Fortschritte der EU bei Null-Schadstoff-Zielen

Veröffentlichung der Berichte "Null-Schadstoff-Überwachung und Ausblick 2025 sowie "Ausblick auf saubere Luft" – EU strebt Erreichung der Null-Schadstoff-Ziele für 2030 an – Erstes "Null-Schadstoff-Dashboard" präsentiert: Österreich zählt zu den 5 EU-Mitgliedstaaten mit den aktuell niedrigsten Schadstoffwerten

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Am 3. März 2025 veröffentlichte die Europäischen Kommission gemeinsam mit der Europäischen Umweltagentur (EUA) den Bericht "Null-Schadstoff-Überwachung und Ausblick 2025" (Englisch: "Zero Pollution Monitoring and Outlook Report"). Dieser bietet einen Überblick über die Arbeit der EU zur Erreichung der Null-Schadstoff-Ziele für 2030 und wurde zum 2. Mal veröffentlicht. 

Zudem veröffentlichte die Kommission am selben Tag auch ihren 4. Bericht über den "Ausblick auf saubere Luft" (Englisch: "Fourth Clean Air Outlook").

Beide Berichte verdeutlichen den Beitrag der EU-Politik zur Verringerung der Luftverschmutzung, des Pestizideinsatzes und der Kunststoffabfälle auf See. Nach Angaben der Europäischen Kommission ist das Ausmaß der Verschmutzung  jedoch nach wie vor zu hoch, insbesondere durch schädlichen Lärm, die Freisetzung von Mikroplastik  in die Umwelt, die Nährstoffbelastung und das Abfallaufkommen.

Null-Schadstoff-Grundsätze auf allen Ebenen

Die Null-Schadstoff-Grundsätze müssten in alle politischen Maßnahmen und Bemühungen auf allen Ebenen in den 27 EU-Mitgliedstaaten integriert werden, so die EU-Kommission. In diesem Zusammenhang soll die Förderung der Kreislaufwirtschaft der EU dazu beitragen, den Ressourcenverbrauch zu senken und somit den Druck auf die Ökosysteme und die menschliche Gesundheit verringern. Maßnahmen gegen Null-Schadstoff-Emissionen, insbesondere im Rahmen des Null-Schadstoff-Aktionsplans,  sollen den nachhaltigen Wandel der EU-Wirtschaft unterstützen und ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern.

Exekutiv-Direktorin der Europäischen Umweltagentur: "Umweltverschmutzung so weit reduzieren, dass keine Gefahr für die menschliche Gesundheit und die Umwelt besteht"

Die Exekutiv-Direktorin der Europäischen Umweltagentur, Leena Ylä-Mononen, strich anlässlich der Präsentation der Berichte die Notwendigkeit der Reduzierung von Umweltbelastungen hervor:

"Die Verringerung der Umweltverschmutzung ist ein entscheidender Bestandteil unserer langfristigen Nachhaltigkeitsziele und zielt letztlich darauf ab, die Umweltverschmutzung so weit zu reduzieren, dass sie keine Gefahr für die menschliche Gesundheit und die Umwelt mehr darstellt. Unsere Null-Schadstoff-Überprüfung zeigt jedoch, dass in Schlüsselbereichen dringend mehr Maßnahmen erforderlich sind, um Nährstoffverluste und Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren, die gesundheitlichen Auswirkungen von Lärm zu verringern und die Verschmutzung durch Kunststoffe zu verringern. Maßnahmen zur Eindämmung des Verbrauchs und zur Verringerung des Abfallaufkommens – die die Hauptursachen für Umweltbelastungen sind – und zur Förderung einer Kreislaufwirtschaft sind von entscheidender Bedeutung, wenn wir Fortschritte bei der Verwirklichung unserer Ziele erzielen wollen. Die EU muss zu Verbrauchsmustern übergehen, die den Bürgerinnen und Bürgern mehr Nutzen bringen und gleichzeitig den Verbrauch in Gebieten verringern, die den größten Umweltschaden verursachen: Mit anderen Worten, wir müssen besser, anders und weniger konsumieren."

