Militärische Mobilität und Fahrplan für die Transformation der Verteidigungsindustrie in der EU
Neues Paket zur militärischen Mobilität und "EU-Fahrplan für die Transformation der Verteidigungsindustrie" – EU-Kommission will so die Stärkung der Verteidigungsbereitschaft in der EU fördern – Die Ziele: Ein starkes, sicheres, vernetztes Europa
Mit einem "Paket zur militärischen Mobilität" hat die Europäische Kommission am 19. November 2025 gemeinsam mit der Hohen Vertreterin der Union für Außen- und Sicherheitspolitik, Kaja Kallas, Initiativen vorgelegt, die das Ziel verfolgen, die Verteidigungsbereitschaft in der EU zu stärken und einen schnelleren und reibungsloseren Transport von Truppen, Ausrüstung und militärischen Mitteln innerhalb Europas zu ermöglichen.
Kallas: "Schnelle Bewegungen der europäischen Streitkräfte sind für die Verteidigung Europas unerlässlich"
Die Hohe Vertreterin der Union für Außen- und Sicherheitspolitik und Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, Kaja Kallas, sagte dazu:
"Schnelle Bewegungen der europäischen Streitkräfte sind für die Verteidigung Europas unerlässlich. Die Verteidigungsbereitschaft hängt in entscheidendem Maße davon ab, ob man die Panzer und Truppen, wenn sie gebraucht werden, dorthin verlegen kann, wo sie gebraucht werden. Daher schlagen wir heute ein Notfallsystem für grenzüberschreitende militärische Transporte und eine Initiative zur Bündelung der militärischen Transporte der Mitgliedstaaten vor, damit Truppen einfacher über den Kontinent bewegt werden können. Europa ist mit beispiellosen Sicherheitsbedrohungen konfrontiert. Die Argumente für eine bessere militärische Mobilität könnten nicht eindeutiger sein."
Ziel der EU-Kommission ist es zudem, bahnbrechende Innovationen im militärischen Bereich zu fördern und die europäische Verteidigungsindustrie mit einem "EU-Fahrplan für die Transformation der Verteidigungsindustrie" zu stärken.
Henna Virkkunen, Exekutiv-Vizepräsidentin der Kommission, zuständig für technologische Souveränität, Sicherheit und Demokratie, ergänzte:
"Mit dem Paket zur militärischen Mobilität legen wir den Grundstein für ein sichereres, besser vernetztes Europa und sorgen für rasche und nahtlose Bewegungen von Truppen und Ausrüstung auf dem gesamten Kontinent. Der ´Europäische Fahrplan für die Transformation der Verteidigungsindustrie´ wird dank der Erkenntnisse aus der Ukraine Innovation und Zusammenarbeit beschleunigen und Europas Position an der Spitze des technischen Fortschritts und der strategischen Bereitschaft festigen. Gemeinsam bauen wir ein Europa auf, das allen Herausforderungen gewachsen ist."
Schritte für mehr militärische Mobilität
Um die militärische Mobilität zu erleichtern und den Transport von Truppen sowie militärischer Ausrüstung durch Europa zu koordinieren beziehungsweise schneller und sicherer zu machen, sollen folgende Schritte gesetzt werden:
- Beseitigung regulatorischer Hindernisse: Für die militärische Mobilität werden erstmals auf EU-Ebene harmonisierte Vorschriften eingeführt. Klare Vorschriften und Verfahren für grenzüberschreitende Militärbewegungen werden festgesetzt und vereinfachen mit einer Bearbeitungszeit von maximal 3 Tagen die Zollformalitäten.
- Etablierung eines Notfallrahmens: Für beschleunigte Verfahren, eine beschleunigte militärische Mobilität und den vorrangigen Zugang zu Infrastruktur soll ein neues europäisches Reaktionssystem für die militärische Mobilität die Streitkräfte unterstützen.
- Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Verkehrsinfrastruktur: Die wichtigsten militärischen Mobilitätskorridore der EU werden auf doppelten Verwendungszweck (Englisch: "Dual-Use-Standards") aufgerüstet und strategische Infrastrukturen durch ein neues Resilienz-Instrumentarium geschützt. Gezielte Investitionen sollen die Cybersicherheit, die Energiesicherheit und die Einsatzbereitschaft in Friedens- und Krisenzeiten stärken.
