Europäische Kommission legt "Aktionsplan für den KI-Kontinent" vor
EU möchte globaler Leader in der Künstlichen Intelligenz werden – Aktionsplan schlägt Maßnahmen in 5 Schlüsselbereichen vor: KI-Dateninfrastruktur, Zugang zu Daten, KI-Einführung in kritischen Sektoren, KI-Talente sowie Vereinfachung von Rechtsvorschriften – EU-Kommissarin Virkkunen: "Künstliche Intelligenz macht Europa wettbewerbsfähiger"

Am 9. April 2025 stellte die Europäische Kommission den "Aktionsplan für den KI-Kontinent" vor. Ziel dieses Aktionsplans ist es, die EU zur weltweit führenden Kraft im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) zu machen. Dabei soll die Europäische Union auf bereits bestehende Stärken in der europäischen Industrie und dem Humankapital aufbauen und KI-Innovationen fördern.
Das globale Rennen um die Führungsrolle in Künstlicher Intelligenz sei noch nicht beendet, betont die Kommission. Die innerhalb der EU entwickelten KI-Modelle und -Anwendungen sind breit gefächert. Vorangetrieben werden Fortschritte in der KI etwa durch Forschung, neue Technologien und förderliche Rahmenbedingungen für Unternehmen in der Anfangsphase (Englisch: "Start-Ups") und bereits etablierte Unternehmen (Englisch: "Scale-Ups").
Henna Virkkunen, Exekutiv-Vizepräsidentin der Europäischen Kommission: "Künstliche Intelligenz macht Europa wettbewerbsfähiger"
Henna Virkkunen, Exekutiv-Vizepräsidentin der Europäischen Kommission und für technologische Souveränität, Sicherheit und Demokratie zuständig, erklärte:
"Künstliche Intelligenz ist der Dreh- und Angelpunkt, wenn es darum geht, Europa wettbewerbsfähiger, sicherer und technologisch souveräner zu machen. Der weltweite KI-Wettlauf ist noch lange nicht vorbei. Jetzt muss gehandelt werden. In diesem Aktionsplan werden Schlüsselbereiche aufgezeigt, in denen wir mehr tun müssen, um Europa zu einem führenden KI-Kontinent zu machen. Wir arbeiten auf eine Zukunft hin, in der technische Innovationen sowohl die Wirtschaft als auch die öffentlichen Dienste voranbringen und unseren Bürgerinnen und Bürgern wie den Unternehmen durch vertrauenswürdige KI konkrete Vorteile bringen. Das bedeutet eine stärkere Wirtschaft, Durchbrüche im Gesundheitswesen, neue Arbeitsplätze, höhere Produktivität, bessere Verkehrslösungen und Bildungsmaßnahmen, einen besseren Schutz vor Cyberbedrohungen und Unterstützung bei der Bekämpfung des Klimawandels."
Die 5 Schlüsselbereiche des Aktionsplans
Der "Aktionsplan für den KI-Kontinent" gliedert sich in 5 Schlüsselbereiche, in denen die Europäische Union Maßnahmen und Strategien vorlegt.
1. Aufbau großer KI-Daten- und Recheninfrastruktur
Die europäischen KI- und Hochleistungsrecheninfrastrukturen sollen durch den Aktionsplan ausgebaut werden. Konkret sei ein Netz aus "KI-Fabriken" geplant. 13 dieser "KI-Fabriken" werden bereits gebaut. KI-Start-ups, Industrieunternehmen und Forschende in der EU sollen beim Entwickeln von KI-Modellen und -Anwendungen unterstützt werden.
Außerdem ist (wie auch bereits im "Kompass für Wettbewerbsfähigkeit" enthalten) die Errichtung von "KI-Gigafabriken" angekündigt. "KI-Gigafabriken" sind Großanlagen, in denen rund 100.000 KI-Chips eingesetzt werden – die vierfache Zahl im Vergleich zu den aktuellen "KI-Fabriken". Besonders komplexe KI-Modelle mit höherer Rechenleistung sollen in diesen "Gigafabriken" angesiedelt sein. Zur Errichtung dieser "KI-Gigafabriken" wurde ebenfalls am 9. April 2025 von der Europäischen Union eine Aufforderung zur Interessensbekundung für interessierte Konsortien veröffentlicht.
Durch die Initiative "InvestAI" sollen private Investitionen in Höhe von 20 Milliarden Euro für bis zu 5 KI-Gigafabriken gesammelt werden.
Die Europäische Kommission kündigte an, auch Anreize für private Investitionen in Cloud-Kapazitäten und Rechenzentren zu schaffen, indem sie einen Rechtsakt über Cloud- und KI-Entwicklung vorschlägt. Das ausgegebene Ziel ist es, die Kapazität der Rechenzentren in der EU in den nächsten 5 bis 7 Jahren mindestens zu verdreifachen. Diese Rechenzentren sollen vor allem mit nachhaltiger Energie betrieben werden.
2. Zugang zu Datenbeständen
KI-Innovationen benötigen Zugang zu großen Mengen an qualitativ hochwertigen Daten. Ein vorgeschlagenes Element im Aktionsplan ist daher die Schaffung von sogenannten Datenlaboren, die große Datenmengen aus verschiedenen Quellen in "KI-Fabriken" zusammenführen und kuratieren werden. Im Laufe des Jahres 2025 möchte die Europäische Union eine umfassende Strategie für eine Europäische Datenunion lancieren, um einen Binnenmarkt für Daten herzustellen. Aus diesem "Daten-Binnenmarkt" können sich in Zukunft KI-Lösungen speisen.
