Neue "Startup"- und "Scaleup"-Strategie soll Europa zum Anziehungspunkt für Unternehmen machen

Mit "Choose Europe to Start and Scale" setzt die EU-Kommission auf bessere Finanzierung, vereinfachte Regeln und mehr Talente – Ein umfassender Plan mit konkreten Maßnahmen in 5 Bereichen zur Stärkung des Startup-Ökosystems in Europa

Frau arbeitet an einem Laptop mit Tabellenkalkulationsprogramm
Foto: EC - Audiovisual Service, Christophe Licoppe

Mit einer neuen "Startup"- und "Scaleup"-Strategie "Choose Europe to Start and Scale" legt die Europäische Kommission den Grundstein für ein ehrgeiziges Vorhaben: Europa soll weltweit zu einem der attraktivsten Standorte für die Gründung und Skalierung innovativer technologieorientierter Unternehmen werden. Die am 28. Mai 2025 von der Europäischen Kommission präsentierte Strategie steht in direktem Zusammenhang mit der übergeordneten Initiative "Choose Europe", die von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ins Leben gerufen worden ist und auf Talentsicherung sowie Wettbewerbsfähigkeit in Europa abzielen soll. 

Im Zentrum der neuen Maßnahmen steht der Anspruch, das volle Potenzial europäischer "Startups" zu entfalten – als Motoren für Innovation und als Pfeiler für nachhaltiges Wachstum und wirtschaftliche Resilienz.

Exekutiv-Vizepräsident Séjourné: "Wir wollen Europa für Unternehmen sowie Investorinnen und Investoren mitten in die globale Innovationskarte bringen"

Stéphane Séjourné, Exekutiv-Vizepräsident der Europäischen Kommission für Wohlstand und Industriestrategie, erklärte dazu:

"Unternehmen, die in Europa geboren werden, müssen in Europa wachsen. Mit der Einführung der EU-'Startup'- und 'Scaleup'-Strategie setzen wir Wachstumstreiber für die innovativsten und vielversprechendsten Unternehmen Europas frei. Wir haben Bürokratie abgebaut, wir erleichtern ihren Zugang zu Finanzmitteln, wir verbessern ihre Geschäftsfähigkeit in unserem gesamten Binnenmarkt. Mit anderen Worten, wir wollen Europa für Unternehmen sowie Investorinnen und Investoren mitten in die globale Innovationskarte bringen. Europa kann zu seinen eigenen Bedingungen führen und der Ort sein, an dem Innovation gedeiht."

Ekaterina Sachariewa, EU-Kommissarin für "Startups", Forschung und Innovation, ergänzte: 

"Die EU-'Startup'- und 'Scaleup'-Strategie ist eine klare Absichtserklärung: Europa zum besten Ort der Welt zu machen, um ein Unternehmen zu gründen und auszubauen. Die Strategie wird es uns ermöglichen, Europas Reichtum an Kreativität, Forschung und Ehrgeiz in florierende neue Unternehmen, hochwertige Arbeitsplätze und reale Auswirkungen umzuwandeln. Mit den 5 konkreten Maßnahmen beseitigen wir die Barrieren, die unsere Unternehmerinnen und Unternehmer zurückhalten. Europa ist bereit, sich zu vergrößern."

EU-Strategie schlägt Maßnahmen in 5 Hauptbereichen vor

Mit konkreten Maßnahmen in den folgenden 5 Bereichen möchte die Europäische Kommission die "Startup"- und "Scaleup"-Landschaft in Europa weiter stärken:

1. Förderung eines innovationsfreundlichen Umfelds durch weniger Bürokratie und mehr Chancen

Ein zentraler Baustein der Strategie ist die Schaffung eines innovationsfreundlichen Umfelds. Die Kommission plant die Einführung einer sogenannten "Europäischen 28. Regelung" (Englisch: "European 28th regime"), die durch Harmonisierung von Insolvenz-, Steuer- und Arbeitsrecht mehr Rechtsklarheit schaffen soll. Ziel ist es, bürokratische Hürden abzubauen und grenzüberschreitendes Wachstum zu erleichtern. Auch die digitale Verwaltung soll modernisiert werden: Mit der digitalen Brieftasche (Englisch: "European Business Wallet", kurz: EBW) sollen Unternehmen künftig mittels einheitlicher digitaler Identität einfacher mit Behörden interagieren können. Ergänzt wird dieser Ansatz durch das geplante Europäische Innovationsgesetz, das Reallabore fördert und Raum für kontrollierte Tests neuer Technologien bieten soll.

