Vergabe des ersten Kofi Annan Award for Innovation in Africa an Social Entrepreneurs

Bundeskanzleramt prämierte die ersten 3 Preisträgerinnen und Preisträger – Start-Ups aus Kenia, Nigeria und Zimbabwe erhalten je 250.000 Euro Fördergeld

Unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzler Karl Nehammer, der Mitwirkung von Mitgliedern der hochrangigen Jury sowie nationalen und internationalen Gästen wurde der Award am 11. Juli 2022 im Festsaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften von Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler und Außenminister Alexander Schallenberg erstmals an 3 afrikanische Social Entrepreneurs verliehen.

Der Preis soll mit seinem Fokus auf die rasante Digitalisierung am afrikanischen Kontinent einen Beitrag zur Erreichung des UN-Nachhaltigkeitszieles "Gesundheit und Wohlbefinden" (SDG3) leisten. Er durchbricht entwicklungspolitische Denkmuster und fokussiert auf innovative, disruptive und unternehmerische Lösungsansätze zur Bewältigung globaler Herausforderungen. Dazu erklärte Kofi Annan (1938-2018), Friedensnobelpreisträger und Namensgeber des Awards, bereits im Jahr 2002: "It is my aspiration, that health finally will be seen not as a blessing to be wished for but as a human right to be fought for."

Bundeskanzler Karl Nehammer: "Das Bundeskanzleramt prämiert mit dem Kofi Annan Award nicht nur innovative Start-Ups aus Afrika mit jeweils 250.000 Euro, sondern holt diese auch vor den Vorhang. Wir geben ihnen damit die Chance, sich mit erfahrenen Unternehmen zu vernetzen und ihre Projekte und Ideen noch besser vorantreiben zu können. Es ist mir eine große Freude und Ehre, die Schirmherrschaft über diese großartige Initiative übernehmen zu dürfen. Ich wünsche den Gewinnerinnen und Gewinnern alles Gute und viel Erfolg auf ihrem weiteren Weg. Mein Dank gilt auch allen Beteiligten, die an der Organisation und Umsetzung mitgewirkt haben."

"Es ist wichtig, dass wir das Bewusstsein für die Nachhaltigkeitsziele weiter stärken. Der Kofi Annan Award ist dafür eine besonders wichtige Initiative. Die 330 eingereichten Bewerbungen zeigen, dass es zahlreiche innovative, nachhaltige und kreative Ideen gibt, um die Agenda 2030 umzusetzen. Sie belegen vor allem auch das große unternehmerische Potenzial auf dem afrikanischen Kontinent, das es zu nutzen gilt", so die für die SDG-Koordination zuständige Bundesministerin Karoline Edtstadler.

Außenminister Alexander Schallenberg: "Es herrscht wieder Krieg in Europa. Die damit einhergehenden Schockwellen hinterlassen auch auf dem afrikanischen Kontinent tiefe Spuren. Viele der Fortschritte, die wir in den letzten Jahren im Bereich Entwicklung und Gesundheitsvorsorge gemeinsam erzielt haben, drohen zunichtegemacht zu werden. Hinzu kommt die russische Blockade von Lebensmittelexporten, die sich zu einer humanitären Krise insbesondere in nordafrikanischen Staaten entwickeln könnte. Die heute prämierten Projekte setzen dem Zynismus Putins kreative und innovative Lösungen entgegen."

Mit digitalen Innovationen Engpässe und Versorgungslücken am afrikanischen Kontinent schließen

330 Bewerbungen aus 38 afrikanischen Ländern demonstrieren das enorme unternehmerische Potenzial Afrikas im Gesundheitsbereich. Mit modernen, digitalen Lösungen, die sich mangels gewachsener Strukturen komplett an den Bedürfnissen der Menschen, Ärztinnen und Ärzte orientieren, schließen Unternehmen Engpässe und Versorgungslücken auf dem afrikanischen Kontinent. "Innovation und Technologie können so viel Gutes in der Welt bewirken, und gemeinsam können wir die größten Herausforderungen der Welt lösen", erklärt Bernhard Kowatsch, Leiter der Partnerorganisation World Food Programme Innovation Accelerator.

Besonders Artificial intelligence (AI) verbessert Gesundheitsservices und Diagnostik, die Digitalisierung die Telemedizin und elektronische Gesundheitsdokumentation. 2020 flossen bereits 9 Prozent von 2,4 Milliarden US-Dollar an Investitionen am afrikanischen Kontinent in den Gesundheitsbereich, nur überholt von Fintech- und Cleantech-Investitionen. Gerade die digitale Gesundheit ist das perfekte Terrain für "reverse innovations": kostengünstige, einfach zu handhabende Ideen für die Gesundheitsversorgung werden von den Akteurinnen und Akteuren – der Patienten- und Ärzteschaft – am Ort des Geschehens entwickelt. Folgende 3 afrikanische Unternehmen überzeugten die hochrangige Jury:

  • Flare: 95 Prozent oder 1,2 Milliarden Menschen in Afrika haben keinen Zugang zu 911/112-Rettungsdiensten. Die digitale Plattform koordiniert einen raschen Rettungsdienst und bekämpft die strukturelle Unterversorgung.
  • myPaddi by MOBicure: Etwa zwei Drittel aller HIV-/Aids-Infizierten leben in Subsahara-Afrika. Das diskrete Beratungsnetzwerk schafft Abhilfe und steigert die Sexualgesundheit junger Menschen.
  • Vaxiglobal: Millionen Menschen in Afrika werden nicht geimpft, weil sie keinen Impfausweis (mehr) haben. Die Online-Lösung bietet mit biometrischen Daten Sicherheit und soll breitenwirksame Impfkampagnen ermöglichen.

