"Europa-Stammtisch" in Linz: Auftakt für neues Dialogformat

Europaministerin Claudia Plakolm lud zum ersten "Europa-Stammtisch" in Linz, Oberösterreich – Diskussionen über EU-Erweiterung, Digitalisierung und Europakommunikation – 2026 werden die "Europa-Stammtische" für Europa-Gemeinderätinnen und -Gemeinderäte in den Bundesländern fortgeführt

Europa-Stammtisch in Linz
Foto: BKA/Christopher Dunker

Über Europa ins Gespräch kommen: Das ist das Ziel eines neuen Dialogformats für Europa-Gemeinderätinnen und -Gemeinderäte auf Initiative von Europaministerin Claudia Plakolm. Den Auftakt machte am 25. November 2025 der erste "Europa-Stammtisch" in Linz, Oberösterreich. Geladen waren Europa-Gemeinderätinnen und -Gemeinderäte aus Oberösterreich – engagierte Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, die es sich zur ehrenamtlichen Aufgabe gemacht haben, vor Ort über EU-Themen zu informieren. Zu den Teilnehmenden zählten auch eine Gruppe junger Menschen aus Linz sowie das EUROPE DIRECT-Team Oberösterreich. Am Programm? Ein persönlicher Austausch untereinander sowie Diskussionsmöglichkeiten mit Europaministerin Claudia Plakolm sowie dem für EU-Angelegenheiten zuständigen oberösterreichischen Landesrat, Markus Achleitner – und das in einer informellen, offenen Atmosphäre.

Europaministerin Plakolm: "Beim Reden kommen die Leut´ z´samm – das gilt auch für die EU"

Europaministerin Plakolm betonte in ihren Begrüßungsworten, wie wichtig es sei, darüber zu sprechen, wie sich die Europäische Union weiterentwickeln könne und solle. Dabei gehe es nicht nur um das Klären von Fragen und die Vermittlung von Information, sondern um einen echten Meinungs- und Erfahrungsaustausch. Die Europaministerin erwähnte, dass sie 3 Wochen vor dem EU-Beitritt am 1. Jänner 1995 geboren ist und sie persönlich Österreich nur als EU-Mitgliedsland kenne.

"30 Jahre österreichische EU-Mitgliedschaft haben uns viel Positives gebracht. Das reicht von alltäglichen Vorteilen – Wegfall der Roaming-Gebühren, ´Erasmus+´, Gemeinschaftswährung Euro, Reisen ohne Grenzkontrollen innerhalb der EU – bis hin zu den Errungenschaften des Binnenmarktes oder EU-Förderungen. Vieles davon nehmen wir als selbstverständlich wahr; das ist es aber nicht."

Es sei an der Zeit, über EU-Themen zu diskutieren – in den Gemeinden, an Schulen oder in Betrieben.  Denn, wie ein oberösterreichisches Sprichwort besagt: "Beim Reden kommen die Leut’ z’samm."

Europ-Stammtisch Linz
Foto: BKA/Christopher Dunker

Landesrat Achleitner über Vorteile von "30 Jahren Oberösterreich in der EU"

Landesrat Markus Achleitner knüpfte daran an und strich die positiven Entwicklungen seit Österreichs EU-Beitritt im Jahr 1995 hervor, insbesondere für das Bundesland Oberösterreich.

"Oberösterreich ist durch den EU-Beitritt von einer Randlage in Europa, direkt am ´Eisernen Vorhang´ gelegen, ins Herz der EU gerückt. 1995 hatte Oberösterreich 475.000 Beschäftigte, heute sind es 750.000 Jobs. Die Exporte Oberösterreichs haben sich von 11 Milliarden auf 50 Milliarden fast verfünffacht. So gesehen ist es eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Gleichzeitig muss es auch möglich sein, Kritik an bestimmten Aspekten der EU-Politik zu üben, etwa an überbordenden Regeln."

Achleitner erinnerte an die Gründungsidee der Europäischen Union als Wirtschafts- und Friedensgemeinschaft und ergänzte, dass die EU sich weiterentwickeln müsse, ohne ihre Stärken und Fundamente aus den Augen zu verlieren. Innovation und Forschung, Digitalisierung, der europäische Binnenmarkt und ein umfassender Bürokratieabbau seien zentrale Aktionsfelder, um die EU im globalen Wettbewerb zu stärken und gleichzeitig nahe an den Bürgerinnen und Bürgern zu sein.

