Kommission präsentiert Jahresbericht 2022 zur Beschäftigung und sozialen Lage in Europa

Junge Menschen am stärksten von Jobverlusten infolge der Covid-19-Pandemie betroffen – Jugendarbeitslosigkeit 2021 zurückgegangen – Fast jeder zweite junge Mensch hat einen zeitlich befristeten Vertrag – Junge Frauen verdienen in der EU um 7,2 Prozent weniger als junge Männer

Auszubildende trainieren mit einer Maschine

Die Europäischen Kommission hat am 12. Juli 2022 ihren diesjährigen Bericht zur Beschäftigung und sozialen Lage in Europa ("Employment and Social Developments in Europe", kurz: ESDE-Bericht) veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass junge Menschen am stärksten unter Jobverlusten infolge der pandemiebedingt schlechteren Wirtschaftslage gelitten haben. Des Weiteren hält der Jahresbericht fest, dass die Erholung von den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie für junge Menschen langsamer ausgefallen sei als für andere Altersgruppen. Der Bericht nennt in diesem Zusammenhang den hohen Anteil befristeter Arbeitsverträge sowie Schwierigkeiten beim Einstieg in das Berufsleben als mögliche Erklärungen.

Der ESDE-Bericht dient dazu, beschäftigungs- und sozialpolitische Maßnahmen vorzulegen, die dazu geeignet sind, junge Menschen (unter 30 Jahren) wirtschaftlich unabhängig zu machen. Dies ist nach Angaben der Kommission – auch vor dem Hintergrund der weiterhin schwierigen sozioökonomischen Lage infolge des Krieges in der Ukraine – von hoher Bedeutung.

Kommissar Schmit: "Viele junge Menschen sind gut ausgebildet, digital kompetent und an ökologischen Fragen interessiert"

Der für Beschäftigung und soziale Rechte zuständige Kommissar, Nicolas Schmit, erklärte zum Bericht: "Viele junge Menschen sind gut ausgebildet, digital kompetent und an ökologischen Fragen interessiert. In Zeiten der Erholung und des digitalen wie ökologischen Wandels ist das von Vorteil. 2022 ist das 'Europäische Jahr der Jugend', denn die EU will jungen Menschen zuhören und dafür sorgen, dass sie es im Leben zu etwas bringen. Das bedeutet auch, dass wir jungen ukrainischen Kriegsflüchtlingen unser Bildungssystem und unseren Arbeitsmarkt öffnen."

Pandemie beeinflusst sozioökonomische Lage in der EU – und damit auch Situation der Jugendlichen am Arbeitsmarkt

Im Folgenden lesen Sie die wichtigsten Ergebnisse des Jahresberichts zur Beschäftigung und sozialen Lage in Europa im Überblick:

  • Herausforderungen bei Jobsuche: Junge Menschen (unter 30 Jahren) haben auch 2022 teilweise Schwierigkeiten, einen Job beziehungsweise einen Job, der ihren Fähigkeiten und Neigungen entspricht, zu finden. Obwohl die Jugendarbeitslosigkeit 2021, insbesondere gegen Jahresende, auf 16,9 Prozent zurückgegangen ist, blieb sie dennoch höher als vor der Pandemie (2019). Aktuell hat fast jeder zweite junge Mensch (45,9 Prozent) einen zeitlich befristeten Vertrag – unter den Erwerbstätigen aller Altersgruppen sind es hingegen nur 10,2 Prozent.
  • Stärkere Betroffenheit junger Menschen von schwierigen sozialen und finanziellen Lagen: Bereits vor der Pandemie ist das Einkommen junger Menschen unbeständiger als jenes von älteren Arbeitnehmerinnen beziehungsweise Arbeitnehmern gewesen. Haushalte junger Menschen sind öfter von Armut betroffen, auch wenn es innerhalb der EU deutliche Unterschiede gibt. Junge Menschen haben laut Bericht Schwierigkeiten, Fixkosten wie Rechnungen und Miete zu decken. 61 Prozent machen sich Sorgen, in den nächsten 10 Jahren angemessenen Wohnraum zu finden oder behalten zu können.
  • Bildungsniveau und sozioökonomischer Hintergrund mitverantwortlich für Schwierigkeiten: Bei jungen Menschen mit Sekundarschulabschluss ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie nicht ins Berufsleben oder in eine Bildungsmaßnahme finden, um 19 Prozentpunkte geringer als bei jungen Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau. Bei jungen Menschen mit einem tertiären Bildungsabschluss ist dieses Risiko um 28 Prozentpunkte niedriger. Junge Menschen aus benachteiligten Verhältnissen finden noch seltener ins Berufsleben oder in eine Bildungsmaßnahme.
  • Unterschiede zwischen jungen Frauen und jungen Männern: Im Schnitt verdienen junge Frauen in der EU 7,2 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Diese Kluft wird mit zunehmendem Alter breiter. Auf EU-Ebene ist nur ein kleiner Teil dieses Lohngefälles – 0,5 Prozentpunkte – auf Bildungsabschluss, Berufswahl, Berufserfahrung oder die Form des Arbeitsvertrags zurückzuführen.

