Integrationsministerin Susanne Raab: 5 Eckpfeiler für Integration

Präsentation des Integrationsberichts 2020

Der unabhängige Expertenrat für Integration hat gemeinsam mit Integrationsministerin Susanne Raab zum mittlerweile zehnten Mal den Integrationsbericht 2020 präsentiert. Der Jubiläumsbericht liefert neben Zahlen, Daten und Fakten zur Integration auch eine Rückschau auf 10 Jahre Integration in Österreich. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Flüchtlingskrise 2015.

"Die Anforderungen an die Integrationsarbeit haben sich in den letzten 10 Jahren stark verändert. 2010 war Integration noch ein Nischenthema, es hat auf Bundesebene kaum Strukturen gegeben. Die Flüchtlingskrise 2015 war eine Zäsur, die Österreich und die Integration nachhaltig verändert hat", sagte Integrationsministerin Raab bei der Präsentation gemeinsam mit der Vorsitzenden des Expertenrats für Integration, Katharina Pabel, und dem Generaldirektor der Statistik Austria, Tobias Thomas. "Wir haben in der Integration viel erreicht, aber es liegt noch ein steiniger Weg vor uns. Themen wie Deutschkenntnisse, Bildungsrückstände von Kindern mit Migrationshintergrund, die Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen oder auch kulturelle Abschottung und die Entstehung von Parallelgesellschaften bleiben sehr große Herausforderungen. Davor dürfen wir die Augen nicht verschließen."

Mit den 5 Eckpfeilern für die Integration werde in Österreich auch weiterhin die Integration von Zugewanderten und Flüchtlingen gefördert. Man fordere aber auch ihre verbindliche Beteiligung an diesen Maßnahmen ein, so Susanne Raab.

5 Eckpfeiler für die Integration

Die 5 Eckpfeiler für die Integration fokussieren vor allem auf die Stärkung von Frauen als "Integrationsmotoren", auf eine stärkere Identifikation von Zugewanderten und Flüchtlingen mit Österreich sowie das ehrenamtliche Engagement als neue Säule der Integration. Zudem sollen Eltern mit Migrationshintergrund in die Pflicht genommen werden, der Kampf gegen Parallelgesellschaften wird forciert.

  • Stärkung von Frauen als "Integrationsmotoren"

Die Förderung von geflüchteten und zugewanderten Frauen wird intensiviert. Als "Integrationsmotoren" geben sie Werte an die nächste Generation weiter und übernehmen eine Schlüsselrolle in der Integration. Ziel ist es, vor allem Frauen aus patriarchal geprägten Kulturen in ihrer Selbstbestimmung sowie beim Zugang zum Arbeitsmarkt zu stärken, denn dieser ist ein wesentlicher Faktor für die Integration.

  • Mehr Identifikation mit Österreich

Emotionale Zugehörigkeit zur neuen Heimat ist ein wichtiger Faktor für die Integration. Neue Konzepte sollen helfen, die Identifikation mit Österreich zu stärken sowie Migrantinnen und Migranten vor schädlichem Einfluss aus dem Ausland zu schützen.

  • Ehrenamtliches Engagement als neue Säule der Integration

Rund 3,5 Millionen Österreicherinnen und Österreicher betätigen sich ehrenamtlich, etwa in der Flüchtlingsbetreuung. Freiwilliges Engagement darf jedoch nicht nur in eine Richtung gehen: Für Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund kann eine ehrenamtliche Tätigkeit einen Integrationsturbo darstellen. Sie stärkt die emotionale Zugehörigkeit und fördert den Kontakt zu Österreicherinnen und Österreichern. Daher wird der Expertenrat konkrete Strategien für noch stärkeres ehrenamtliches Engagement unter Zugewanderten entwickeln.

  • Eltern mit Migrationshintergrund in die Pflicht nehmen

Der Anteil der Schulkinder mit nicht deutscher Umgangssprache ist in den letzten 10 Jahren von 17,6 auf 26,4 Prozent, in Wien sogar auf mehr als die Hälfte (52,2 Prozent), gestiegen. Neben einer intensiven Sprachförderung für diese Kinder braucht es aber auch die Eltern: Sie müssen ihre Mitwirkungspflicht an der Bildung ihrer Kinder wahrnehmen und mit der Schule zusammenarbeiten. Ein erster wichtiger Schritt dazu waren die neuen Elternkurse in diesem Sommer, weitere Maßnahmen sind geplant.

  • Kampf gegen Parallelgesellschaften

Der Kampf gegen Parallelgesellschaften ist eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre. Denn parallelgesellschaftliche Strukturen sind ein Zeichen für gescheiterte Integration und können den Nährboden für Ausschreitungen und Gewalt bilden. Mit der Schaffung der Dokumentationsstelle Politischer Islam und dem Frühwarnsystem für Parallelgesellschaften werden erste wichtige Schritte gesetzt. Der Expertenrat wird sich darüber hinaus noch eingehender mit Parallelgesellschaften auseinandersetzen und weitere Maßnahmen erarbeiten.

Bilder von der Pressekonferenz sind über das Fotoservice des Bundeskanzleramts kostenfrei abrufbar.