Cloud-basierte Plattform: Kenianischer Notfalldienst koordiniert Hilfe innerhalb von Minuten

Mit ihrer Cloud-basierten Lösung schafft der Preisträger Flare Emergency Response Abhilfe. In Kenia genügt ein Anruf unter der Mobilnummer 911 und das 35-köpfige Team koordiniert einen Rettungsdienst innerhalb von wenigen Minuten. Das Start-Up vernetzt auf seiner digitalen Plattform hunderte Ambulanzen und Spitäler und schließt damit eine Lücke in der primären Gesundheitsversorgung. Eine Million Menschen nutzen bereits die 24/7-App. Seit der Gründung im Jahr 2016 rettete Flare mehr als 10.000 Akut-Patientinnen und -Patienten und half mit seinem Netzwerk, dass 4.000 Babys optimal versorgt im Krankenhaus auf die Welt kamen.

Das Team mit einem Frauenanteil von mehr als 50 Prozent plant in den nächsten Jahren, gemeinsam mit Regierungen und dem privaten Sektor, eine Expansion des digital aufgebauten Notfalldienstes in 5 weitere afrikanische Länder, um Millionen von Menschen das Leben zu retten.

App für junge Menschen aus Nigeria: diskreter Zugang im Bereich Sexualgesundheit

Der Award-Gewinner myPaddi eröffnet jungen Menschen in Afrika einen diskreten Zugang die Sexualgesundheit betreffend. Die App für Web und Handy unterstützt bei sexueller Gewalt, dem Vermeiden von Teenager-Schwangerschaften oder HIV-Infektionen. Angeboten werden anonyme Einzelsitzungen mit Ärztinnen und Ärzten und geschultem Beratungspersonal, ein Austausch in der Community und Produkte zur sexuellen Gesundheit auf dem Online-Marktplatz. Derzeit nutzen die App 130.000 junge Menschen in 16 afrikanischen Ländern.

Das 2015 gegründete Unternehmen ist als eine der Top-30-Gesundheitsinnovationen in Afrika gelistet, bietet weiters einen qualitativ hochwertigen Zugang zu medizinischem Fachpersonal für Ärztinnen und Ärzte, NGO oder internationalen Einrichtungen. Mit einem Chatbot und neuen E-Centers in ländlichen Gebieten will myPaddi künftig noch mehr junge Menschen erreichen.

Nutzung von biometrischen Daten: digitaler Impfpass aus Zimbabwe gegen Impfverschwendung

Der Award-Gewinner Vaxiglobal aus Zimbabwe setzt kontaktlose Biometrie ein, um die Verschwendung von Impfressourcen zu minimieren, die Datenqualität mit offenen Standards zu verbessern und die Ausweitung von Impfkampagnen in afrikanischen Ländern zu ermöglichen. Mit ihrer Lösung werden mittels eines Mobiltelefons die Gesichter von Patientinnen und Patienten gescannt und digitale Zertifikate in einer Cloud erstellt. Derzeit sind 320.000 Menschen registriert und während der Covid-19-Pandemie verifizierte das Unternehmen in einem Pilotprojekt 1,1 Millionen Impfstoffdosen.

Seit der Gründung im Jahr 2019 baute Vaxiglobal Beziehungen zu den Gesundheitsministerien von Zimbabwe, Botswana, Sambia, Nigeria und der Demokratischen Republik Kongo auf.

Globale Vernetzung: Wie der Krieg in der Ukraine Hunger in Afrika auslöst

Der Krieg in der Ukraine zeigt die Vernetzung zwischen Europa und Afrika deutlich auf. Eine globale Hungerkrise zeichnet sich ab, "die wir uns nicht leisten können", erklärt David Beasley, Jurymitglied und Direktor des World Food Programme (WFP). Mehrere Länder in Afrika kämpfen mit einer steigenden Nahrungsmittel-Unsicherheit, neue Migrationswellen kündigen sich an. Die österreichische Entwicklungszusammenarbeit stellt daher heuer mehr Mittel für humanitäre Hilfe zur Verfügung als je zuvor. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Nahrungsmittelkrise.

Factsheet, Timeline, Fotos, Infografiken und Videos zum Kofi Annan Award for Innovation in Africa sind im Media Corner der Website abrufbar.

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