Bundeskanzler Sebastian Kurz zu Gastronomie und Tourismus: "Achtsam sein, aber das Leben wieder genießen"

Präsentation des Comeback-Plans für den österreichischen Tourismus

"Der Tourismus ist in Österreich eine Branche, die vielen sehr am Herzen liegt. Es sind nicht nur 15 Prozent von unserem BIP, sondern er ist Teil der österreichischen Identität, er ist unsere Visitenkarte in der Welt. Was mich während der Pandemie immer wieder geschmerzt hat, war es, die leeren Lokale und Hotels zu sehen. Darum bin ich froh, dass es in vielen Bereichen des Tourismus gleich wieder von Null auf Hundert losgegangen ist", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz im Rahmen der Veranstaltung "Auf geht's" im Kursalon Hübner, bei der Tourismusministerin Elisabeth Köstinger den Comeback-Plan für den heimischen Tourismus präsentierte.

Normalität schneller als erwartet da

Der Bundeskanzler bedankte sich bei den Mitarbeitern und Unternehmern der Branche, die in dieser "zähen Zeit" trotz Existenzängsten die Hoffnung nicht aufgegeben hätten. Viele Betriebe würden dank der Hilfen und dank des eigenen guten Wirtschaftens auf einem relativ guten Fundament stehen. In der Ferienhotellerie würde es bereits gut laufen, aber auch für die Städte zeigte er sich optimistisch: "Viele andere Branchen sind auch schneller angesprungen als gedacht, in vielen Bereichen ist die Normalität schneller da, als erwartet", hob der Kanzler hervor und erinnerte etwa an Sportveranstaltungen mit 60.000 Zuschauerinnen und Zuschauern, was vor ein paar Wochen noch undenkbar gewesen wäre.

Optimismus, solange die Varianten von der Impfung abgedeckt sind

Die Pandemie sei noch nicht vorbei, ein realistischer Blick sei aber wichtig. Der Kanzler sei zu Beginn für harte Maßnahmen gewesen, da niemand Fragen zur Krankheit seriös beantworten konnte: "Als Bundeskanzler musste ich nach dem Vorsichtprinzip vorgehen", so Sebastian Kurz, der hervorhob, dass sich die Situation nun geändert habe. Es gebe nun eine Impfung, Tests und andere Schutzvorkehrungen. "Und daher ist bei aller Notwendigkeit, natürlich noch ein Stück weit achtsam zu sein, für mich eines klar: Solange die Varianten von der Impfung abgedeckt sind, und derzeit sind alle von der Impfung abgedeckt, bin ich sehr optimistisch, weil das bedeutet, dass jeder der geimpft ist, geschützt ist. Und wer sich nicht impfen lassen möchte, und das ist in einer freien Gesellschaft das gute Recht von jedem Einzelnen, der nimmt auch das individuelle Risiko in Kauf zu erkranken. Wofür ich nicht bin, ist, dass wir uns alle auf Jahre einschränken, weil manche Menschen bewusst sagen, ich nehme das Risiko in Kauf. Das machen wir in anderen Bereichen auch nicht", hielt der Kanzler fest und erinnerte an gefährliche Sportarten. Wer sich nicht impfen lassen wolle, könne sich mit FFP2-Masken und Tests schützen und auch das sei zu respektieren.

Öffnungsschritte weiter fortsetzen

"Daher bin ich dafür, dass wir die Öffnungsschritte weiter fortsetzen und dagegen, dass wir überreagieren, wenn Ansteckungszahlen steigen. Wir müssen vielmehr dabei bleiben zu schauen, wie es in den Spitälern ausschaut: Da darf es zu keiner Überforderung kommen. Bei einer Durchimpfungsrate in Österreich bei bald 65 Prozent bin ich optimistisch, dass es zu so einer Überforderung in den Spitälern nicht kommen wird. Solange es also keine Mutation gibt, die nicht von der Impfung abgedeckt wird, ist mein Zugang: weiter öffnen, achtsam sein, aber auch das Leben genießen und da gehören Tourismus und Gastronomie ganz an der Spitze mit dazu", so der Bundeskanzler.

