Reformen und Veränderungen in den Prozess ein und haben laut 33 Prozent der Befragten in den 27 EU-Mitgliedstaaten beziehungsweise 35 Prozent in Österreich bei der Gestaltung der Zukunft Europas insbesondere die Herausforderungen im Blick, mit denen die heutige Gesellschaft konfrontiert ist.

In puncto Beteiligung an der EU-Zukunftskonferenz sind für die Bürgerinnen und Bürger unterschiedliche Formen möglich: Für 59 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedstaaten und 58 Prozent in Österreich ist die Teilnahme an einer Umfrage (persönlich, telefonisch, online) denkbar. Fast die Hälfte aller Befragten in den 27 EU-Staaten (46 Prozent) sowie in Österreich (47 Prozent) kann sich auch vorstellen, an Treffen in ihrer Region (Bürgerinnen- und Bürgerdialoge, -veranstaltungen) teilzunehmen. Weitere häufig genannte mögliche Beteiligungsformen sind für die Befragten Online-Konsultationen (EU-27: 40 Prozent; Österreich: 38 Prozent), die Übermittlung von Ideen und Vorschlägen an Politikerinnen und Politiker auf europäischer und nationaler Ebene (EU-27: 39 Prozent; Österreich: 38 Prozent) sowie die Teilnahme an europäischen Kultur- und Sportveranstaltungen im Zusammenhang mit der EU-Zukunftskonferenz (EU-27: 39 Prozent; Österreich: 35 Prozent). 35 Prozent der Bevölkerung in den EU-Mitgliedsländern beziehungsweise 38 Prozent in Österreich halten eine persönliche Beteiligung an der EU-Zukunftskonferenz durch Aktivitäten auf Social Media für denkbar; 29 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedsländern beziehungsweise 28 Prozent in Österreich wären grundsätzlich bereit, an Treffen in anderen EU-Mitgliedstaaten oder in Brüssel/Straßburg teilzunehmen.

Die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger erhofft sich greifbare Ergebnisse: Für 53 Prozent der Befragten in den 27 EU-Ländern beziehungsweise 45 Prozent in Österreich ist die Motivation, sich an den Aktivitäten der EU-Zukunftskonferenz zu beteiligen, maßgeblich davon abhängig, inwieweit ihre Teilnahme reale Wirkung zeigen würde.

90 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Mitsprache der Bürgerinnen und Bürger bei Entscheidungen zur Zukunft Europas

90 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedsländern und 87 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher vertreten die Meinung, dass die Stimme der Bürgerinnen und Bürger der EU bei Entscheidungen über die Zukunft Europas stärker berücksichtigt werden sollte. Für 55 Prozent der Befragten sowohl in den EU-Mitgliedstaaten als auch in Österreich ist die Teilnahme an den Europawahlen einer der wirksamsten Wege, um ihrer Stimme bei den Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern auf EU-Ebene Gehör zu verschaffen.

"Hilfreich" für die Zukunft der EU sind im Schnitt der Befragten in den EU-Ländern an erster und zweiter Stelle vergleichbare Lebensverhältnisse (31 Prozent) und eine gemeinsame Gesundheitspolitik (22 Prozent), gefolgt von größerer Solidarität zwischen den EU-Ländern (21 Prozent) und Energieunabhängigkeit (20 Prozent). In Österreich stehen auf Platz 1 und 2 mit 24 Prozent Zustimmung ex aequo Energieunabhängigkeit und vergleichbare Lebensverhältnisse (24 Prozent), gefolgt von vergleichbare Ausbildungs- und Bildungsstandards (21 Prozent) sowie gemeinsamen europäischen Investitionen zur Entwicklung einer klimaneutralen Wirtschaft (19 Prozent).

Die Europäische Union im Jahr 2030 sollte laut 83 Prozent der Befragten in den EU-Mitgliedsländern mehr Wert auf Solidarität legen (Österreich: 58 Prozent); 13 Prozent in den EU-Staaten (Österreich: 31 Prozent) sind der Meinung, dass mehr Wert auf Individualismus gelegt werden sollte. Auf die Frage, ob im Jahr 2030 die Gesellschaft in der EU mehr Wert auf Ordnung oder auf die Freiheit der einzelnen Personen legen sollte, antworten 45 Prozent der Befragten in den EU-Staaten mit "Ordnung" (Österreich: 31 Prozent), 46 Prozent mit "Freiheit des Einzelnen" (Österreich: 58 Prozent). 7 Prozent sind der Meinung, dass auf beides gleichermaßen Wert gelegt werden sollte (Österreich: 10 Prozent).

Hintergrund: "Spezial-Eurobarometer"-Umfrage zur Zukunft Europas 

Die "Spezial-Eurobarometer"-Umfrage 96.1 der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments zum Thema "Zukunft Europas" ist im Zeitraum vom 16. September bis 17. Oktober 2021 durchgeführt worden. Die 26.530 befragten Europäerinnen und Europäer stehen repräsentativ für die EU-Bevölkerung. Insgesamt nahmen 1.012 Österreicherinnen und Österreicher an der Umfrage teil. Die Teilnehmenden wurden online und persönlich befragt.

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