Zweites IPCEI-Wasserstoff-Großvorhaben gestartet – Österreich mit 2 Unternehmen beteiligt

Europäische Kommission genehmigt zweites IPCEI Wasserstoff "Hy2Use" mit Gesamtinvestitionen von 12,2 Milliarden Euro – Förderung des Aufbaus der europäischen Wasserstoff-Wertschöpfungskette im Fokus – 125 Millionen Euro für alle Projekte im IPCEI Wasserstoff aus Mitteln des österreichischen EU-Aufbauplans bis 2026

Wasserstoff-Tankstelle

Die Europäische Kommission hat am 21. September 2022, nach der Genehmigung des ersten IPCEI Wasserstoff ("Hy2Tech") am 15. Juli 2022, ein zweites wichtiges Vorhaben von gemeinsamem europäischem Interesse (englisch: "Important Project of Common European Interest", kurz IPCEI) genehmigt. Dieses soll zur Förderung von Forschung und Innovation, der ersten gewerblichen Nutzung und der Errichtung der benötigten Infrastruktur in der Wasserstoff-Wertschöpfungskette beitragen. Österreich beteiligt sich am IPCEI "Hy2Use" mit einem Schwerpunkt auf der Dekarbonisierung der Industrie mittels Anwendung von erneuerbarem Wasserstoff mit einem hochinnovativen Konsortialprojekt von 2 österreichischen Unternehmen.

Klimaschutzministerin Gewessler: "Wird ein entscheidender Faktor sein, um die nationalen und europäischen Klimaziele zu erreichen"

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler sagte dazu: "Ich freue mich sehr, dass wir nun den Start der zweiten Welle unserer europäischen Wasserstoff-Initiative bekanntgeben können und dass die Europäische Kommission die ambitionierten Projekte so rasch genehmigt hat. Die Hochskalierung von innovativen Wasserstofftechnologien wird ein entscheidender Faktor sein, um die nationalen und europäischen Klimaziele zu erreichen, unsere Energieabhängigkeit zu reduzieren, aber auch, um den Forschungs- und Industriestandort Österreichs substanziell zu stärken. Das hochinnovative Konsortialprojekt der beiden österreichischen Unternehmen im IPCEI 'Hy2Use' leistet darüber hinaus einen wichtigen Beitrag, um die Ziele der nationalen Wasserstoffstrategie zu erreichen."

Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte: "Wasserstoff kann für Europa ein Wendepunkt sein. Wasserstoff ist von entscheidender Bedeutung, um unsere Energiequellen zu diversifizieren und die Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern. Wir müssen diesen Nischenmarkt in großem Maßstab ausbauen. Deshalb schaffen wir eine Wasserstoffbank. Auch werden wir unsere finanzielle Beteiligung an wichtigen Vorhaben von gemeinsamem europäischem Interesse erhöhen. So tragen wir bei zu bahnbrechenden Innovationen und positiven 'Spillover'-Effekten für die gesamte EU-Wirtschaft und kurbeln die Wirtschaft der Zukunft an."

Ziel ist der Aufbau einer innovativen und nachhaltigen Wasserstoff-Wertschöpfungskette in Europa

Ziel des IPCEI-Vorhabens ist der Aufbau einer wettbewerbsfähigen, innovativen und nachhaltigen europäischen Wasserstoff-Wertschöpfungskette in Europa. Der Fokus liegt auf der Förderung von hochinnovativen Projekten entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Entwicklung und der Hochskalierung neuer hocheffizienter Elektrolyseprozesse und Brennstoffzellensystemen über innovative Speicher- und Transporttechnologien bis zur Nutzung von Wasserstoff in Industrie und schwer zu elektrifizierenden Bereichen im Mobilitätssektor (unter anderem Schwerverkehr, Schifffahrt, Luftfahrt). Damit soll das IPCEI auch einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung der strategischen Autonomie der EU und zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes im Bereich der Zukunftstechnologien leisten.

125 Millionen Euro aus dem österreichischen EU-Aufbauplan für alle Projekte im IPCEI Wasserstoff

Neben Österreich beteiligen sich 12 weitere EU-Mitgliedstaaten – Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Griechenland, Italien, Niederlande, Polen, Portugal, Slowakei, Spanien und Schweden – am europäischen Gesamtvorhaben des IPCEI "Hy2Use". Die Mitgliedstaaten werden bis zu 5,2 Milliarden Euro an öffentlichen Mitteln bereitstellen, wodurch zusätzliche private Investitionen im Umfang von 7 Milliarden Euro mobilisiert werden dürften. Im Rahmen des IPCEI "Hy2Use" werden 29 Unternehmen, die in einem oder mehreren Mitgliedstaaten tätig sind und unter denen sich auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie Start-up-Unternehmen befinden, an 35 Vorhaben teilnehmen. Von österreichischer Seite sind im IPCEI "Hy2Use" die Unternehmen Borealis und VERBUND involviert. Borealis ist einer der global führenden Anbieter fortschrittlicher und kreislauforientierter Polyolefinlösungen und europäischer Marktführer im Bereich des Polyolefin-Recyclings sowie in den Bereichen Basischemikalien und Pflanzennährstoffe. VERBUND ist Österreichs führendes Energieunternehmen und einer der größten Stromerzeuger aus Wasserkraft in Europa.

