Ministerrat verabschiedet umfangreiches Paket zur psychischen Gesundheit und Prävention an Schulen
Die psychische Gesundheit und Prävention an Schulen stand im Mittelpunkt des Ministerrats am 2. Juli. Jugendministerin Claudia Plakolm, Bildungsminister Christoph Wiederkehr und Gesundheitsministerin Korinna Schumann stellten im Pressefoyer nach dem Ministerrat die beschlossene Regierungsvorlage vor. Konkret soll es zu einem deutlichen Ausbau des psychosozialen Unterstützungspersonals an Schulen und mehr Betreuung vor Ort kommen – mit mehr Möglichkeiten der Arbeit mit Schülerinnen und Schülern. Weiters soll der Fokus im Bereich Jugendcoaching auf Ballungszentren gerichtet werden. Der Ausbau von Präventionsprogrammen und verpflichtende Exit-Gespräche mit Schülerinnen und Schülern sowie deren Erziehungsberechtigten bei Gefahr eines Schulabbruchs wurde fixiert.
Mentale Gesundheit noch immer für viele Tabuthema
"45 Prozent der jungen Menschen sagen laut einer Ö3-Jugendstudie, dass die mentale Gesundheit noch immer ein Thema ist, über das man nicht gerne spricht. 18 Prozent geben an, dass sie es für einen gehypten Trend halten, plötzlich hätten alle psychische Probleme. Aber immerhin 37 Prozent sehen in psychischen Problemen auch ein Thema, über das man inzwischen ganz offen sprechen kann. Psychische Probleme, egal ob es persönliche Lebenskrisen, schlechte Noten oder Probleme im Freundeskreis sind, sind oft Probleme, bei denen junge Menschen glauben, dass sie alleine damit fertig werden müssen. Aber das stimmt einfach nicht. Deswegen ist mein Appell heute ganz klar: Meldet euch und redet darüber, weil es extrem wichtig ist, Sorgen zu teilen und auch einmal eine andere Meinung einzuholen. Und es ist vor allem wichtig, dass man auf sich selbst, auf seine eigene Gesundheit schaut", hielt Jugendministerin Claudia Plakolm in ihrem Statement fest.
Plakolm: Meldet euch und redet darüber
Gerade gleichaltrige Freunde und auch Eltern seien ganz wichtige Sorgenfresser und ganz entscheidend in einer Phase, in der Jugendliche mehrere Herausforderungen und Probleme persönlich durchmachen müssten. Hier sei es wichtig, dass auch Elternteile Freundinnen oder Mitschüler sich an die Schulpsychologie, an Schulsozialarbeiter oder an eine Hotline wenden. "Man kann sich Rat holen, wenn man das Gefühl hat, dass es jemandem im eigenen Umfeld nicht gut geht, man muss definitiv nicht alleine damit fertig werden. Es gibt hier großartige Einrichtungen, die niederschwellig und unkompliziert helfen. Deswegen meldet euch und redet darüber", führte Plakolm weiter aus und verwies auf Hotlines wie 147 oder die Telefonseelsorge.
Wiederkehr – Personaloffensive bei der Schulpsychologie und Einführung von Schulsozialarbeit
Bildungsminister Christoph Wiederkehr zeigte sich beim Pressefoyer erfreut, dass mit dem beschlossenen Maßnahmenpaket "ein Beschluss zustande gekommen ist, der die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt stellt". Mit dem umfassenden Paket werde es zu deutlichen Verbesserungen kommen. Der erste Punkt, so Wiederkehr, sei eine Personaloffensive: Die Anzahl der Schulpsychologinnen und -psychologen werde innerhalb der nächsten 3 Jahre verdoppelt. "Die zweite Ebene im Personalbereich ist die Schulsozialarbeit, wo wir erstmals in den Bundesschulen Schulsozialarbeit einführen werden, um mit 65 Fachkräften im kommenden Schuljahr eine flächendeckende Betreuung in der Sekundarstufe II sicherzustellen", führte Wiederkehr weiter aus. Ziel sei es, psychische Gesundheitsprobleme genauso selbstverständlich zu behandeln wie physische Verletzungen sowie Prävention und Beratung in den Schulalltag zu bringen.
"Starke Schule, starke Gesellschaft" – externe Unterstützungsangebote
Als dritten Bereich des Pakets wolle man außerschulische Angebote in die Klassenzimmer bringen. Wiederkehr stellte hier die Initiative "Starke Schule, starke Gesellschaft" vor, mit der ab 2026 psychosoziale Workshops, Fortbildungen und Informationsveranstaltungen rund um mentale Gesundheit über externe Expertinnen und Experten in den Klassenzimmern angehalten werden sollen. Dafür werden die Mittel für außerschulische Präventionsprogramme von 2 auf 4 Millionen Euro verdoppelt. "Unsere Schulen sollen sichere Orte der Entfaltung sein", so der Minister, "deshalb stärken wir Krisenpläne, Gewalt- und Radikalisierungsprävention und bieten direkte Hilfen für Kinder und Jugendliche dort an, wo sie sie brauchen."
Schumann – Jugendcoaching und Extremismusprävention
Gesundheitsministerin Korinna Schumann zeigte sich erfreut, dass das Jugendcoaching nun ausgebaut statt gekürzt werde. Denn das Jugendcoaching, das österreichweit Jugendlichen in Übergangssituationen – etwa beim Schulabbruch oder dem Wechsel von der Pflichtschule in eine höhere Ausbildung – unbürokratisch Unterstützung bietet, habe sich sehr bewährt. Angesichts der jüngsten Ereignisse in Graz habe man sich entschieden, das Programm nicht zu kürzen, sondern "gerade jetzt verstärkt auf Ballungsräume und Berufsschulen" zu fokussieren, erläuterte die Ministerin. In enger Abstimmung mit dem Bildungsministerium und dem AMS sollen zudem bis zu 1.000 Workshops zur Extremismusprävention, zu Vielfalt, Demokratieverständnis und Konfliktmanagement angeboten werden, um Jugendlichen konkrete Hilfestellungen für ihren weiteren Lebensweg zu geben.
"Gesund aus der Krise" und 24/7-Hotline für Burschen
Schumann kündigte außerdem an, das Projekt "Gesund aus der Krise" mit einem Offensivschwerpunkt auf Kinder und Jugendliche fortzuführen und die psychologische Betreuung deutlich auszuweiten. Ein weiterer Eckpfeiler sei die Männerarbeit im Sozialministerium. Zentral sei dabei, so die Ministerin, die kostenlose Helpline, bei der jugendliche und erwachsene Männer rund um die Uhr und anonym Hilfe in Anspruch nehmen könnten. Hier sei es wichtig, die "ganz wesentliche Botschaft zu vermitteln, wenn man sich Hilfe holt, wenn man sie braucht, dann ist man stark".
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