Regierung lud zu Lawinengipfel: Stärkere Zusammenarbeit und 45 Millionen Euro für Schutzmaßnahmen

Beratungen von Ministerin Köstinger und Minister Kunasek mit Fachleuten und Einsatzorganisationen

"Österreich ist, als ein Land im Alpenbogen, immer wieder sehr umfassend von Naturkatastrophen betroffen. Heuer gab es eine extreme Schneesituation mit hunderten Lawinenabgängen, alleine in Tirol gingen rund 220 Lawinen ab. Daher haben wir uns heute mit hochrangingen Fachleuten, Einsatzorganisationen sowie Betroffenen aus unterschiedlichen Bereichen getroffen, um über eine Verbesserung der Schutzmaßnahmen zu beraten. Denn jeder Lawinentote ist einer zu viel", sagte Bundesministerin Elisabeth Köstinger in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesminister Mario Kunasek nach dem Lawinengipfel. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Bereichen wie Bergsport, Bergrettung, Gemeinden und Tourismus tauschten sich bei diesem Treffen am 26. Februar im Bundeskanzleramt unter anderem über richtiges Verhalten beim Alpinsport, rechtliche Grundlagen, Schutzinfrastrukturen, Freiwilligenwesen und Bewältigung von Extremsituationen aus.

Zwischenbilanz nach Galtür

Seit dem Lawinenunglück in Galtür vor 20 Jahren seien bereits viele Vorsorgemaßnahmen gesetzt und viele Investitionen getroffen worden. So habe man die Gefahrenzonenpläne evaluiert und die Kriterien für Lawinengefahrenzonen verschärft. In den vergangenen Jahrzehnten seien rund 1 000 Lawinenschutzprojekte von den Dienststellen der Wildbach- und Lawinenverbauung umgesetzt worden. "Wir haben etwa 250 000 Schutzbauwerke errichtet, um die Siedlungsräume besser zu schützen", so Köstinger. Österreich verfüge zudem über rund 800 000 Hektar Schutzwald. "Die Regierung wird eine neue Schutzwaldstrategie erstellen, um die Sicherheit noch weiter zu erhöhen", betonte die für den Schutz vor Naturgefahren zuständige Bundesministerin.

Sonderaktionsprogramm: 45 Millionen Euro für Lawinenschutz

"Aus dem Katastrophenfonds stellen wir bis 2022 den Betrag von 45 Millionen Euro für technische und forstliche Maßnahmen zur Verfügung", so Elisabeth Köstinger. Mit technischen Schutzprojekten wie Stützverbauungen, Verwehungszäunen oder Auffangdämmen sowie dem Ausbau von Schutzwäldern soll der Schutz von alpinen Lebensräumen künftig besser abgesichert werden.

Abkommen zur stärkeren Zusammenarbeit

"Extreme Naturkatastrophen werden wir zukünftig nur dann bewältigen können, wenn die Kompetenzträger des Bundes im Katastropheneinsatz, österreichisches Bundesheer und Wildbach- und Lawinenverbauung sowie andere Beteiligte eng kooperieren", stellte Bundesministerin Köstinger fest. Um diese Zusammenarbeit in Zukunft weiter zu stärken wurde ein Verwaltungsübereinkommen zwischen dem Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) und dem Bundesministerium für Landesverteidigung (BMLV) unterzeichnet. "Ich bin dankbar für dieses Abkommen, weil es sichtbar macht, dass der Bundesregierung die Sicherheit der Bevölkerung und gerade auch der Wintersportlerinnen und -sportler ein großes Anliegen ist", so Bundesminister Mario Kunasek.

Bundesheer heuer im Großeinsatz

Der Verteidigungsminister wies auf den intensiven Einsatz des österreichischen Bundesheeres im heurigen Winter hin: "Das Bundesheer war mit 258 Flugstunden und 87 000 Arbeitsstunden im Einsatz. Rund 50 Prozent der Arbeitsstunden sind von Grundwehrdienern geleistet worden. Ohne ihre Mitwirkung wäre die Hilfe in dieser Form nicht möglich gewesen. Das zeigt, wie notwendig die Wehrpflicht ist." Wichtig für einen funktionierenden Hilfseinsatz sei auch "gutes, adäquates Gerät".

Dank an Einsatzkräfte und Freiwillige

Die Zusammenarbeit mit den Rettungsorganisationen habe sehr gut funktioniert. Köstinger und Kunasek sprachen allen beteiligten Einsatzorganisationen ihren "aufrichtigen Dank" aus. "Besonders bedanke ich mich bei allen freiwilligen Helferinnen und Helfern für ihren solidarischen Einsatz für die Gesellschaft", so die Bundesministerin. "Nur gemeinsam waren wir in der Lage, der Bevölkerung so rasch zu helfen", ergänzte Kunasek. Der Lawinengipfel solle auch ein Signal für mehr Prävention, Sensibilisierung und Eigenverantwortung aussenden. Die Politik könne hier nur die Rahmenbedingungen schaffen, "ein hohes Maß an Eigenverantwortung ist aber gerade im Wintersport unerlässlich", so der Bundesminister.

Bilder von diesem Termin sind über das Fotoservice des Bundeskanzleramtes kostenfrei abrufbar.