Das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) stellt gemeinsam mit dem Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) für alle Projekte im IPCEI Wasserstoff bis 2026 Beihilfen in Höhe von 125 Millionen Euro aus dem EU-Aufbauplan zur Verfügung. Seit dem Start der Verhandlungen zum IPCEI "Hy2Use" sind die beiden Unternehmen Borealis und VERBUND von Expertinnen und Experten der Bundesministerien gemeinsam mit dem Austria Wirtschaftsservice (aws) und der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) begleitet und unterstützt worden. Im österreichischen EU-Aufbauplan sind die Initiativen als "Sub-Komponente 3-D: Strategische Innovation" (Investition: 3.D.1 IPCEI Mikroelektronik und Konnektivität in Höhe von 125 Millionen Euro; Investition: 3.D.2 IPCEI Wasserstoff in Höhe von 125 Millionen Euro) in der Komponente 3 – "Wissensbasierter Aufbau" – verankert.

Hintergrund: IPCEI "Hy2Use"

Die Genehmigung des IPCEI "Hy2Use" ist Teil umfassenderer Bemühungen der Europäischen Kommission, um die Entwicklung einer innovativen und nachhaltigen europäischen Wasserstoffindustrie zu unterstützen. Im Jahr 2018 richtete die Kommission das Strategische Forum für IPCEI ein, dem Vertreterinnen und Vertreter der EU-Mitgliedstaaten sowie der Industrie angehören. Laut dem im November 2019 veröffentlichten Bericht des Strategischen Forums zählen Wasserstofftechnologien und -systeme zu den zentralen strategischen Wertschöpfungsketten für Europa. Im Juli 2020 veröffentlichte die Europäische Kommission ihre EU-Wasserstoffstrategie, in der ehrgeizige Ziele für die Erzeugung und Nutzung von sauberem Wasserstoff festgelegt worden sind und mit der die Europäische Allianz für sauberen Wasserstoff ins Leben gerufen wurde, welche die europäische Wasserstoffgemeinschaft (Industrie, Zivilgesellschaft, Behörden) zusammenbringt.

Zusammen mit den im europäischen "Green Deal" festgelegten politischen Prioritäten, insbesondere in Bezug auf die ökologische Nachhaltigkeit und den ökologischen Übergang der Industrie und des Verkehrs zur Klimaneutralität, spielen diese Initiativen eine wichtige Rolle für die Ziele des IPCEI "Hy2Use" und erleichtern den Aufbau von Industriepartnerschaften.

Mit dem Beschluss vom 21. September 2022 ist das zweite IPCEI auf Grundlage der IPCEI-Mitteilung von 2021 genehmigt worden. In dieser Mitteilung legte die Europäische Kommission fest, unter welchen Voraussetzungen mehrere Mitgliedstaaten gemeinsam grenzübergreifende Vorhaben unterstützen können, die für die EU von strategischer Bedeutung sind. Die Mitteilung soll die Mitgliedstaaten dazu ermutigen, hochinnovative Vorhaben zu fördern, die einen klaren Beitrag zum Wirtschaftswachstum, zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zur Wettbewerbsfähigkeit leisten.

Das Instrument IPCEI (kurz für Englisch: "Important Projects of Common European Interest") soll grundsätzlich die Bildung von großen europäischen Konsortien ermöglichen, die mithilfe von staatlichen Beihilfen und privaten Investitionen innovative und nachhaltige Einzelprojekte in Schlüsselbereichen der europäischen Industrie durchführen. IPCEI-Beihilfen sind an strenge Auflagen geknüpft, die gewährleisten sollen, dass das gewonnene Know-How möglichst umfassend verbreitet wird und so positive 'Spillover'-Effekte für die europäische Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft erreicht werden. Bislang ist Österreich an einem IPCEI im Bereich der Batterieindustrie (IPCEI "European Battery Innovation", kurz EuBatIn), einem IPCEI im Bereich der Mikroelektronik-Wertschöpfungskette (IPCEI Mikroelektronik I, kurz ME I) und einem IPCEI im Bereich Wasserstoff (IPCEI "H2 Technology", kurz "Hy2Tech") aktiv beteiligt. Das BMK strebt gemeinsam mit dem BMAW auch Teilnahmen an einem weiteren IPCEI im Bereich der Mikroelektronik-Industrie (IPCEI Mikroelektronik II, kurz ME II) an. Zudem sondiert das BMK die Teilnahme an einem etwaigen IPCEI im Bereich Photovoltaik und Solarenergie (IPCEI "Photovoltaic" kurz PV).

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