3. Entwicklung von Algorithmen und Förderung der KI-Einführung in strategischen EU-Sektoren mit der Strategie "KI anwenden"
Nur 13,5 Prozent der Unternehmen in der EU haben Künstliche Intelligenz bis dato bei sich eingeführt, so die Kommission. Aufgrund dieses niedrigen Werts möchte die Europäische Kommission die Einführung von KI in Unternehmen fördern und kündigte eine Strategie zur Anwendung von KI an, die in den kommenden Monaten initiiert werden soll. Die KI-Innovationsinfrastruktur, zu der "KI-Fabriken" und die Europäischen Digitalen Innovationszentren (EDIH) gerechnet werden, soll in dieser Strategie eine wichtige Rolle spielen.
4. KI-Kompetenzen und KI-Talente
Der Bedarf an KI-Fachkräften wird in den nächsten Jahren steigen. Daher adressiert die Europäische Kommission die internationale Anwerbung von hoch qualifizierten KI-Fachkräften und -Forschenden durch Initiativen wie die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahme "MSCA Choose Europe", den Talentpool und die KI-Stipendienprogramme der zukünftigen Akademie für KI-Kompetenzen. Legale Migrationswege sollen für hochqualifizierte Fachkräfte aus Drittstaaten geschaffen werden. Auf diesem Weg sollen die besten europäischen KI-Forschenden und -Fachkräfte aus dem Ausland nach Europa geholt werden. Darüber hinaus sollen Aus- und Fortbildungsprogramme zu KI und generativer KI in Schlüsselsektoren entwickelt werden, um zusätzlich facheinschlägiges Personal für den Arbeitsmarkt auszubilden.
5. Vereinfachung von Rechtsvorschriften
Der bereits in Kraft getretene "AI Act" der EU stellt das Fundament dar, das Rechtssicherheit rund um KI in ganz Europa herstellen soll. Um die Anwendbarkeit zu erleichtern, richtet die Europäische Kommission einen "Service Desk" für die KI-Verordnung ein, um Unternehmen bei der Einhaltung des "AI Act" zu unterstützen. Dieser "Service Desk" soll in Zukunft eine Anlaufstelle werden, in der Informationen und Anleitungen zu KI-Vorschriften vermittelt werden.
Die nächsten Schritte
Am 9. April 2025 leitete die Kommission 2 öffentliche Konsultationen ein, die bis 4. Juni 2025 laufen:
- Zum einen soll es eine öffentliche Konsultation interessierten Kreisen ermöglichen, Meinungen zum Rechtsakt über Cloud- und KI-Entwicklung zu äußern.
- Eine öffentliche Konsultation findet zum anderen zur Strategie "KI anwenden" statt, in der Prioritäten, Erfahrungen und Lösungsvorschläge der Interessensträgerinnen und -träger hinsichtlich der Anwendung der KI-Verordnung ausgetauscht werden.
Im Mai 2025 erfolgt eine 3. öffentliche Konsultation zur Strategie für eine Europäische Datenunion.
Die Europäische Kommission startet parallel zu den Konsultationen auch Dialoge mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft und öffentlichem Dienst, um die Strategie "KI anwenden" weiterzuentwickeln.
Hintergrund: Künstliche Intelligenz in der Europäischen Union
Die Europäische Union setzte in den vergangenen Jahren eine Vielzahl an Akzenten im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Mit 1. August 2024 trat die KI-Verordnung ("AI Act") in Kraft; am 4. Februar 2025 wurden Leitlinien zu verbotenen KI-Praktiken veröffentlicht. Um europäische "Start-Ups" sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) im Bereich der vertrauenswürdigen KI zu unterstützen, lancierte die Europäische Kommission am 24. Jänner 2024 ein "KI-Innovationspaket". Am 9. Juli 2024 trat die novellierte Verordnung über das Gemeinsame Unternehmen "EuroHPC" in Kraft, welche die Errichtung von "KI-Fabriken" ermöglicht. 7 Konsortien für die Gründung von "KI-Fabriken" wurden am 10. Dezember 2024 ausgewählt, weitere 6 Konsortien am 12. März 2025. Mit "InvestAI" kündigte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Rahmen eines "KI-Aktionsgipfels" am 11. Februar 2025 in Paris eine Initiative an, die zur europaweiten Mobilisierung von Investitionen in die Künstliche Intelligenz in Höhe von 200 Milliarden Euro beitragen soll.
Weiterführende Informationen
- Kommission strebt mit ehrgeizigem Aktionsplan für den KI-Kontinent nach europäischer Führungsrolle im KI-Bereich, Pressemitteilung der Europäischen Kommission
- EU will sich mit Aktionsplan für den KI-Kontinent Führungsrolle sichern, Pressemitteilung der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich
- Führungsrolle für Europa: Aktionsplan für den KI-Kontinent vorgelegt, Pressemitteilung der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland
- Factsheet zum Aktionsplan für den KI-Kontinent, Website der Europäischen Kommission (Englisch, PDF)
- Fragen und Antworten zum Aktionsplan für den KI-Kontinent, Website der Europäischen Kommission (Englisch)
- Öffentliche Konsultation zur Strategie "KI anwenden", Website der Europäischen Kommission (Englisch)
- Öffentliche Konsultation zum Rechtsakt über Cloud- und KI-Entwicklung, Website der Europäischen Kommission (Englisch)