Die 6 Null-Schadstoff-Ziele der EU für das Jahr 2030

Bis 2030 möchte sich die EU auf die folgenden 6 Null-Schadstoff-Ziele konzentrieren:

1. Verbesserung der Luftqualität, um die Zahl der durch Schadstoffe in der Luft verursachten vorzeitigen Todesfälle um 55 Prozent zu verringern,

2. Verringerung des Anteils der Menschen, die chronisch durch Verkehrslärm gestört werden, um 30 Prozent;

3. Verringerung des Anteils der Ökosysteme in der EU, in denen die biologische Vielfalt durch Luftverschmutzung gefährdet ist, um 25 Prozent;

4. Verbesserung der Bodenqualität mittels:

  • Reduzierung von Nährstoffverlusten um 50 Prozent;
  • Reduzierung des Einsatzes und des Risikos chemischer Pestizide um 50 Prozent;
  • Reduzierung des Einsatzes der gefährlicheren chemischen Pestizide um 50 Prozent;
  • Verringerung des Verkaufs antimikrobieller Wirkstoffe für Nutztiere und in der Aquakultur um 50 Prozent;

5. Verbesserung der Wasserqualität mittels:

  • Reduzierung des Plastikmülls im Meer um 50 Prozent;
  • Reduzierung des in die Umwelt freigesetzten Mikroplastiks um 30 Prozent;

6. Erhebliche Reduzierung des Abfallaufkommens:

  • insgesamt sowie;
  • Reduzierung des Restmülls um 50 Prozent.

Verbesserung der Luftqualität in Europa weiterhin notwendig

Zwischen 2005 und 2022 hat sich die Luftqualität nach Angaben der Europäischen Kommission in ganz Europa, insbesondere in städtischen Gebieten verbessert. Im selben Zeitraum ist die Zahl der vorzeitigen Todesfälle in der EU, die auf Feinstaub zurückzuführen sind, um 45 Prozent zurückgegangen. Doch sei die Zahl der Todesfälle durch verschmutzte Luft nach wie vor zu hoch, stellt die Europäische Kommission in ihrem Bericht zur Null-Schadstoff-Überwachung fest. Darüber hinaus bedrohe die anhaltende Verschmutzung, insbesondere durch Ammoniak und Stickoxide, weiterhin die Ökosysteme der EU. Im Bericht "Null-Schadstoff-Überwachung und Ausblick 2025" wird auch festgehalten, dass die Belastung durch schädlichen Lärm, Mikroplastik, Nährstoffe und Abfälle nach wie vor zu hoch sei. Im Bereich der Lärmbelästigung sind demnach insbesondere in städtischen Gebieten weitere Anstrengungen erforderlich, um die Zahl der chronisch durch Verkehrslärm gestörten Menschen zu verringern. Im Bereich Mikroplastik sind laut Bericht weitere Maßnahmen erforderlich, um diese Verschmutzungsquelle zu bekämpfen. Darüber hinaus blieben die Nährstoffverluste weitgehend unverändert, insbesondere aufgrund der anhaltenden Herausforderungen des Abflusses in der Landwirtschaft und des Düngemitteleinsatzes. Auch im Bereich Abfall sind größere Anstrengungen erforderlich, da die Abfallerzeugung in der EU weiter zunimmt. Der Bericht fordert daher eine vollständige Umsetzung und Durchsetzung der EU-Umweltvorschriften, die von entscheidender Bedeutung seien, um die Null-Schadstoff-Ziele für 2030 gemäß dem Null-Schadstoff-Aktionsplan zu erreichen.

Dies wird durch den 4. Bericht zum "Ausblick für saubere Luft" bestätigt, in dem hervorgehoben wird, dass die Luftschadstoffemissionen in der EU zwar weiter sinken, die Luftqualität jedoch ein ernsthaftes Risiko für die Gesundheit und die Qualität der Ökosysteme in der EU darstellt. Beide Berichte zeigen, dass mehr Maßnahmen erforderlich seien, um die Luftverschmutzung weiter zu verringern.

