Staatssekretär Pröll: Österreich bekennt sich zu seiner historischen Verantwortung

Feierliche Übergabe von Staatsbürgerschaftsbescheiden in Tel Aviv

"Durch die Verleihung der Staatsbürgerschaft an Nachkommen von NS-Opfern bekennen wir uns zu unserer Verantwortung – nicht nur mit Worten, sondern mit Taten", sagte Staatssekretär Alexander Pröll bei seiner Ansprache zur feierlichen Übergabe von Staatsbürgerschaftsbescheiden in der Residenz des österreichischen Botschafters in Tel Aviv. Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie überreichte der Staatssekretär gemäß § 58c des österreichischen Staatsbürgerschaftsgesetzes persönlich 13 Bescheide an Nachkommen von Opfern der nationalsozialistischen Verfolgung – ein symbolischer Akt der Anerkennung und der historischen Verantwortung.

"Staatsbürgerschaft ist Brückenschlag von der Geschichte zur Gegenwart"

"Die österreichische Staatsbürgerschaft ist mehr als ein Dokument – sie ist ein Brückenschlag von der Geschichte zur Gegenwart. Ich bin dankbar, heute in Tel Aviv Menschen begrüßen zu dürfen, die trotz allem ihre Beziehung zu Österreich nicht verloren haben", so Pröll. Auch der österreichische Botschafter in Israel, Nikolaus Lutterotti, begrüßte die Gäste, unter ihnen zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der österreichischen Community in Israel.

Verleihung der Staatsbürgerschaft an Rafael David Kishon

Unter den Empfängern der österreichischen Staatsbürgerschaft befand sich Rafael David Kishon, der Sohn von Schriftsteller Ephraim Kishon und Hava Korda (früher: Kishon), die im Jahr 1925 als Eva Klamer in Wien geboren worden war. Nach dem "Anschluss" floh Eva gemeinsam mit ihren Eltern nach Ungarn, wo sie den Holocaust mit falschen Dokumenten überlebte. 1949 flüchtete sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Ephraim Kishon nach Wien und von dort über Italien weiter nach Israel. Das Paar war bis 1958 verheiratet. Hava arbeitete im Bereich der Mikrobiologie in einem Labor. Sie lebte in Ramat Gan und verstarb 2017.

Ihr Sohn Rafael David Kishon studierte in Heidelberg Veterinärmedizin und ist praktizierender Tierarzt in Tel Aviv. Daneben hatte er ein Programm im israelischen Fernsehen und tritt im deutschsprachigen Raum mit Live-Shows über seinen Vater auf.

§ 58c StbG: Recht auf Rückgabe der Staatsbürgerschaft

Das österreichische Parlament beschloss im Oktober 2019 in Wahrnehmung der historischen Verantwortung gegenüber den Verfolgten des Nationalsozialismus und ihren Nachkommen einstimmig eine Novelle zum österreichischen Staatsbürgerschaftsgesetz (§ 58c StbG). Auf dieser Grundlage haben bisher mehr als 18.400 Personen israelischer Staatsangehörigkeit die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten. Der Paragraph ermöglicht Nachkommen von Personen, die aus rassistischen oder politischen Gründen durch das NS-Regime verfolgt oder ermordet wurden, die Wiedererlangung der österreichischen Staatsbürgerschaft – als Zeichen der Wiedergutmachung und Anerkennung des erlittenen Unrechts.

"Israel ist zentraler Partner für Österreich"

Staatssekretär Pröll besucht derzeit als erstes Mitglied der im März angelobten Bundesregierung Israel. Auf dem Programm steht unter anderem ein Besuch des am 7. Oktober 2023 vom Hamas-Terroranschlag betroffenen Kibbutz Be'eri und des Nova Festival Memorials sowie der Austausch im Bereich Digitalisierung und Cybersicherheit. "Israel ist nicht nur ein zentraler Partner für Österreich, sondern auch ein Land, das beim Thema Digitalisierung, Cybersicherheit und der Auseinandersetzung mit Antisemitismus weltweit eine Schlüsselrolle spielt. Gerade in einer Zeit wie dieser ist der direkte Dialog wichtiger denn je", stellte Pröll im Vorfeld der Reise fest.

"Solidarität mit Israel hochaktuell"

Es sei ein wichtiges Signal, dass sein erster offizieller Auslandsbesuch nach Israel führe, sagte Pröll. "Unsere Solidarität mit Israel ist nicht nur historisch begründet, sondern hochaktuell. Österreich und Israel verbindet eine besondere Verantwortung gegenüber der Geschichte - und ein gemeinsamer Blick in die Zukunft, etwa bei Digitalisierung und KI."

Bilder sind über das Fotoservice des Bundeskanzleramts kostenfrei abrufbar.