Eurobarometer-Sonderumfrage zu digitalen Rechten und Grundsätzen

Cyberangriffe und Sicherheit von Kindern in der digitalen Welt bei EU-Bürgerinnen und -Bürgern im Fokus – Häufig kein ausgewogenes Verhältnis von Online- und Offline-Zeit – fast die Hälfte aller Österreicherinnen und Österreicher sind sich nicht bewusst, dass Rechte wie Meinungsfreiheit, Privatsphäre oder Nichtdiskriminierung auch online geachtet werden müssen.

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Das Internet und digitale Werkzeuge werden aus Sicht der EU-Bürgerinnen und Bürger in Zukunft eine noch wichtigere Rolle als bisher spielen – und dabei sollte nach der mehrheitlichen Meinung der Europäerinnen und Europäer die Union Rechte und Grundsätze für einen erfolgreichen digitalen Wandel festlegen und fördern: Das geht aus einer Eurobarometer-Sonderumfrage (518) hervor, die am 6. Dezember 2021 veröffentlicht worden ist.

Die Umfrage analysiert, wie Europas Bürgerinnen und Bürger die Zukunft digitaler Werkzeuge und des Internets sehen und welche Auswirkungen das Internet, digitale Produkte, Dienstleistungen und Werkzeuge sowie das Internet aus ihrer Sicht bis 2030 auf ihr Leben haben werden. Die Umfrage wurde zwischen 16. September und 17. Oktober 2021 über eine Kombination aus Online- und persönlicher Befragung durchgeführt. Teilgenommen haben insgesamt 26.530 Befragte aus allen 27 EU-Mitgliedstaaten – davon 1.012 aus Österreich.

Die Eurobarometer-Sonderumfrage im Detail

  • Bedeutung der Digitalisierung im Alltag: Durchschnittlich 81 Prozent der befragten Europäerinnen und Europäer sind der Ansicht, dass digitale Werkzeuge und das Internet in ihrem Leben bis 2030 eine wichtige Rolle spielen werden. Im Ländervergleich liegen die Niederlande und Finnland an der Spitze – jeweils 95 Prozent vertreten in beiden Ländern diese Ansicht – während in Österreich 72 Prozent dieser Meinung sind. Im EU-Schnitt glauben mehr als 80 Prozent der Befragten, dass die Nutzung digitaler Werkzeuge und des Internets ihnen insgesamt mehr Vorteile als Nachteile bringen wird. Auch hier ist Finnland mit 98 Prozent an der Spitze – Österreich nimmt mit 77 Prozent einen Platz im unteren Viertel des Rankings ein. Ein geringer Anteil der EU-Bürgerinnen und -Bürger, nämlich 12 Prozent, erwartet bis 2030 mehr Nachteile als Vorteile; in Österreich sind es 20 Prozent der Bürgerinnen und Bürger.
  • Bedenken hinsichtlich schädlicher Praktiken im Internet und Online-Risiken; Balance zwischen Offline- und Online-Zeit: Über die Hälfte der befragten EU-Bürgerinnen und -Bürger (56 Prozent) geben an, dass sie besorgt über Cyberangriffe und Cyberkriminalität wie Diebstahl oder Missbrauch personenbezogener Daten, Schadsoftware oder Phishing seien. In Österreich äußert eine Mehrheit (58 Prozent) der Befragten in diesem Zusammenhang Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und des Wohlergehens von Kindern in der digitalen Welt. Ein Drittel der EU-Bürgerinnen und -Bürger (34 Prozent) findet es schwer, offline zu gehen und im Alltag ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Online- und Offline-Zeit zu finden. Dies trifft vor allem auf die Befragten in Griechenland, Kroatien und den Niederlanden mit jeweils 44 Prozent Zustimmung zu dieser Aussage zu. In Österreich äußern 38 Prozent der Befragten Schwierigkeiten, eine ausgewogene Balance zwischen Online- und Offline-Zeit herzustellen.
  • Bedarf an mehr Kenntnissen über Rechte im Internet: Die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger ist der Ansicht, dass die EU ihre Rechte im Online-Umfeld gut schützt. Allerdings sind sich 39 Prozent der Bürgerinnen und Bürger nicht darüber bewusst, dass Rechte wie Meinungsfreiheit, Privatsphäre oder Nichtdiskriminierung auch online geachtet werden müssen. In Bulgarien (64 Prozent), Italien (61 Prozent) und Rumänien (58 Prozent) ist sich jeweils über die Hälfte der Befragten darüber nicht bewusst; in Österreich sind es mit 47 Prozent knapp unter der Hälfte der Befragten. Eine große Mehrheit (76 Prozent) hält es für sinnvoll, besser über diese Rechte informiert zu werden.
  • Unterstützung für die Erklärung zu Digitalgrundsätzen und Zugang zu Online-Diensten: 82 Prozent der EU-Bürgerinnen und -Bürger halten es für sinnvoll, dass die EU eine gemeinsame europäische Vision für digitale Rechte und Grundsätze festlegt und fördert. Mit 93 Prozent liegt der Spitzenwert in diesem Zusammenhang bei den Befragten in Irland; in Österreich sind 76 Prozent der Befragten dieser Ansicht. Im Vergleich aller 27 EU-Mitgliedstaaten sprechen sich exakt 9 von 10 Befragten dafür aus, den Grundsatz aufzunehmen, dass alle Menschen – auch Menschen mit Behinderungen oder von Ausgrenzung bedrohte Menschen – Zugang zu leicht zugänglichen und benutzerfreundlichen digitalen öffentlichen Diensten bekommen sollten. Mit 87 Prozent liegt Österreich diesbezüglich knapp unter dem EU-Durchschnitt. Für eine erschwingliche Hochgeschwindigkeitsinternetverbindung für alle EU-Mitgliedstaaten sprechen sich EU-weit 89 Prozent der befragten Bürgerinnen und Bürger aus; in Österreich sind 85 Prozent dieser Meinung.

Nächste Schritte

Die Ergebnisse dieser ersten Eurobarometer-Sonderumfrage zu digitalen Rechten und Grundsätzen werden in den Vorschlag für eine europäische Erklärung des Europäischen Parlaments, des Rates und der Europäischen Kommission zu digitalen Rechten und Grundsätzen einfließen. Die Erklärung soll einen digitalen Wandel fördern, welcher von gemeinsamen europäischen Werten und einer auf den Menschen ausgerichteten Vision des technologischen Wandels getragen wird. Ab 2023 sollen weitere Eurobarometer-Sonderumfragen durchgeführt werden, mit denen erhoben werden soll, wie die EU-Bürgerinnen und Bürger die Umsetzung der Digitalgrundsätze in der EU beurteilen.

Hintergrund: "Digitaler Kompass"

Die Europäische Kommission legte am 9. März 2021 ihre Mitteilung "Digitaler Kompass: der europäische Weg in die digitale Dekade" vor. Des Weiteren präsentierte sie eine Reihe von Digitalgrundsätzen, die den europäischen Weg für den digitalen Wandel unterstützen und als Orientierung für die EU-Politik im digitalen Bereich dienen sollen. Dazu zählen Bereiche wie der Zugang zu Internetdiensten oder ein sicheres und vertrauenswürdiges Online-Umfeld. Um die digitalen Ziele über einen Weg in die digitale Dekade zu erreichen, schlug die Kommission im September 2021 einen soliden Governance-Rahmen vor. Zudem führte sie vom 12. Mai bis 6. September 2021 öffentliche Konsultationen zu den Digitalgrundsätzen durch, aus denen eine breite Unterstützung für europäische Digitalgrundsätze hervorging.

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