Bundeskanzler Nehammer: Österreich trägt Verantwortung, an die Gräueltaten des Nationalsozialismus zu erinnern

Offizieller Gedenkakt am Areal des ehemaligen Konzentrationslagers Gusen

"Mehr als 40 Jahre hat es gedauert, bis das offizielle Österreich anerkannt hat, im Nationalsozialismus (NS) nicht nur Opfer, sondern auch Täter gewesen zu sein. Dieses Eingeständnis war enorm wichtig, um die Verbrechen des NS-Regimes aufzuarbeiten. Was wir heute als selbstverständlich betrachten, war ein langer und mühsamer Prozess", sagte Bundeskanzler Karl Nehammer anlässlich des Gedenkaktes der Staatsspitze am Areal des früheren Konzentrationslagers Gusen in Oberösterreich.

Das gemeinsame Gedenken fand am Vorabend des 77. Jahrestages der Befreiung der Konzentrationslager (KZ) Mauthausen und Gusen statt. Der feierliche Akt begann am frühen Abend in der Gedenkstätte Mauthausen und wurde danach am ehemaligen Appellplatz des KZ Gusen fortgesetzt. Neben dem Kanzler erinnerten auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und Vizekanzler Werner Kogler in ihren Ansprachen an die Verantwortung Österreichs gegenüber den Opfern der Shoah und deren Nachfahren. Am Gedenkakt nahmen weitere Regierungsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Parlamentsparteien, aus Opferländern, von Überlebenden-Organisationen, Opferverbänden, regionalen Gedenkinitiativen sowie Religionsgemeinschaften teil.

Ehemalige Konzentrationslager als wichtige Mahnmale

Der Bundeskanzler betonte, dass es "nicht nur politisch, sondern auch gesellschaftlich" ein langer Weg gewesen sei, bis Österreich seiner Verantwortung nachkam: "Die ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen und Gusen spielten dabei eine maßgebliche Rolle. Heute sind sie nicht nur Gedenkstätten, sondern wichtige Mahnmale. Denn als Republik Österreich haben wir nicht nur gegenüber den Opfern und ihren Nachfahren, sondern auch gegenüber uns selbst die Verantwortung, uns die Gräueltaten der Nationalsozialisten immer wieder vor Augen zu halten und so dafür zu sorgen, dass wir sie niemals vergessen."

Der Ort des Gedenkens, der ehemalige Appellplatz des Konzentrationslagers Gusen, wurde vor kurzem von der Republik Österreich gemeinsam mit weiteren Grundstücken am früheren Lagergelände gekauft. In den kommenden Jahren sollen diese Grundstücke unter Einbindung von internationalen, nationalen und regionalen Interessensgruppen gestaltet und in die bestehende Gedenkstätte Gusen integriert werden.

Bilder von diesem Gedenkakt am 4. Mai 2022 sind über das Fotoservice des Bundeskanzleramts kostenfrei abrufbar.