Integrationsministerin Plakolm: "Deutsch, Arbeit und Werte sind die Grundsäulen der Integration"

Pressefoyer zu Maßnahmenpaket für Sprachförderung und Integration

Im Pressefoyer nach dem Ministerrat, das sie gemeinsam mit Bundesminister Christoph Wiederkehr und Staatssekretärin Michaela Schmidt abhielt, stellte Bundesministerin Claudia Plakolm die Sprachförderung als zentrale Integrationsfrage in den Mittelpunkt. "Wer die Sprache nicht beherrscht, hat keine Bildungschancen und kann damit auch nicht Teil unserer Gesellschaft werden", betonte sie. Mehr als ein Viertel aller Schülerinnen und Schüler in Österreich habe Deutsch nicht als Muttersprache: in Wien sei es jedes zweite Kind, in den Volksschulen seien es sogar rund 60 Prozent. Um Lernzeitverluste zu vermeiden, brauche es klare, dauerhafte Strukturen der Förderung.

Deutschförderpaket mit 1.300 Planstellen und schulautonomen Modellen

Plakolm kündigte ein umfassendes Deutschförderpaket an: Ab dem Schuljahr 2025/26 würden 1.300 dauerhafte Planstellen geschaffen, dazu kämen schulautonome Deutschfördermodelle mit Qualitätssicherung. Wichtig sei, dass Aufstiegsmöglichkeiten auch bei bestehendem Förderstatus möglich bleiben, "damit Kinder nicht überaltert und in eine Sackgasse geraten". Ziel sei es, dass Kinder "so schnell wie möglich dem Regelunterricht folgen können". Sprachförderung sei damit nicht nur Bildungspolitik, sondern auch Integrations- und Chancenpolitik.

Klare Haltung in der Stadtbild-Debatte und konsequentes Vorgehen gegen Antisemitismus

Zur vom deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz ausgelösten Debatte über die durch Migration verursachten Veränderungen im öffentlichen Raum stellte Plakolm klar, dass es dabei nicht um jene gehe, "die hart arbeiten, unsere Sprache lernen und Verantwortung für sich und ihre Familien übernehmen", sondern um Gruppen, die sich bewusst abgrenzen, Regeln missachten und unsere Werte nicht achten. "Zukünftig soll gelten, dass Deutsch, Arbeit und Werte auch etwas zählen im Integrationsprozess – die Zeit der falsch verstandenen Toleranz ist vorbei", betonte die Bundesministerin.

Mit Blick auf den aktuellen Antisemitismusbericht verwies sie auf besorgniserregende Zahlen, wonach muslimisch motivierter Antisemitismus bei den Delikten an zweiter Stelle und bei tatsächlichen Angriffen im ersten Halbjahr an erster Stelle lägen. Österreichs Haltung sei eindeutig: Jüdinnen und Juden müssten jederzeit sicher und ohne Angst leben können – "wer jüdisches Leben bedroht, bedroht unsere Demokratie", so Plakolm.

Bildungsminister Wiederkehr: "Sprache ist der Schlüssel für Erfolg und für ein selbstbestimmtes Leben"

Bildungsminister Christoph Wiederkehr präsentierte in seinem Statement beim Pressefoyer, wie die Weiterentwicklung der Deutschförderung an den österreichischen Schulen im Detail aussehen wird. Der Minister betonte eingangs: "Sprache ist der Schlüssel für Erfolg und für ein selbstbestimmtes Leben." Deutschkenntnisse seien in Österreich "die Eintrittskarte in unsere Gesellschaft, um auch teilhaben zu können und einen guten Bildungserfolg zu erzielen." Daher habe sich die Regierung "sehr vieles zur Deutschförderung vorgenommen" und dafür im Regierungsprogramm für die Schulen einerseits mehr Ressourcen und andererseits auch mehr Autonomie vorgesehen. Der erste Schritt sei bereits zu Beginn dieses Schuljahres erfolgt, indem die Planstellen für Deutschförderkräfte verdoppelt wurden. Nun erfolge der zweite Schritt, der mit nächstem Schuljahr in Kraft treten und mehr Autonomie in der Deutschförderung ermöglichen werde.

Deutschfördermodell weiterentwickeln, um Zahl der außerordentlichen Schülerinnen und Schüler zu reduzieren

"Das Ziel ist, die Zahlen der außerordentlichen Schülerinnen und Schüler, die dem Unterricht nicht gut folgen können, deutlich zu reduzieren", erläuterte der Bildungsminister. Nach vielen Jahren mit steigenden Zahlen zeige sich aktuell der Beginn einer Trendwende: Die Anzahl der außerordentlichen Schülerinnen und Schüler in Österreich sei im Vergleich mit dem letzten Schuljahr um 4,26 Prozent gesunken. Nun gelte es, daran weiterzuarbeiten und das Deutschfördermodell weiterzuentwickeln. Das bisherige Standardmodell solle dabei weiterhin zur Verfügung stehen. Zusätzlich werde es nun ein schulautonomes Modell geben, bei welchem an den einzelnen Schulen entschieden werden könne, wie sie die Förderung gestalten. "Denn die Schulen wissen am besten, wie sie an ihrem Standort die Förderung gestalten können", so Wiederkehr. Dafür würden "selbstverständlich die gleichen Ressourcen" wie für das Standardmodell zur Verfügung gestellt werden.

