Bericht über die Fortschritte der EU bei Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs)

Bericht des Statistischen Amts der EU (Eurostat) verdeutlicht Fortschritte bei mehreren der 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Vereinten Nationen (UN) bis 2030 – Verbesserungen bei Zugang zu Justiz, Verringerung der Armut und der Kriminalität sowie Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien – Weitere Fortschritte erforderlich bei biologischer Vielfalt.

SDG-Report 2022

Das Statistische Amt der Europäischen Union, Eurostat, hat am 23. Mai 2022 seinen Bericht über die Fortschritte der EU bei den Nachhaltigkeitszielen (Englisch: "Sustainable Development Goals" - SDGs) der Vereinten Nationen (UN) veröffentlicht. Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung sind politische Zielsetzungen der UN, die weltweit der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen sollen. Die Ziele traten am 1. Jänner 2016 in Kraft und haben eine Laufzeit von 15 Jahren (bis 2030).

Der Bericht von Eurostat verdeutlicht, dass die EU in den vergangenen 5 Jahren in verschiedenen Politikbereichen wie dem "European Green Deal", der Digitalstrategie oder dem Aktionsplan zur europäischen Säule sozialer Rechte große Fortschritte bei der Verwirklichung der meisten SDGs gemacht hat.

Wirtschaftskommissar Gentiloni: Ziele für nachhaltige Entwicklung als "Kompass, der uns leitet, und Messlatte für unseren Erfolg"

Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni erklärte dazu: "Europa ist zum zweiten Mal innerhalb von 3 Jahren mit einem unvorhergesehen, plötzlich hereinbrechenden Ereignis konfrontiert. Auch wenn wir jetzt die Auswirkungen des wirtschaftlichen Schocks durch die russische Invasion in die Ukraine bewältigen müssen, darf das nicht dazu führen, dass wir die angestrebte Umgestaltung des Wirtschaftsmodells der EU aus den Augen verlieren." Diese Situation müsse vielmehr dazu anspornen, die Anstrengungen deutlich zu verstärken, damit die Widerstandsfähigkeit gesteigert und die Produktionsprozesse sowie das Handeln im Alltag nachhaltiger gestalten würden, so Gentiloni: "Bei diesen gemeinsamen Anstrengungen bleiben die Ziele für nachhaltige Entwicklung sowohl der Kompass, der uns leitet, als auch die Messlatte für unseren Erfolg", betonte Gentiloni.

Die wichtigsten Ergebnisse des Berichts über die Fortschritte der EU bei der Verwirklichung der SDGs der UN

Die Indikatoren der EU für die Nachhaltigkeitsziele werden jedes Jahr überprüft. Die Indikatoren für den Bericht 2022 sind dabei mit dem 8. Umweltaktionsprogramm und den neuen Zielen des Aktionsplans zur europäischen Säule sozialer Rechte in Einklang gebracht worden. Der Bericht enthält auch eine spezifische Analyse der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Nachhaltigkeitsziele. Der Bericht 2022 hält unter anderem die folgenden Punkte fest:

