Dürre in Europa: Fast die Hälfte des EU-Gebiets gefährdet

46 Prozent des EU-Gebiets von "Dürre-Warnstufe" betroffen – Konsequenzen etwa für Ernte-Erträge und Wasserverbrauch – Klimawandel erhöht weltweit das Risiko schwerer Dürren und Waldbrände – EU mobilisiert Katastrophenschutzverfahren im Kampf gegen Waldbrände

Trockener Boden

Am 18. Juli 2022 veröffentlichte die Europäische Kommission einen Bericht der Gemeinsamen Forschungsstelle (Joint Research Centre, JRC), demzufolge auf 46 Prozent des Gebietes der Europäischen Union eine "Dürre-Warnstufe" besteht. Für weitere 11 Prozent des Gebiets gilt laut Bericht eine "Dürre-Alarmstufe". Die massive Trockenheit, so eine der Kernaussagen des Berichts, gehe einher mit einem Mangel an Bodenfeuchtigkeit, teilweise in Kombination mit Stresserscheinungen in der Vegetation.

Mariya Gabriel, die für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend zuständige Kommissarin, erinnerte daran, dass der Klimawandel das Risiko schwerer Dürren und Waldbrände in der ganzen Welt erhöhe: "Die Gemeinsame Forschungsstelle stellt Wissenschaft und Technologie in den Dienst der Überwachung des Klimawandels. Mit diesem Bericht erhalten wir ein besseres Verständnis der Situation, um unsere Wälder, unsere Ernten und unser Wasser zu schützen."

Laut Bericht verursacht Dürre bereits sinkende Ernte-Erträge und eingeschränkte Wasser-Verfügbarkeit

Wasser- und Hitzestress führen dazu, dass die Ernte-Erträge von Getreide und anderen Kulturpflanzen noch weiter sinken, als sie es ohnehin schon tun. Frankreich, Rumänien, Spanien, Portugal und Italien würden wahrscheinlich mit diesen geringeren Ernte-Erwartungen zurechtkommen müssen, stellt der Bericht fest. In gewissem Maße seien auch Deutschland, Polen, Ungarn, Slowenien und Kroatien betroffen. In Italien wird das Einzugsgebiet des Flusses Po mit dem höchsten Dürre-Grad eingestuft. Für 5 italienische Regionen wurde im Sommer 2022 bereits der Dürre-Notstand ausgerufen. Die unzureichende Wasserverfügbarkeit führt zu zahlreichen Nutzungsbeschränkungen in den Gemeinden. Ähnliche Maßnahmen trifft aktuell auch Frankreich, um den Wasserverbrauch einzuschränken.

Die Gemeinsame Forschungsstelle stellt über die Europäische und die Globale Dürrebeobachtungsstelle – Teile des sogenannten Notfallmanagementdienstes von "Copernicus", dem EU-Erdbeobachtungsprogramm – Dürre-Informationen in Echtzeit bereit.

EU mobilisiert Unterstützung gegen Waldbrände

Die Europäische Union mobilisiert zudem über sein seit 2001 existierendes Katastrophenschutzverfahren kontinuierlich Unterstützung, um die aktuell in mehreren EU-Mitgliedstaaten ausgebrochenen schweren Waldbrände zu bekämpfen. So wurden etwa aus der "rescEU-Flotte" Löschflugzeuge nach Slowenien und Frankreich entsandt. Als strategische Reserve umfasst "rescEU" zusätzliche Kapazitäten wie Löschflugzeuge und Hubschrauber sowie medizinische Ausrüstung, auf welche die EU-Staaten bei Bedarf zurückgreifen können. Zudem wurde der "Copernicus"-Satellitendienst aktiviert, um etwa in Frankreich bei der Überwachung von Waldbränden gezielt zu unterstützen.

"Waldbrände stellen eine unvorhersehbare Bedrohung dar, die auf uns allen lastet, und erfordern daher sofortiges Handeln. Unser Katastrophenschutzverfahren hat Hilfe für Slowenien mobilisiert und beobachtet unermüdlich die Situation in Frankreich und ganz Europa. Ich danke Kroatien und allen Mitgliedstaaten für ihre anhaltende Unterstützung. Das 24/7-Koordinierungszentrum für Notfallmaßnahmen der EU steht bereit, um die weitere Unterstützung zu koordinieren", erklärte der für Krisenmanagement zuständige Kommissar, Janez Lenarčič.

Das 24/7-Koordinierungszentrum für Notfallmaßnahmen der Europäischen Union steht in regelmäßigem Kontakt mit den zuständigen nationalen Behörden, um die Situation genau zu beobachten und – falls erforderlich – die EU-Unterstützung zu organisieren.

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