EU-Aktionsplan zur Senkung der Energiekosten: Günstiger, grüner, vernetzter
Ein neuer, von der Kommission vorgeschlagener Aktionsplan soll Energiekosten senken, Haushalte und Unternehmen entlasten sowie die Versorgungssicherheit der EU stärken – Bis 2040 sind Einsparungen von bis zu 260 Milliarden Euro jährlich geplant

Die Europäische Kommission stellte im Rahmen des "Clean Industrial Deal" am 26. Februar 2025 einen umfassenden Aktionsplan für erschwingliche Energie vor, der sowohl Verbraucherinnen und Verbraucher als auch Unternehmen bis zum Jahr 2040 finanziell entlasten soll. Ziel des Aktionsplans ist es, die hohen Energiekosten in der EU nachhaltig zu senken und auf diesem Weg sowohl privaten Haushalten als auch der Industrie erhebliche Einsparungen zu ermöglichen. Die prognostizierten Einsparungen belaufen sich laut Europäischer Kommission auf 45 Milliarden Euro im Jahr 2025 und sollen bis 2030 auf 130 Milliarden Euro sowie bis 2040 auf 260 Milliarden Euro pro Jahr steigen.
Kommissionspräsidentin von der Leyen: "Wir treiben die Energiepreise nach unten"
Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte dazu:
"Wir treiben die Energiepreise nach unten und die Wettbewerbsfähigkeit nach oben. Wir haben die Energiepreise in Europa bereits deutlich gesenkt, indem wir die erneuerbaren Energien verdoppelt haben. Jetzt gehen wir mit dem Aktionsplan für erschwingliche Energie als Teil unseres ´Clean Industrial Deals´ einen Schritt weiter. Damit werden wir berechenbarere Preise, stärkere Verbindungen in ganz Europa und eine höhere Energieaufnahme erreichen. Wir werden die verbleibenden Hindernisse systematisch beseitigen, damit wir eine echte Energieunion aufbauen können."
Der für Energie und Wohnungswesen zuständige EU-Kommissar, Dan Jørgensen, ergänzte:
"Die heutigen Herausforderungen erfordern mutige und ehrgeizige Maßnahmen, um sowohl die Energiepreise zu senken als auch unsere Sicherheit zu gewährleisten. Die Antwort auf diese Herausforderungen liegt in einer saubereren, billigeren, effizienteren und vernetzten Energieunion. Deshalb werden wir beim ökologischen Wandel nicht zurücktreten. Wir werden mit Entschlossenheit und Dringlichkeit voranschreiten."
Kernelemente des Aktionsplans
Zentrale Elemente des Aktionsplans sind die Erleichterung des Übergangs zu erneuerbaren Energien, verstärkte Energieeinsparungen, eine vertiefte Marktintegration sowie der Ausbau der Verbindungsleitungen zwischen den EU-Mitgliedstaaten. Der Plan soll die bestehenden Herausforderungen adressieren, insbesondere die starke Abhängigkeit Europas von importierten fossilen Brennstoffen sowie die unvollständige Integration des Strommarktes. Dabei baut die Strategie auf bereits bestehende Initiativen auf, darunter die Reform des EU-Strommarkts, den "REPowerEU-Plan" und sektorspezifischen Maßnahmen für Wind- und Solarenergie sowie Energieinfrastrukturen.
Investitionen und schnellere Genehmigungen
Ein wesentliches Ziel ist die Beschleunigung von Investitionen in saubere Energiequellen und Infrastrukturprojekte. Zudem sollen kürzere Genehmigungszeiten für erneuerbare Energien und Energieinfrastrukturen die Stromkosten weiter senken. Nach Angaben der Europäischen Kommission profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher bereits dank des Energiebinnenmarktes der EU von Einsparungen in Höhe von rund 34 Milliarden Euro pro Jahr. Eine noch stärkere Integration des Marktes könnte demnach diesen Betrag bis 2030 auf 40 bis 43 Milliarden Euro pro Jahr steigern. Um Strom für Endverbraucherinnen beziehungsweise -verbraucher erschwinglicher zu machen, plant die Europäische Kommission eine umfassende Reform der Energierechnungen. Dies umfasst Maßnahmen zur Senkung der Netz- und Systemkosten, der Steuern und Abgaben sowie der Versorgungskosten. Den EU-Mitgliedstaaten wird empfohlen, nationale Stromsteuern zu reduzieren und den Wechsel zu günstigeren Energieangeboten zu erleichtern.