2. Bessere Finanzierung und finanzielle Hebel für Wachstumsphase

Die EU-Kommission räumt der Verbesserung der Finanzierungslandschaft höchste Priorität ein – insbesondere in der kritischen "Scaleup"-Phase, in der viele europäische "Startups" bisher ins Ausland abwandern. Mit der Erweiterung und Vereinfachung des Europäischen Innovationsrats soll risikoreiche, technologiegetriebene Innovation besser unterstützt werden. Gleichzeitig soll ein neuer "Scaleup Europe"-Fonds geschaffen werden, der gemeinsam mit privaten Investoren "Deep-Tech"-Unternehmen finanziert. Ergänzend soll ein freiwilliger Investitionspakt institutionelle Anlegerinnen und Anleger in der EU für Investitionen in nicht börsennotierte Unternehmen mobilisieren. Diese Maßnahmen sind Teil der übergeordneten "Spar- und Investitionsunion", mit der die EU Kapital besser im Binnenmarkt halten will.

3. Unterstützung der Marktakzeptanz und Expansion für die schnellere Marktreife von "Startups" und "Scaleups"

Ein weiteres Ziel der Strategie ist es, die Markteinführung von Innovationen zu beschleunigen. Mit der Initiative "Lab to Unicorn" möchte die EU-Kommission akademische Einrichtungen enger mit "Startups" vernetzen und so die Gründung von "Spin-offs" sowie die Kommerzialisierung von geistigem Eigentum erleichtern. Vorgesehen sind konkrete Konzepte zur Lizenzvergabe und Beteiligung der Erfinderinnen beziehungsweise Erfinder an künftigen Erträgen. Auch bei der innovationsfreundlichen öffentlichen Auftragsvergabe setzt die EU an – insbesondere im Verteidigungs- und Sicherheitsbereich sollen "Startups" künftig leichter Zugang zu Ausschreibungen erhalten.

4. Die EU rollt den "Blauen Teppich" für Talente aus: Anwerbung und Bindung von Spitzenkräften

Die Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für "Startups". Mit der „Blauer Teppich“-Initiative (Englisch: "Blue Carpet initiative") will die Europäische Kommission Anreize für die Anwerbung und Bindung von Talenten schaffen. Dazu zählen steuerliche Verbesserungen bei Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiterbeteiligungen, Erleichterungen für grenzüberschreitende Beschäftigung sowie eine gezielte Förderung unternehmerischer Bildung. Zusätzlich sollen beschleunigte Visa- und Aufenthaltserlaubnisse für Nicht-EU-Gründerinnen und -Gründer eingeführt werden. Auch ein europäischer Karriereentwicklungsrahmen für Forschende ist in Planung, um die wirtschaftliche Verwertung wissenschaftlicher Arbeit gezielt zu honorieren.

5. Leichterer Zugang zu Infrastruktur, Netzwerken und Dienstleistungen

"Startups" und "Scaleups" brauchen nach Angaben der EU-Kommission Zugang zu modernster Infrastruktur, um Innovationen schneller zur Marktreife zu bringen. Mit einer "Zugangscharta für industrielle Nutzer" (Englisch: "Charter of Access for industrial users") plant die EU, divergierende Zugangsbedingungen zu vereinheitlichen. Demnach sollen Hochschulen und öffentliche Forschungseinrichtungen künftig unter klar definierten Bedingungen ihre Infrastrukturen für "Startups" öffnen dürfen. Weitere Maßnahmen im Rahmen des Europäischen Innovationsgesetzes sollen dafür sorgen, dass neue Technologien einfacher erprobt und in reale Anwendungen überführbar sind.

Hintergrund: "Choose Europe to Start and Scale"

Die neue Strategie ist in enger Zusammenarbeit mit Gründerinnen und Gründern, Investorinnen und Investoren sowie Verbänden entwickelt worden. Über 600 Beiträge flossen in den Prozess ein, darunter fast 200 Positionspapiere. Auch ein eigens organisierter "Hackathon" (eine kollaborative Soft- und Hardwareentwicklungs­Veranstaltung) lieferte wichtige Impulse. Die Umsetzung soll künftig vom Europäischen Startup-Forum und dem Europäischen Innovationsrat begleitet werden. Fortschritte sollen anhand international vergleichbarer Indikatoren gemessen und regelmäßig evaluiert werden – erstmals bis Ende 2027. Ziel ist es, ein dauerhaft attraktives, innovationsgetriebenes Wirtschaftsumfeld in der EU zu schaffen, das globale Talente und Kapital anzieht.

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