Neue EU-Pläne für Hochgeschwindigkeitszüge und nachhaltige Kraftstoffe für Luft- und Schiffsverkehr
Europäische Kommission veröffentlicht Aktionsplan für den Hochgeschwindigkeitsverkehr – Schaffung eines schnellen und vernetzten Schienennetzes bis 2040 im Fokus – Ausweitung der Investitionen in erneuerbare und kohlenstoffarme Kraftstoffe geplant
Die Europäische Kommission hat am 5. November 2025 2 umfassende Verkehrspakete vorgestellt, die Europas Wettbewerbsfähigkeit stärken sollen. Der Ausbau des europäischen Hochgeschwindigkeitsbahnnetzes soll beschleunigt werden, um bis 2040 ein schnelleres, interoperableres und besser vernetztes europäisches Bahnnetz zu schaffen. Zudem sollen nachhaltige Kraftstoffe für den Luft- und Schiffsverkehr, Investitionen in diesem Sektor erhöhen.
Modernisierung des europäischen Schienennetzes bis 2040
Der Aktionsplan zielt unter anderem darauf ab, bis 2040 das europäische Schienennetz zu verbessern. Ziel ist es, kürzere Reisezeiten sowie erschwinglichere Angebote für die Bürgerinnen und Bürger zu ermöglichen. Gleichzeitig soll die Bahn zu einer attraktiveren Alternative zum Kurzstreckenflug werden. Durch die Verwendung von freigesetzten Kapazitäten auf konventionellen Strecken für Nachtzüge oder den Güterverkehr sollen auch die regionale Wirtschaft und der Tourismus angekurbelt werden. Ein stärker vernetztes System und der dadurch entstehende Wettbewerb sollen schließlich zu schnelleren Verbindungen, einfacheren Buchungsprozessen und günstigeren Preise führen.
EU-Kommissar Tzitzikostas: "Wir machen das europäische Verkehrssystem sauberer, widerstandsfähiger und erschwinglicher"
Apostolos Tzitzikostas, EU-Kommissar für nachhaltigen Verkehr und Tourismus, erklärte:
"Bei dem Paket geht es darum, die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu stärken und gleichzeitig entscheidend auf eine Netto-Null-Zukunft hinzuarbeiten. Durch Investitionen in eine schnellere, besser vernetzte Schiene und den Ausbau erneuerbarer und CO2-armer Kraftstoffe machen wir das europäische Verkehrssystem sauberer, widerstandsfähiger und für die Bürgerinnen und Bürger erschwinglicher."
4 Aktionsbereiche für schnellere Bahnverbindungen
Der Aktionsplan baut auf dem Transeuropäischen Verkehrsnetz (Englisch: "Trans-European Transport Network", kurz: TEN-V) auf, welches das Ziel verfolgt, die Planung und Entwicklung einer effizienten sowie hochwertigen Verkehrsinfrastruktur in der gesamten EU zu unterstützen. Mit dem Aktionsplan für Hochgeschwindigkeitszüge sollen künftig auch Geschwindigkeiten von über 200 Kilometern pro Stunde und darüber hinaus Europa verbinden. So könnten Bahnverbindungen zwischen Wien und Berlin von 8 Stunden und 10 Minuten auf 4 Stunden und 30 Minuten verkürzt werden.
Die Europäische Kommission schlägt in ihrem Plan folgende 4 Hauptaktionsbereiche vor:
- Beschleunigung der Investitionen und des Ausbaus der Infrastruktur durch die Entwicklung einer koordinierten Finanzierungsstrategie;
- Beseitigung grenzüberschreitender Engpässe durch verbindliche Fristen und die Ermittlung von Möglichkeiten für höhere Geschwindigkeiten, einschließlich Geschwindigkeiten von über 250 Kilometern pro Stunde;
- Verbesserung der Investitions- und Wettbewerbsbedingungen der Eisenbahnindustrie, Förderung des Gebrauchtmarkts für Schienenfahrzeuge, Digitalisierung sowie Forschung, Entwicklung und Zusammenarbeit bei skalierbaren Lösungen. Unterstützung eines starken, innovativen und harmonisierten europäischen Eisenbahnsektors;
- Stärkung der Governance auf EU-Ebene zur Koordinierung der Kapazitäten für grenzüberschreitende Fernverkehrsdienste und Erleichterung von Standardisierungen und Genehmigungen.