Zudem setzt die Europäische Kommission verstärkt auf langfristige Lieferverträge, um Verbraucherinnen und Verbraucher unabhängiger von volatilen Gaspreisen zu machen. Auch die Netzentgelte sollen optimiert werden, indem sie verstärkt an die tatsächlichen Kosten des Energiesystems angepasst werden, um Anreize für eine effizientere Nutzung des Netzes zu schaffen. Weitere Einsparpotenziale sieht die EU-Kommission in der Förderung energieeffizienter Produkte und Geräte mit längerer Lebensdauer, wodurch die europäischen Verbraucherinnen und Verbraucher bis 2030 jährlich bis zu 162 Milliarden Euro sparen könnten.
Gaspreise unter Kontrolle bringen
Ein weiterer Schwerpunkt des Plans liegt auf der Regulierung der Gaspreise. Hohe Gaspreise beeinträchtigen die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie, weshalb die Europäische Kommission ihre Aufsicht über den Gassektor durch die Zusammenarbeit mit der Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (auf Englisch: "Agency for the Cooperation of Energy Regulators", kurz: ACER), der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (auf Englisch: "European Securities and Markets Authority", kurz: ESMA) sowie den nationalen Regulierungsbehörden intensivieren wird. Zudem plant die EU, ihre Kaufkraft durch eine koordinierte Aggregation der Gasnachfrage zu nutzen und mit verlässlichen LNG-Lieferanten (LNG: kurz für Englisch: "liquefied natural gas", auf Deutsch: Flüssigerdgas) zusammenzuarbeiten, um kostengünstige Importmöglichkeiten zu identifizieren.
Eine vernetzte Energieunion als Ziel
Die Europäische Kommission betont, dass ein vollständig integrierter, gut funktionierender und dekarbonisierter Energiemarkt der beste Schutz gegen Preisschwankungen sei. Daher plant sie den Ausbau der Energieunion durch mehr Verbindungsleitungen, ein stärkeres Netz sowie einen intensiveren grenzüberschreitenden Handel voranzutreiben. Zusätzlich vorgesehen sind Initiativen zur Elektrifizierung und Dekarbonisierung des Wärme- und Kältesektors, die Mobilisierung privaten Kapitals sowie eine verstärkte Digitalisierung des Energiesystems.
Hintergrund: Die aktuelle Lage der Energiepreise in der EU
Die Energiepreise in der EU sind nach den starken Anstiegen in den Jahren 2021 und 2022 wieder gesunken, bleiben aber auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Eine der Hauptursachen war die Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen, insbesondere Erdgas. Um diese zu verringern, setzt die EU verstärkt auf erneuerbare Energien, Energieeffizienz und eine bessere Marktintegration.
Maßnahmen wie der "Clean Industrial Deal" und Initiativen wie der "REPowerEU"-Plan sollen die Versorgung stabilisieren und langfristig bezahlbare Energiepreise sichern. Durch Investitionen in Infrastruktur und nachhaltige Technologien will die EU Haushalte und Unternehmen entlasten sowie die Wettbewerbsfähigkeit Europas stärken.
Weiterführende Informationen
- Kommission entlastet europäische Verbraucher und Unternehmen mit Aktionsplan zur Einsparung von 260 Mrd. EUR jährlich bis 2040, Pressemitteilung der Europäischen Kommission
- Aktionsplan für erschwingliche Energie: Kommission will Verbraucher und Unternehmen bis 2040 um jährlich 260 Milliarden Euro entlasten, Pressemitteilung der Europäischen Kommission Vertretung in Deutschland
- Action Plan for Affordable Energy: Unlocking the true value of our Energy Union to secure affordable, efficient and clean energy for all Europeans, Website der Europäischen Kommission (Englisch)
- Fragen und Antworten zum Aktionsplan für bezahlbare Energie, Website der Europäischen Kommission
- Factsheet: Action Plan Affordable Energy, Website der Europäischen Kommission (Englisch)
- Remarks by Commissioner Jørgensen at the press conference on the Action Plan for Affordable Energy, Website der Europäischen Kommission (Englisch)