Neue Impulse für den Friedensprozess auf Zypern: Johannes Hahn wird Sondergesandter der EU
Ehemaliger EU-Kommissar soll zwischen den Konfliktparteien vermitteln und direkt an Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen berichten – EU möchte gemeinsam mit den Vereinten Nationen neue Impulse für den Friedensprozess auf der geteilten Insel setzen
Die Europäische Kommission hat am 14. Mai 2025 den ehemaligen EU-Kommissar Johannes Hahn zum Sondergesandten für den EU-Mitgliedstaat Zypern ernannt. In dieser Funktion wird er künftig eng mit María Ángela Holguín Cuéllar, der persönlichen Gesandten des Generalsekretärs der Vereinten Nationen (Englisch: "United Nations", kurz: UN), António Guterres, zusammenarbeiten. Gemeinsam sollen sie dem ins Stocken geratenen Friedensprozess im Rahmen der Vereinten Nationen neue Impulse verleihen. Hahn berichtet direkt an die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen. Er nimmt künftig eine zentrale Vermittlerrolle zwischen den beteiligten Akteurinnen und Akteuren ein.
EU bekräftigt Einsatz für Wiedervereinigung
Mit der Ernennung des Sondergesandten für Zypern bekräftigt die Europäische Kommission ihr langfristiges Engagement für eine Wiedervereinigung der seit Jahrzehnten geteilten Insel. Ziel ist eine umfassende, tragfähige und dauerhafte Lösung, die im Einklang mit den Resolutionen des UN-Sicherheitsrats sowie den Grundsätzen und Werten der Europäischen Union steht. Der Sondergesandte soll durch vertrauensbildende Maßnahmen und intensive Gespräche mit allen relevanten Parteien die Voraussetzungen für eine Wiederaufnahme der Verhandlungen schaffen.
Die Rolle Hahns ist eingebettet in einen größeren multilateralen Rahmen. Gemeinsam mit der UN-Gesandten Holguín Cuéllar soll er den diplomatischen Spielraum erweitern, um Bewegung in den langjährigen Konflikt zu bringen. Die EU will dabei auf eine Lösung hinwirken, die für beide Volksgruppen auf Zypern tragfähig ist.
Biografie: Johannes Hahn
Der Österreicher Johannes Hahn war von 2007 bis 2010 Bundesminister für Wissenschaft und Forschung, bevor er im Dezember 2010 Mitglied der Europäischen Kommission wurde: Zunächst war Hahn bis 2014 als Kommissar für Regionalpolitik zuständig, anschließend bis 2019 als Kommissar für Europäische Nachbarschaftspolitik und Erweiterungsverhandlungen. Zuletzt war Hahn von 2019 bis 2024 EU-Kommissar für Haushalt und Verwaltung.
Johannes Hahn wurde 1957 in Wien geboren und promovierte 1987 zum Doktor der Philosophie an der Universität Wien. Vor seiner politischen Laufbahn auf nationaler und europäischer Ebene war Hahn in der Wiener Stadtpolitik tätig.
Hintergrund: Der Zypernkonflikt
Zypern ist seit 1974 de facto geteilt, nachdem türkische Truppen den Nordteil der Insel besetzt hatten – als Reaktion auf einen von Griechenland unterstützten militärischen Putsch. Seither besteht die international anerkannte Republik Zypern im Süden und die nur von der Türkei anerkannte Türkische Republik Nordzypern. Zahlreiche Vermittlungsversuche sind bislang erfolglos geblieben. Der Konflikt ist nicht nur eine innerzyprische, sondern auch eine geopolitisch sensible Frage im östlichen Mittelmeer . Zypern trat am 1. Mai 2004 gemeinsam mit Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn der Europäischen Union bei – im Rahmen der bis dato größten "Erweiterungsrunde" der EU.