Investitionen in erneuerbare und CO2-arme Kraftstoffe
Die 2. Initiative innerhalb des Verkehrspakets beinhaltet eine Investitionsoffensive für nachhaltigen Verkehr (Englisch: "Sustainable Transport Investment Plan", kurz: STIP). Die Investitionsoffensive legt einen Schwerpunkt auf die Förderung von Investitionen in erneuerbare und CO2-arme Kraftstoffe im Luft- und Seeverkehr. Auf diesem Weg soll auch zu den Zielen der EU-Initiativen "Refuel EU Aviation" und "FuelEU Maritime" beigetragen werden, bis 2035 rund 20 Millionen Tonnen an nachhaltigen Kraftstoffen zu produzieren. Laut EU-Kommission bleibt es weiterhin das Ziel Europas, den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft zu unterstützen. Gleichzeitig könnte die europäische Wettbewerbsfähigkeit, so die Kommission, verbessert werden, da die Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen verringert und auf inländische Produktion biologischer und nichtbiologischer Brennstoffe gesetzt wird.
Umfassende Investitionen in nachhaltige Kraftstoffe
Nach Angaben der EU-Kommission könnten durch den neuen Aktionsplan bis 2027 mindestens 2,9 Milliarden Euro für synthetische Flugkraftstoffe und Schiffskraftstoffe mobilisiert werden. Dazu sollen im Rahmen des Innovationsfonds 446 Millionen Euro bereitgestellt werden, ergänzt durch 2 Milliarden Euro für nachhaltige alternative Kraftstoffe im Rahmen des EU-Förderprogramms "InvestEU". Zusätzlich soll die "Europäische Wasserstoffbank" 300 Millionen Euro zur Förderung von wasserstoffbasierten Kraftstoffen für die Luft- und Schifffahrt bereitstellen, während 133,5 Millionen Euro für Forschung und Innovation im Bereich Kraftstoffe im Rahmen des EU-Forschungsprogramms "Horizon Europe" zur Verfügung stehen sollen. Zudem bereitet die Kommission gemeinsam mit den EU-Mitgliedstaaten vor, bis Ende 2025 ein Pilotprojekt der "eSAF-Koalition" zu starten, mit dem mindestens 500 Millionen Euro für Projekte zu synthetischen Flugkraftstoffen mobilisiert werden sollen.
Hintergrund: Der Aktionsplan für den Hochgeschwindigkeitsschienenverkehr
Der Aktionsplan für den Hochgeschwindigkeitsschienenverkehr baut auf dem Transeuropäischen Verkehrsnetz (TEN-V) auf. Es ist das zentrale EU-Instrument für eine kohärente, effiziente und multimodale Verkehrsinfrastruktur in Europa. Das Netz verbindet Bahn, Wasserwege, Straßen, Häfen und Flughäfen, fördert Personen- und Güterverkehr, sichert den Zugang zu Arbeitsplätzen und Dienstleistungen und ermöglicht Handel sowie Wirtschaftswachstum. Seit der Überarbeitung 2024 zielt es zudem auf mehr Umwelt- und Klimaschutz sowie höhere Sicherheit und Widerstandsfähigkeit ab. Der Rechtsrahmen der TEN-V-Politik stützt sich auf die Verordnung (EU) 2024/1679 des Europäischen Parlaments und des Rates der EU von 13. Juni 2024 über Leitlinien der Union für den Aufbau des Transeuropäischen Verkehrsnetzes. Diese Verordnung definiert das Netz und legt die Anforderungen an die Infrastruktur fest, um eine kohärente Qualität in der gesamten EU zu gewährleisten.
Mit der Investitionsoffensive für einen nachhaltigen Verkehr reagiert die Europäische Kommission auf die Notwendigkeit der europäischen Verkehrs- und Kraftstoffindustrie, Investitionen freizusetzen und die Produktion von erneuerbaren und kohlenstoffarmen Kraftstoffen zu steigern. Um die in den Verordnungen "RefuelEU Aviation" und "FuelEU Maritime" festgelegten Kraftstoffziele zu erreichen, wird nach Angaben der Europäischen Kommission eine erhebliche Menge von mehr als 20 Millionen Tonnen erneuerbarer und kohlenstoffarmer Kraftstoffe benötigt. Dies erfordert Investitionen seitens des Marktes, wobei bis 2035 schätzungsweise 100 Milliarden Euro erforderlich sind, um die Produktion anzukurbeln.
Weiterführende Informationen
- Neue Pläne für den Hochgeschwindigkeitsschienenverkehr und nachhaltige Kraftstoffe für den Luft- und Schiffsverkehr, Pressemitteilung der Europäischen Kommission
- Mitteilung der Kommission: Europa durch Hochgeschwindigkeitsschiene verbinden (Englisch)
- Transeuropäisches Verkehrsnetz (TEN-V) – Mobilität und Verkehr
- Fragen und Antworten – Europäischer Plan für das Hochgeschwindigkeitsbahnnetz
- Fragen und Antworten – Investitionsplan für nachhaltigen Verkehr
- Factsheet – Europäischer Plan für das Hochgeschwindigkeitsbahnnetz (Englisch)
- Factsheet – Investitionsplan für nachhaltigen Verkehr (Englisch)
- Investitionsoffensive für einen nachhaltigen Verkehr