Köstinger präsentierte Comeback-Plan für Tourismusbranche

"Für die gesamte Regierung war es ein besonderer Moment, als wir mit 19. Mai Öffnungsschritte setzen konnten. Wir haben in den letzten Monaten versucht, viel pragmatischer als viele andere mit der Pandemie umzugehen", sagte Tourismusministerin Elisabeth Köstinger in ihrem einleitenden Statement und sprach der österreichischen Hotellerie, Gastronomie, Freizeit- und Reisebranche sowie Veranstaltern "ein großes Dankeschön" für ihre Kooperation und ihr Engagement aus. Nun "geht es wieder los", freute sich Köstinger mit Blick auf die Sommersaison und die derzeit niedrigen Infektionszahlen. Wichtig bleibe weiterhin die Kontrolle der 3G-Regel, denn die Pandemie sei gerade angesichts der Delta-Variante noch nicht vorbei.

Kooperation zwischen Tourismus und Regionen

Die Tourismusministerin betonte, dass man nun bewusst nicht einfach "zur Tagesordnung übergehen", sondern darauf Rücksicht nehmen wollte, "was der Tourismus in Österreich nun brauche". Um gemeinsam innovative Konzepte zu erarbeiten sei ein Prozess unter Einbindung der gesamten Branche eingeleitet worden. "Das ist uns in diesem Comeback-Prozess unter dem Motto 'Auf geht's' auch gelungen", freute sich Köstinger. Mit Praktikern, Expertinnen und Experten seien zunächst die Ausgangslage und die anstehenden Herausforderungen diskutiert worden. Die Ergebnisse daraus seien in den Comeback-Plan eingeflossen und es hätten sich 3 Bereiche als wesentliche Handlungsfelder herauskristallisiert: Die Stärkung von Eigenkapital und neue Finanzierungsperspektiven, eine Modernisierung des Arbeitsmarktes sowie das Reiseverhalten der Zukunft und eine verstärkte Kooperation zwischen Tourismus und Regionen.

Geändertes Reiseverhalten, Modernisierung des Arbeitsmarktes

Die Pandemie habe das Reiseverhalten österreichischer Gäste verändert. Dies zeige die gestiegene Sensibilität gegenüber Gesundheits- und Sicherheitsfragen, aber auch das geänderte Bewusstsein für Qualitätstourismus und den Umgang mit der Natur. Geplant ist eine umfangreiche Kampagne der Österreich Werbung, die ein zusätzliches Budget von 40 Millionen Euro erhält. Zur Modernisierung des Arbeitsmarktes im Tourismusbereich habe Arbeitsminister Martin Kocher die Unterstützung seines Ressorts angekündigt. Denn 15 Prozent der Arbeitskräfte seien in andere Branchen abgewandert, sodass Tourismusbetrieben derzeit häufig das Personal für die Öffnung fehle.

Stärkung von Eigenkapital und neue Finanzierungsperspektiven

Als dritter Schwerpunkt für den Comeback-Plan des heimischen Tourismus wurden die Stärkung von Eigenkapital und neue Finanzierungsperspektiven definiert. "Das Thema der Eigenkapitalausstattung war bereits vor der Krise evident und hat sich jetzt noch verstärkt. Die Wirtschaftshilfen waren wichtig, sie haben die Mitarbeiter unterstützt, Jobs konnten gehalten werden. Nun braucht es aber langfristige Perspektiven", so Elisabeth Köstinger. Aktuell würden neue Förderungsrichtlinien für die gewerbliche Tourismusförderung des Bundes erarbeitet.

Bilder von diesem Termin sind über das Fotoservice des Bundeskanzleramts kostenfrei abrufbar.