Veranstaltung "Wissenschaft: Im Gespräch bleiben statt ablehnen" am 5. Juni 2023
Die Bioethikkommission lud am 5. Juni 2023 zu der Veranstaltung "Wissenschaft: Im Gespräch bleiben statt ablehnen", die die Bedeutung der Wissenschaft für die Gesellschaft in den Vordergrund rückt. Mangelndes Vertrauen, Skepsis, aber auch Gleichgültigkeit sind in Österreich gegenüber der Wissenschaft zunehmend spürbar. Dieses Phänomen wurde durch die Corona-Pandemie noch weiter verstärkt.
Die Bioethikkommission hat sich über die letzten Jahre intensiv mit der COVID-19-Pandemie auseinandergesetzt und jüngst die Frage der Wissenschaftsskepsis diskutiert. Sie stellte sich die Frage, welche ethischen Konsequenzen es hat, wenn Teile einer Gesellschaft der Wissenschaft ablehnend oder ignorierend gegenüberstehen. Wie kann die gesamte Gesellschaft motiviert werden, um Akzeptanz und Verständnis für die Wissenschaft zu schaffen? Bei der Veranstaltung sprachen dazu unter anderem Bundesministerin Karoline Edtstadler, die Vorsitzende der Bioethikkommission, Christiane Druml, Bundesminister Martin Polaschek sowie der Vize-Vorsitzende der Bioethikkommission, Markus Hengstschläger.
Bundesministerin Edtstadler betonte dabei: "Demokratie braucht Wissenschaft. Sie sichert den Fortschritt, fördert unseren Wohlstand und ist die Basis für die Bewältigung globaler Probleme, vom Klimawandel bis zur Pandemie. Unser gemeinsames Ziel ist es daher, als Gesellschaft innovationsfreudig und offen für neue Perspektiven zu sein. Wir brauchen den Mut, uns mit komplizierten Problemen auseinanderzusetzen und diese auch zu kommunizieren. Über allem muss aber der notwendige Respekt für einander stehen. Er ist der Schlüssel zu einem ehrlichen Diskurs. Ich danke den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für all das, was sie insbesondere in den letzten Jahren geleistet haben."
Bundesminister Polaschek hob hervor: "Es geht hier ganz wesentlich um den Wert der Wissenschaft für unsere Gesellschaft. Wir müssen gemeinsam festhalten und immer wieder betonen, dass unser gesellschaftlicher Wohlstand, unsere Gesundheit und viele Annehmlichkeiten des täglichen Lebens auf Errungenschaften von Wissenschaft, Forschung und technischer Entwicklung beruhen. Um das Vertrauen in Wissenschaft zu stärken, müssen wir daher einerseits Wissenschaft und deren Arbeitsweise mehr und besser erklären und andererseits das Interesse und die Neugierde für Wissenschaft in der Bevölkerung stärker wecken."
Vorsitzende Druml erklärte: "Wissenschaft und ihre Erkenntnisse dienen der Menschheit und sind unverzichtbar für unsere Zukunft. Eine hochstehende und nach ethischen Prinzipien forschende Wissenschaft dient dem Wohl der Gesellschaft und ist ein integraler Bestandteil einer funktionierenden Demokratie. Die Politik muss die Grundlagen auf dem Gebiet der universitären und außeruniversitären Bildung dafür schaffen und transparente Kommunikation ermöglichen. Das Ergebnis kann dadurch ein größeres Interesse und gestärktes Vertrauen in die Wissenschaft sein."
Hengstschläger ergänzte: "Der ethische Diskurs muss stets am aktuellsten Stand der Wissenschaft geführt werden. Eine ablehnende Haltung gegenüber Wissenschaft ist ein Hemmschuh für einen durch ethische Abwägungen beflügelten Fortschritt. Die Wissenschaft muss den aktuellen Stand ihrer Ergebnisse laufend transparent halten, die Interaktion der Wissenschaft mit den Medien ermöglicht es der Bevölkerung zu recherchieren, sich zu informieren und einen respektvollen Diskurs zu führen, und die Politik muss schließlich Rahmenbedingungen schaffen innerhalb derer die Wissenschaft arbeiten kann. Dieser Kreislauf ist die Voraussetzung dafür, dass neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zum Wohle des Individuums und der Gesellschaft zum Einsatz kommen können. Durch eine ablehnende Haltung gegenüber der Wissenschaft wird dieser Kreislauf empfindlich gestört – mit negativen Auswirkungen auf einen von einer ethischen Diskussion begleiteten Fortschritt."
Auch das Thema Desinformation wurde angesprochen. Desinformationskampagnen können zu einem Mangel an Vertrauen in öffentliche Institutionen und demokratische Prozesse führen und müssen deshalb bekämpft werden. Wesentlich ist eine gewisse Medienkompetenz der Bevölkerung, um Resilienz gegen Falschinformationen aufzubauen.
Zusätzlich kommt vor allem dem Wissenschaftsjournalismus eine zentrale Rolle zu. Es braucht eine kompetente und seriöse Wissenschaftsvermittlung und Wissenschaftskommunikation, damit die Wissenschaft mitten in der Gesellschaft ankommt. Darüber hinaus sind unabhängige Medien und eine bunte Medienvielfalt unerlässlich. Bildungseinrichtungen und allen voran Universitäten helfen dabei, den Zugang zu Wissenschaft zu öffnen und diese zu verstehen.
Mangelndes Vertrauen in die Wissenschaft kann sich negativ auf Österreich als Forschungs- und Wirtschaftsstandort auswirken. Wissenschaftliche Innovation und technologischer Fortschritt bilden einen starken Wirtschaftsfaktor und Motor bei der Entstehung von Arbeitsplätzen.
Wissenschaft ist komplex und es ist richtig, sie zu hinterfragen und sich mit schwierigen Prozessen auseinanderzusetzen. Aber Wissenschaft darf nicht in der Defensive sein, denn Wissenschaft hat in Österreich viel anzubieten.
Die Veranstaltung machte deutlich, dass der Fokus darauf liegen muss, einen ehrlichen Diskurs mit der Wissenschaft zu führen und im Gespräch zu bleiben. Es muss versucht werden, für die Menschen einen breiten Konsens über die Bedeutung der Wissenschaft zu finden.
Weitere Teilnehmer der Veranstaltung waren Heinz Faßmann, Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Eva Stanzl, Vorstandsvorsitzende des Klubs der Bildungs- und Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten, Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung und Christiane Spiel, Universität Wien.
Die Ergebnisse der Veranstaltung werden in die weitere Befassung der Bioethikkommission mit dem Thema einfließen.