Bundesministerin Raab: "Integration lebt von Begegnungen"

Raab startet im Oktober "Österreich-Tour" und Gesprächsreihe "Integration vor Ort"

Integrationsministerin Susanne Raab hat am Dienstag im Rahmen eines Pressegesprächs im Bundeskanzleramt gemeinsam mit dem Meinungsforscher Rudolf Bretschneider politische Schlussfolgerungen aus den beiden Studien im Integrationsbereich "Zusammenhalt und Spaltung" und "Was denkt Österreich?" gezogen.

Raab betonte dabei, dass sich aus den Studien drei Fragen ergeben würden: "Zum Ersten geht es um die Frage, welche Herausforderungen sich für die Integration nach Corona in Bezug auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt ergeben. Zum Zweiten ist es für uns wichtig, überall dort hinzusehen, wo unser Wertesystem ins Wanken gerät. Unser Fokus liegt hier vor allem auf der Integration von Frauen mit Migrationshintergrund, insbesondere was die Gleichstellung von Mann und Frau betrifft. Die dritte Frage bezieht sich darauf, wie es uns gelingen kann, dass sich Menschen mit Migrationshintergrund in Österreich heimisch fühlen und wie wir Parallelgesellschaften entgegenwirken können."

Herausforderungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt durch Corona

Die Corona-Krise sei für die Integration eine schwierige Situation gewesen, denn "Integration lebt von der Begegnung, dem Miteinandersprechen und In-Austausch-Treten. Wir wollen nun alles daransetzen, dass diese Begegnungen wieder verstärkt stattfinden", so Susanne Raab. Daher wird die Ministerin im Oktober eine "Österreich-Tour" sowie die Gesprächsreihe "Integration vor Ort" starten und dorthin gehen, wo Integration tatsächlich passiert: in den Regionen und Gemeinden. "Wir wollen im Rahmen dieser Tour mit Integrationsgemeinderäten, mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, aber ganz bewusst auch mit den Bürgerinnen und Bürgern sprechen und erörtern, wo Corona für die Integration ein Hemmschuh war und wie man wieder aufholen kann, etwa durch das Ehrenamt." In den beiden Studien sehe man ganz deutlich, dass für die Menschen das Thema der Hilfsbereitschaft positiv für den Zusammenhalt sei. Daher sei es zentral, so die Integrationsministerin, dass man Menschen, die nach Österreich zuwandern, für das Ehrenamt begeistere. Bei der "Österreich-Tour" werde man daher auch die zahlreichen ehrenamtlichen Projekte in den Regionen vor den Vorhang holen und zeigen, wo und wie Integration gelingt.

Wertesystem: Integration und Stärkung von Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund

"Wir werden uns aber natürlich nicht nur den positiven Dingen widmen, sondern auch den Herausforderungen. Wir wissen, wie wichtig die gemeinsamen Werte für den Zusammenhalt wahrgenommen werden. Freiheit, Gerechtigkeit, freie Meinungsäußerung, Gleichstellung von Mann und Frau sowie demokratische Werte sind nicht einfach nur Worthülsen", sagte Ministerin Raab. Die Studien würden bestätigen, wie wichtig es ist, sich dem Wertethema zu widmen. "Integration ist mehr als Sprache oder Arbeitsmarkt. Es geht auch um ein Gefühl und ein gemeinsames Teilen von Werten. 96 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass die Werte und Gebräuche Österreichs von Zugewanderten anerkannt werden sollen und sich diese daran anpassen sollten. Das ist unser Auftrag im Integrationsbereich, etwa mit einem Ausbau von Wertekursen und mit einer direkten Stärkung der Wertevermittlung in den Regionen."

Ein besonderes Anliegen, so die Ministerin, sei ihr in diesem Zusammenhang auch die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Wichtig sei hier die Frage, wie man Menschen, die aus patriarchalen Strukturen nach Österreich kämen, diese Werte vermitteln könne, mit dem Ziel, "dass Frauen mit Migrationshintergrund vollumfänglich an allen Lebensbereichen in Österreich teilnehmen können". Daher werde man die Beratungsangebote für Frauen mit Migrationshintergrund ausbauen. Auch würden vermehrt Schulbesuche von Integrationsbotschaftern organisiert, denn das seien die besten Integrationsmotoren: "In der Schule passiert Integration und Empowerment von jungen Mädchen."

Man werde sich auch dem Kampf gegen speziellen Formen von Gewalt, die durch Zuwanderung nach Österreich kämen, widmen. "In Innsbruck wird eine neue Anlaufstelle für die von Zwangsehe betroffenen oder bedrohten Mädchen und Frauen geschaffen. Auch werden wir eine Koordinationsstelle gegen weibliche Genitalverstümmelung etablieren", informierte Susanne Raab.

Integration und Heimatgefühl

Essentiell für eine erfolgreiche Integration sei auch das Heimatgefühl. "Der Begriff Heimat ist positiv besetzt. Wir wollen, dass Menschen, die zu uns zuwandern und sich in Österreich rechtmäßig aufhalten, eine Heimat finden und auch mit dem Herzen in Österreich ankommen. Das Wir-Gefühl zu stärken ist jedenfalls eine Aufgabe im Integrationsbereich, der wir uns auch annehmen, vor allem um Parallelgesellschaften zu bekämpfen", so die Integrationsministerin abschließend.

Bilder von diesem Termin sind über das Fotoservice des Bundeskanzleramts kostenfrei abrufbar.