Diskussionsthemen: EU-Erweiterung, geopolitische Lage, Europakommunikation vor Ort

In der anschließenden Gesprächsrunde rückten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor allem die Chancen einer weiterentwickelten EU in den Mittelpunkt. Viele Wortmeldungen betonten den Mehrwert des gemeinsamen europäischen Weges – von der geopolitischen Situation über EU-Förderungen in den Gemeinden bis hin zu wirtschaftlichen Perspektiven für junge Menschen und regionale Unternehmen. Diskutiert wurde zudem über die Sicherheitspolitik der EU sowie internationale Entwicklungen etwa in den Vereinigten Staaten von Amerika. Besonders begrüßt wurde von den Europa-Gemeinderätinnen und -Gemeinderäten die Möglichkeit, beim "Europa-Stammtisch" direkt mit Entscheidungsträgerinnen und -trägern über Zukunftsfragen ins Gespräch zu kommen. Dies trage dazu bei, neue Ideen für mehr Europabewusstsein auf lokaler und regionaler Ebene zu entwickeln.

Europaministerin Plakolm unterstrich, dass die EU insbesondere bei internationalen Verhandlungen ihre Stärke zeige, wenn sie geschlossen auftrete. Auch die EU-Erweiterung sei eine Chance für mehr Stabilität in der Nachbarschaft der EU – ein Prozess, der auf transparenten Regeln, Reformen und gemeinsamen Werten beruhen müsse und kein "Schnellspurverfahren" zulasse. Österreich als großer Investor am Westbalkan könne dadurch zudem wirtschaftliche Chancen wahrnehmen und neue Märkte erschließen.

 Die Europaministerin verwies abschließend auf die zahlreichen EU-Informationsangebote des Bundeskanzleramts für Europa-Gemeinderätinnen und Europa-Gemeinderäte (Magazin "Unser Europa. Unsere Gemeinde.", Newsletter, Brüssel-Studienreisen).  30 Jahre österreichische EU-Mitgliedschaft seien kein Grund, sich darauf "auszuruhen" – jede und jeder sei gefordert, an der Weiterentwicklung der EU mitzuwirken.

Ausblick: "Europa-Stammtische" 2026

Der erste "Europa-Stammtisch" in Linz zeigte auf, wie unverzichtbar der direkte Austausch über europäische Themen auf regionaler und lokaler Ebene ist – angesichts geopolitischer Unsicherheiten, Des- und Misinformation sowie zahlreicher Herausforderungen für die EU. Für die Europa-Gemeinderätinnen und -Gemeinderäte bieten die "Europa-Stammtische" eine zusätzliche Möglichkeit für den gegenseitigen Austausch von Ideen und Fragen.

Das Format der "Europa-Stammtische" soll daher 2026 in den Bundesländern fortgeführt werden. Der nächste Termin ist für 16. Jänner 2026 in Eisenstadt, Burgenland, geplant.

Europa-Stammtisch Linz
Foto: BKA/Christopher Dunker

Hintergrund: Die Europa-Gemeinderätinnen und -Gemeinderäte-Initiative in Österreich

Europa-Gemeinderätinnen und Europa-Gemeinderäte sind in Österreich auf lokaler Ebene die ersten Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner, wenn es um die wirtschaftliche, politische und soziale Entwicklung Europas in den Gemeinden geht. Sie vermitteln EU-Themen auf lokaler und regionaler Ebene, unterstützen bei der Umsetzung von EU-Entscheidungen auf Gemeindeebene, informieren Bürgerinnen und Bürger in den Gemeinden über aktuelle Entwicklungen in der Europäischen Union und tragen EU-relevante Anregungen und Ideen aus den Gemeinden an die österreichische Bundesregierung heran.

Aktuell zählt die überparteiliche Initiative "Europa fängt in der Gemeinde an", die 2010 ins Leben gerufen und federführend vom Bundeskanzleramt koordiniert wird, mehr als 1.600 Europa-Gemeinderätinnen und Europa-Gemeinderäte in allen Bundesländern.

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