Analyse der Beschäftigungsmaßnahmen der EU für junge Menschen

Der ESDE-Bericht liefert faktengestützte Analysen, wie die Herausforderungen junger Menschen bewältigt werden könnten. Die Kommission betont, dass durch beschäftigungs- und sozialpolitische Maßnahmen jungen Menschen Kompetenzen sowie Ausbildungs- und Jobmöglichkeiten vermittelt werden sollen. Des Weiteren soll EU-weit Mobilität als Grundstein für ein erfolgreiches und krisenfestes Berufsleben gefördert werden. Ziel ist, junge Menschen vor Risiken wie Arbeitslosigkeit, Krankheit, Armut oder Verschuldung möglichst zu bewahren und sie beim Aufbau von Wohlstand und Vermögen zu unterstützen.

2023 will die Kommission die Empfehlung des Rates zu einem Qualitätsrahmen für Praktika insbesondere im Hinblick auf die Arbeitsbedingungen prüfen. Eine hochrangige Gruppe erarbeitet derzeit, wie junge Menschen, die Praktika absolvieren, sozial besser abgesichert werden können. Die diesbezüglichen Ergebnisse sollen Anfang 2023 vorliegen.

Hintergrund: EU-Programme für junge Menschen

Die EU unterstützt junge Menschen in Form verschiedener Programme:

  • Dazu zählt unter anderem die "Jugendgarantie" mit ihrer Beschäftigungsinitiative für junge Menschen, mit deren Hilfe seit 2014 über 36 Millionen junge Menschen ein Stellen-, Weiterbildungs-, Ausbildungs- und/oder Praktikumsangebot erhalten haben.
  • Des Weiteren investiert die EU über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF+) in Menschen sowie in Jobs für junge Menschen und möchte mit der neuen Initiative ALMA ("Aim, Learn, Master, Achieve") vor allem benachteiligten jungen Menschen Möglichkeiten und Chancen im Berufsleben eröffnen.
  • Das 100 Milliarden Euro schwere Europäische Instrument zur vorübergehenden Unterstützung bei der Minderung von Arbeitslosigkeitsrisiken in einer Notlage ("Support to mitigate Unemployment Risks in an Emergency", kurz: SURE) federt seit April 2020 auch für junge Menschen die pandemiebedingten Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt ab. 2020 wurden auf diesem Weg rund 31 Millionen Menschen und 2,5 Millionen Unternehmen, 2021 rund 3 Millionen Menschen und 400.000 Betriebe unterstützt.
  • Zusätzlich konzentrieren sich die nationalen Aufbau- und Resilienzpläne der EU-Mitgliedstaaten im Rahmen des Wiederaufbauprogramms "Next Generation EU" gemäß der verstärkten Jugendgarantie ebenfalls auf Maßnahmen für die nächste Generation.

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