Bereits zahlreiche Schritte zur Verwirklichung der Ziele unternommen

Auf legislativer Ebene hat die EU bereits Schritte zur Überarbeitung der Richtlinie über Industrieemissionen, der Luftqualitätsrichtlinie, der Richtlinie über die Behandlung von kommunalem Abwasser, der Abfallrahmenrichtlinie, der Wasserrahmenrichtlinie und der Quecksilberverordnung unternommen. Die neue Verordnung über die Wiederherstellung der Natur soll auch dazu beitragen, den Verschmutzungsdruck auf die Ökosysteme weiter zu verringern und die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme insgesamt zu erhöhen. Um die Verschmutzung durch Mikroplastik zu bekämpfen, legte die Europäische Kommission 2023 einen Vorschlag für eine Verordnung zur Vermeidung von Verlusten von Kunststoffgranulat in die Umwelt vor. Nach ihrer Annahme wird sie dazu beitragen, dieses Verschmutzungsziel im Null-Schadstoff-Aktionsplan zu erreichen.

"Null-Schadstoff-Dashboard": Österreich zählt zu den 5 EU-Staaten mit den aktuell geringsten Schadstoffwerten

Parallel zu den Berichten präsentierte die Europäische Kommission das erste "Null-Schadstoff-Dashboard", welches die Fortschritte der EU-Regionen und -Hauptstädte bei der Erreichung saubererer Luft, Wasser und Böden aufzeigt. Das Dashboard vergleicht die Regionen untereinander und mit dem EU-Durchschnitt. Der Vergleich basiert auf mehreren Umweltverschmutzungsindikatoren, die sich mit Gesundheit, Ökosystemschutz und Biodiversität sowie Produktion und Verbrauch befassen.

In 15 europäische Regionen in den 5 Ländern (Österreich, Finnland, Frankreich, Deutschland und Schweden), weisen demnach aktuell die niedrigsten Schadstoffwerte auf. Bezogen auf 7 Messindikatoren (Luftqualität, Badegewässer, Lärm, Nitrate um Grundwasser, Luftabscheidung von Stickstoff, städtisches Abwasser, Industrieemissionen) weist Österreich im EU-Vergleich in den Bundesländern Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Kärnten einen besonders geringen Grad an Verschmutzung auf.

Hintergrund: Maßnahmen der EU zur Reduktion der Umweltverschmutzung

Der Bericht über "Null-Schadstoff-Überwachung und Ausblick 2025" wurde von der Europäischen Umweltagentur (EUA) und der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission erstellt. Die Überwachung und Bewertung dienen als regelmäßige halbjährliche Überprüfung der Fortschritte der EU-Mitgliedstaaten bei der Erreichung der Null-Schadstoff-Ziele der EU. Diese Bestandsaufnahme wird auch in künftige politische Maßnahmen zur Unterstützung des Null-Schadstoff-Ziels einfließen, das darin besteht, die Umweltverschmutzung so weit zu verringern, dass sie bis 2050 kein Risiko für die menschliche Gesundheit und die Umwelt darstellt. 

Um einen sauberen und gesunden Planeten wiederherzustellen, wurde 2021 der Null-Schadstoff-Aktionsplan mit wichtigen Zielen zu einer rascheren Verringerung der Umweltverschmutzung eingeleitet. Im Rahmen des Null-Schadstoff-Aktionsplans hat die Europäische Kommission 9 Leitinitiativen und 33 spezifische Maßnahmen zur Vermeidung und Verringerung der Umweltverschmutzung auf den Weg gebracht, darunter insbesondere das Null-Schadstoff-Paket für saubere Luft und sauberes Wasser.

Umweltverschmutzung trägt erheblich zu einer Reihe von Gesundheitsproblemen und vorzeitigen Todesfällen bei. Die Europäische Kommission konstatiert auch deutliche Ungleichheiten bei den Auswirkungen von Umweltverschmutzung: So seien Bürgerinnen und Bürger in niedrigeren sozioökonomischen Gruppen tendenziell stärker der Umweltverschmutzung ausgesetzt und gefährdete Gruppen wie Kinder oder ältere Menschen ebenfalls unverhältnismäßig stark betroffen. Die durch Umweltverschmutzung bedingten Todesfälle und Krankheiten seien durch die Verringerung der Umweltverschmutzung weitgehend vermeidbar und sollten als Teil künftiger präventiver Gesundheitsmaßnahmen in Europa betrachtet werden.

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