- Bündelung und gemeinsame Nutzung von Fähigkeiten ("Pooling" und "Sharing"): Die Bereitschaft, Solidarität und Verfügbarkeit militärischer Mobilitätsfähigkeiten für die 27 EU-Mitgliedstaaten sollen durch die Einführung eines "Solidaritätspools" und die Möglichkeit, ein digitales Informationssystem für militärische Mobilität einzurichten, verbessert werden.
- Stärkung der "Governance" und Koordinierung: Eine neue Arbeitsgruppe für militärische Mobilität und ein erweiterter Ausschuss für das Transeuropäische Verkehrsnetz (Englisch: "Trans-European-Networks", kurz: TEN-T) werden die Umsetzung steuern und die Einsatzbereitschaft überwachen, unterstützt von nationalen Koordinatorinnen und Koordinatoren für grenzüberschreitende militärische Transporte in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten.
Neue Innovationen für die Verteidigungsbereitschaft
Der "EU-Fahrplan für die Transformation der Verteidigungsindustrie: Freisetzung disruptiver Innovationen für die Verteidigungsbereitschaft" zielt darauf ab, die Modernisierung der europäischen Verteidigungsindustrie zu beschleunigen und aufstrebende Akteurinnen und Akteure im Verteidigungsbereich zu fördern. Spitzentechnologien und Verteidigung sollen enger verzahnt, der Einsatz neuer Technologien im Militär beschleunigt und Europas industrielle Kapazitäten durch Innovation gestärkt werden.
Dafür werden 4 Schwerpunkte gesetzt: mehr Investitionen in Verteidigungsfirmen, schnellere Entwicklung neuer Technologien, besseren Zugang zu militärischen Fähigkeiten sowie der Aufbau der nötigen Kompetenzen für Europas technologischen Vorsprung.
Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zeige, so die EU-Kommission, wie schnell sich Verteidigungstechnologien, etwa künstliche Intelligenz (KI), Quantentechnologien, Drohnen und Raumfahrt, entwickeln würden. Neue Akteurinnen und Akteure wie Start-ups prägen zunehmend die militärische Innovationslandschaft. Europa müsse aus diesen Erfahrungen lernen, seine Widerstandskraft erhöhen und ein modernes Verteidigungsökosystem schaffen, das etablierte Unternehmen, neue Innovatorinnen und Innovatoren und die Tech-Branche vereint, um Fähigkeiten schneller und effizienter bereitzustellen, unterstreicht die Europäische Kommission.
Die nächsten Schritte
Die Europäische Kommission wird die neue Verordnung zur militärischen Mobilität dem Rat der EU und dem Europäischen Parlament zur Entscheidung vorlegen. Gleichzeitig beginnt sie mit der Umsetzung der Maßnahmen des "Fahrplans für die Transformation der Verteidigungsindustrie".
Hintergrund: Verteidigungspaket der EU
Im März 2025 hatten die Europäische Kommission und die Hohe Vertreterin das "Weißbuch zur Zukunft der europäischen Verteidigung – Bereitschaft 2030" sowie den Plan "ReArm Europe/Bereitschaft 2030" vorgestellt. Dieses umfassende Verteidigungspaket soll den EU-Mitgliedstaaten finanzielle Instrumente bieten, um ihre Verteidigungsfähigkeiten deutlich auszubauen. Das nun präsentierte Paket zur militärischen Mobilität und der "Fahrplan zur Transformation der Verteidigungsindustrie" wurden darin als zentrale Prioritäten hervorgehoben.
Das Mobilitätspaket 2025 stützt sich auf Erkenntnisse aus früheren Initiativen und wurde von der Europäischen Kommission gemeinsam mit dem Europäischen Auswärtigen Dienst (Englisch: "European External Action Service") und der Europäischen Verteidigungsagentur (Englisch: "European Defence Agency", kurz: EDA) erarbeitet.
Weiterführende Informationen
- Kommission arbeitet auf einen "militärischen Schengen-Raum" und die Transformation der Verteidigungsindustrie hin, Pressemitteilung der Europäischen Kommission
- Military Mobility Package, European Commission website
- Factsheet: Military Mobility Package, European Commission website
- Factsheet: EU Defence Industry Transformation Roadmap, European Commission website
- Mehr Zusammenarbeit, mehr Investitionen und mehr europäische Eigenständigkeit: Europäische Kommission stellt "Weißbuch zur Zukunft der europäischen Verteidigung – Bereitschaft 2030" vor