Autonomie bedeutet Verantwortung – Qualitätssicherung wichtig

"Wichtig ist: Die Autonomie geht einher mit Verantwortung. Und die Verantwortung, die wir bei den Schulen sehen, ist eine gute Leistung der Schülerinnen und Schüler und eine gute Deutschförderung zu ermöglichen", so der Minister weiter. Daher müssten jene Schulen, die vom schulautonomen Modell Gebrauch machen, ein Sprachförderkonzept für ihren Standort entwickeln. Seitens des Bildungsministeriums würden die Schulen bei der Qualitätssicherung unterstützt, "um sicherzustellen, dass die Qualität der Sprachförderung gut ist und besser wird". Die unterschiedlichen Modelle sollen begleitet und wissenschaftlich evaluiert werden.

Wichtig sei zur Unterstützung der Schulen auch eine Reduktion des bürokratischen Aufwands: "In Zukunft werden die Schulen nur noch einmal im Jahr und nicht zweimal im Jahr den sogenannten MIKA-D-Test, der den Sprachstand feststellt, durchführen müssen", informierte Wiederkehr. Dieser Test werde weiterentwickelt und reformiert, "sodass er treffsicherer und individueller auf die Sprachfähigkeit der Schülerinnen und Schüler eingehen kann". Weiters solle den "aktuell sehr heterogenen Klassenzusammensetzungen" entgegengewirkt werden: "Diese wollen wir dahingehend reduzieren, dass wir sicherstellen, dass diejenigen Schülerinnen und Schüler, die gar nicht Deutsch sprechen, auch nicht aufsteigen können." Andererseits solle es gleichzeitig für jene mit mangelhaften Testergebnissen bei der Sprachfeststellung möglich sein aufzusteigen, wenn die Klassen- oder Schulkonferenz dies beschließt. Auch dies sei eine Stärkung der Schulautonomie und ermögliche einen besseren Gesamtüberblick und eine höhere Durchlässigkeit im Bildungssystem.

Staatssekretärin Schmidt: Deutschkenntnisse für Kinder und Jugendliche essenziell für ein gutes und selbstständiges Leben

Staatssekretärin Michaela Schmidt erklärte in ihrem Statement, dass Deutschkenntnisse für Kinder und Jugendliche essenziell für ein gutes und selbstständiges Leben in Österreich seien. Die 2018 eingeführten Deutschförderklassen hätten sich in der Praxis oft als zu unflexibel und starr erwiesen. Gleichzeitig seien sie mit zu viel Bürokratie und viel zu wenig Integration verbunden gewesen. "Künftig werden die Schulen deshalb mehr Gestaltungsfreiheit haben. Sie können ihre standortspezifischen Sprachförderkonzepte entwickeln, die besser auf die Situation der Schülerinnen und Schüler abgestimmt sind. Damit wird es möglich, die Ressourcen gezielt dort einzusetzen, wo sie am meisten bewirken. Zudem eröffnet dies den Schulen die Chance, integrative Modelle zu stärken, bei denen Kinder mit noch unzureichenden Deutschkenntnissen auch gemeinsam mit den Klassenkolleginnen und Klassenkollegen lernen können", so Schmidt.

Eine verpflichtende Sprachstandserhebung pro Schuljahr

Bei den sogenannten Kompetenztests schaffe man nun Entlastung – statt zweimal im Jahr werde künftig eine verpflichtende Sprachstandserhebung pro Schuljahr genügen. Das reduziere den administrativen Aufwand, entlaste die Kinder und gebe mehr Zeit für das tatsächliche Lernen. Schulen könnten bei Bedarf jedoch zusätzliche Testungen vorsehen, wenn ein Kind dadurch früher in den Regelbetrieb übertreten könnte. "Das ist pragmatisch und kindgerecht." Zudem erklärte Schmidt die Einführung der Aufstiegsklausel: "Wenn ein Kind beim Test mit 'mangelhaft' beurteilt wird, soll es in bestimmten Fällen trotzdem den Übertritt von der vierten in die fünfte Schulstufe schaffen können." Damit verhindere man unnötige Laufbahnverluste und die Demotivation der Kinder. Begleitet werde all das von einer wissenschaftlichen Evaluierung.

Die Staatssekräterin betonte:

"So können wir genau sehen, welche Maßnahmen wirken und welche nicht. Das Ziel ist klar: Jedes Kind soll die Unterstützung bekommen, die es braucht, um in der Schule erfolgreich zu sein. Es ist nicht jedes Kind gleich. Es ist auch nicht jede Schule gleich und daher braucht es kein Einheitsmodell wie bisher, sondern ein Eingehen auf die lokalen Verhältnisse und auf jedes einzelne Kind. Denn darum geht es letztlich: um das Kind und dessen Chancen im Leben und in der Gesellschaft."

Bilder von diesem Termin sind über das Fotoservice des Bundeskanzleramts kostenfrei abrufbar.