  • Die größten Fortschritte hat die EU laut Bericht bei der Förderung von Frieden und persönlicher Sicherheit sowie bei der Verbesserung des Zugangs zur Justiz sowie des Vertrauens in die Institutionen ("Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen", Ziel 16) erzielt. Demnach ist der Anteil der EU-Bevölkerung, die von Kriminalität, Gewalt oder Vandalismus in ihrer Umgebung berichten, von 13,2 Prozent im Jahr 2015 auf 10,9 Prozent im Jahr 2020 gesunken. Der Anteil der EU-Bevölkerung, die das Justizsystem des jeweiligen Landes als ausreichend unabhängig ansieht, ist zwischen 2016 und 2021 um 4 Prozentpunkte – von 50 Prozent auf 54 Prozent – gestiegen.
  • Folgt man dem diesjährigen Bericht, so sind weitere Fortschritte bei "Keine Armut" (Ziel 1), "Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum" (Ziel 8), "Bezahlbarer und saubere Energie" (Ziel 7) sowie "Industrie, Innovation und Infrastruktur" (Ziel 9) zu verzeichnen. Die Daten bezüglich Ziel 1 wurden teilweise vor der Covid-19-Pandemie erhoben; die Auswirkungen der Pandemie sind daher nicht vollständig berücksichtigt, wie der Bericht einräumt.
  • Die Fortschritte bei Ziel 7 – "Bezahlbare und saubere Energie"– sind ebenfalls positiv von Eurostat bewertet worden. Dafür seien vor allem ein deutlicher Rückgang des Energieverbrauchs im Jahr 2020 (minus 8 Prozent gegenüber 2019) sowie eine geringere Wirtschaftstätigkeit infolge der Covid-19-Pandemie ausschlaggebend, meinen die Autorinnen und Autoren. Das Energieeffizienzziel der EU für 2020 konnte eingehalten werden. Der Anteil erneuerbarer Energien in der EU sei darüber hinaus stetig gestiegen und hätte sich im Vergleich zu 2005 verdoppelt: Im Jahr 2020 entfielen demnach 22,1 Prozent des Bruttoendenergieverbrauchs in der EU auf erneuerbare Energien. Die Europäische Kommission gibt allerdings an, dass der im Jahr 2020 verzeichnetet Energieverbrauch aufgrund des Krieges in der Ukraine und der steigenden Energiepreise nur von vorübergehender Natur sein werde.
  • In Bezug auf Ziel 8 – "Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum" – stieg die Beschäftigungsquote im Jahr 2021 auf 73,1 Prozent an und lag damit über dem vor der Pandemie verzeichneten Level.
  • Moderate Fortschritte seien bei den Zielen "Kein Hunger" (Ziel 2), "Gesundheit und Wohlergehen" (Ziel 3), "Hochwertige Bildung" (Ziel 4), "Geschlechtergleichheit" (Ziel 5), "Weniger Ungleichheiten" (Ziel 10), "Nachhaltige Städte und Gemeinden" (Ziel 11), "Nachhaltig konsumieren und produzieren" (Ziel 12), "Klimaschutz" (Ziel 13), "Leben unter Wasser" (Ziel 14) zu verzeichnen, so die Autorinnen und Autoren.
  • Laut Bericht sind die Fortschritte der EU in Bezug auf "Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen" Ziel 6) sowie "Partnerschaften zur Erreichung der Ziele" (Ziel 17) als neutral – weder nachhaltiger beziehungsweise weniger nachhaltig als im vorangegangenen Bericht vor 5 Jahren – zu bezeichnen.
  • Leichte Rückschritte sind gemäß des Eurostat-Berichts bei "Leben an Land“ (Ziel 15) festgestellt worden. Zwar hätte die Zahl der Wald- und Schutzgebiete in der EU leicht zugenommen, sich die Belastung der biologischen Vielfalt jedoch weiter verstärkt, meinen die Autorinnen und Autoren. Beispielsweise sei die Zahl der in der EU heimischen Vögel seit 2000 um schätzungsweise 10 Prozent zurückgegangen.
Agenda 2030 / SDGs - Entwicklungsziele

Hintergrund: "Agenda 2030" der UN und der Eurostat-Bericht zu den Nachhaltigkeitszielen

Die Ziele der nachhaltigen Entwicklung sind in den europäischen Verträgen verankert und werden in Schlüsselprojekte sowie sektorbezogene Strategien und Initiativen der Europäischen Kommission miteinbezogen. Durch die im September 2015 von der UN verabschiedete "Agenda 2030" mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung sind die weltweiten Bemühungen um eine nachhaltige Entwicklung intensiviert worden. Die EU hat sich uneingeschränkt zur "Agenda 2030" und deren Umsetzung bekannt und bezieht sich etwa im "European Green Deal" darauf.

Der am 23. Mai 2022 veröffentlichte Eurostat-Bericht ist der sechste einer Reihe jährlicher Monitoringberichte, die das Statistische Amt der EU seit 2017 vorlegt. Die Publikation basiert auf den 22 EU-Indikatoren für die Ziele der nachhaltigen Entwicklung, die konzipiert worden sind, um die Fortschritte bei der Verwirklichung der Nachhaltigkeitsziele der UN im EU-Kontext zu überwachen. Im Monitoringbericht zu den Nachhaltigkeitszielen soll objektiv bewertet werden, ob die EU den ausgewählten Indikatoren zufolge in den abgelaufenen 5 beziehungsweise 15 Jahren Fortschritte bei der Verwirklichung der Nachhaltigkeitsziele gemacht hat. Die Trends bei den Indikatoren werden auf der Grundlage ihrer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate in den vorangegangenen 5 Jahren bewertet. Für jene Indikatoren mit quantitativen Zielen werden die Fortschritte bei der Verwirklichung dieser Ziele bewertet, insbesondere in den Bereichen Klimaschutz, Energieverbrauch und Bildung. Alle anderen, nicht quantitativen Indikatoren werden nach Richtung und Tempo der Veränderungen bewertet.

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