Bundeskanzlerin Bierlein: "Wir dürfen niemals vergessen"

Besuch der KZ-Gedenkstätte Mauthausen und der Gedenkstätte Schloss Hartheim

Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein und Bildungsministerin Iris Rauskala besuchten die Gedenkstätten Mauthausen und Schloss Hartheim und gedachten allen Opfern der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten. In wenigen Tagen jährt sich die Pogromnacht vom 9. November 1938, in der im nationalsozialistischen Reich tausende jüdische Geschäfte zerstört und Synagogen in Brand gesetzt wurden. Damit hat die NS-Verfolgungs- und Vernichtungspolitik gegenüber jüdischen Bürgerinnen und Bürgern ihr verachtendes Menschenbild gezeigt. Dem folgten die Errichtung von Konzentrationslagern und die industriell organisierte NS-Vernichtungspolitik mit über sechs Millionen jüdischen Opfern, die in den Konzentrationslagern ermordet wurden oder durch Krankheiten, Schwerstarbeit und Hunger umkamen. "Die KZ-Gedenkstätte Mauthausen ist ein Ort, der uns alle bis heute mahnt und uns zu einem ‚Niemals wieder‘ als historischen Auftrag zur Auseinandersetzung mit unserer Geschichte verpflichtet", sagte Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein im Rahmen des Besuchs. 

Bundesministerin Iris Rauskala in der Gedenkstätte Mauthausen

Mauthausen und Gusen sowie die etwa 50 Nebenlager bildeten ein System, in dem Jüdinnen und Juden sowie rassisch und politisch Verfolgte, russische Kriegsgefangene, soziale und ethnische Minderheiten und viele andere Menschen unter "zutiefst unmenschlichen Bedingungen von den NS-Lagermannschaften geknechtet und ausgebeutet wurden, mit dem einzigen Ziel, die Inhaftierten letztendlich zu vernichten", erinnerte Rauskala. Österreich genieße für seine Gedenk- und Erinnerungskultur heute zwar international Anerkennung, doch "wir dürfen niemals aufhören, Faschismus, Nationalsozialismus und Holocaust als Mahnung zu sehen und als Warnung vor jenen Tendenzen zu verstehen, welche die Demokratie gefährden", so die Kanzlerin. 

Gedenk- und Erinnerungspolitik dürfen nie ein Ende finden

Österreich hat in den letzten 2 Jahrzehnten zahlreiche Initiativen gesetzt, um sich in den Schulen weiterhin mit diesen wichtigen Themen auseinandersetzen zu können. Dazu zählen etwa die Entwicklung des pädagogischen Angebotes der KZ-Gedenkstätte Mauthausen oder die breit im System Schule angelegten Aktivitäten von erinnern.at, dem Holocaust Education-Institut des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Mit seinem Netzwerk, seinen Unterrichtsmaterialien und seiner Expertise hat erinnern.at die pädagogische Arbeit der Gedenkstätte Mauthausen ebenso begleitet wie zahlreiche Gedenkinitiativen in den Bundesländern. Auch wurde die pädagogische Arbeit in enger Kooperation mit der Gedenkstätte Mauthausen in den Schulen unterstützt, vertieft und initiiert.

Trotz allem Engagement sei Antisemitismus leider auch in den heutigen Gesellschaften nicht überwunden. "Es ist unsere Verpflichtung, antisemitischen Entwicklungen mit aller Entschiedenheit entgegenzuwirken", so Bildungsministerin Rauskala. 

Unter der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft ist 2018 eine EU-Ratsentschließung zur Sicherung jüdischen Lebens in Europa und zum Kampf gegen den Antisemitismus verabschiedet worden. Österreich wird sich auch weiterhin entschieden dafür einsetzen, diese Entschließung umzusetzen. "Die Republik Österreich wird alles tun, damit niemals ein Schlussstrich gezogen wird, denn Gedenk- und Erinnerungspolitik und die pädagogische Arbeit gegen Rassismus und Antisemitismus dürfen für einen liberalen sowie demokratischen Staat wie Österreich nie ein Ende finden. Es ist unsere Verpflichtung, insbesondere die junge Generation aufzuklären. Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft gestalten", bekräftigte die Bundeskanzlerin.

Gedenkstätte Mauthausen und Schloss Hartheim

Nach einem Rundgang durch die Gedenkstätte diskutierten Brigitte Bierlein, Bundesministern Iris Rauskala und die Leiterin der Gedenkstätte Mauthausen, Barbara Glück, mit Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Hartberg zum Thema "Wie kann man Antisemitismus und andere Formen von Vorurteilen und Diskriminierung erkennen und ihnen angemessen entgegentreten?". Abschließend besuchten die Bundeskanzlerin und die Bildungsministerin den Gedenkort Schloss Hartheim. Hartheim war im Dritten Reich eine NS-Tötungsanstalt für Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung sowie psychisch Kranke. 

Bilder von diesem Termin sind über das Fotoservice des Bundeskanzleramtes kostenfrei abrufbar.