Thema 7 – Bibliotheksautomation in Österreich

Die Vorgeschichte

Der Geschäftsgang in Bibliotheken geht aber weit über die Katalogisierung des Medienbestands hinaus. Für den Bibliotheksbetrieb trägt die Entwicklung integrierter elektronischer Bibliothekssysteme zur Optimierung des Ressourceneinsatzes und der Geschäftsabläufe bei. In den 1970er Jahren gewinnt die Bibliotheksautomation auch in Österreich zusehends an Bedeutung. An der Universitätsbibliothek Graz entsteht eine Art "Versuchslabor" für Bibliotheksautomation.

Modellprojekt GRIBS (Grazer Integriertes Bibliothekssystem)

In den späten 1970er-Jahren übernimmt die Universitätsbibliothek in Graz die Vorreiterrolle für die Automatisierung von zentralen Bibliotheksprozessen. Nach einer mehrjährigen Vorbereitungsphase wird 1979 ein Rechner von Honeywell-Bull angeschafft, im Keller der Hauptbibliothek aufgestellt und ein elektronisches Entlehnsystem entwickelt.  Die Daten werden auf Disketten gesichert und mit der Bahn nach Wien gebracht, wo eine Sicherheitskopie abgelegt wird.

GRIBS ist ein Erfolg und wird von anderen Bibliotheken, u. a. den Universitätsbibliotheken Wien, Linz, Salzburg sowie der TU Wien übernommen. Die automatisierte Ausleihe erspart unnötige Wege in das Magazin. Die Entlehnungen aus dem Magazin steigen auf das Dreifache.

GRIBS, UBIS, BIBOS, Aleph und Alma

Die Universitätsbibliothek Graz baut schrittweise ihr Know-how und ihre Kompetenzen aus. Parallel zum GRIBS wird UBIS, ein Recherche- und Informationsdienst aufgebaut, mit Zugang zu den Datenzentralen von Lockheed in Palo Alto (Kalifornien). Der Zugriff auf die Datenbanken erfolgt per Telefonleitung über ein 300bit-Modem. 

Trotz des Erfolges von GRIBS mehren sich die Stimmen in der Bibliothekswelt nach einem Verbundsystem, das alle zentralen Arbeitsbereiche einer Bibliothek – Sammeln, Erschließen und Vermitteln – abdecken kann. Die Sozialwissenschaftliche Studienbibliothek an der Arbeiterkammer Wien beginnt Anfang der 1980er-Jahre in Zusammenarbeit mit einem externen EDV-Dienstleister, ein integriertes Bibliothekssystem zu entwickeln. BIBOS (Bibliothekorganisationssystem) geht 1982 erstmals in Betrieb und wird in Folge von 20 weiteren Bibliotheken übernommen.

1983 beginnt der Aufbau eines Online-Verbundes (BIBOS-Verbund), der bis 1996 aus 15 Bibliotheken aus allen Bundesländern besteht und der Vorläufer des heutigen österreichischen Bibliothekenverbundes ist.

Ende der 1990er-Jahre werden die Grenzen der Leistungsfähigkeit dieser Bibliothekssysteme sichtbar. Die Suche nach Alternativen beginnt. Mit der Software Aleph der Firma Ex Libris wird ein Nachfolgesystem gefunden und den Bedürfnissen in Österreich im Bereich der Magazinsentlehnung sowie an das bestehende maschinelle Austauschformat (MAB) angepasst.

Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)

Am 1. Jänner 2002 tritt das Bundesgesetz über die Österreichische Bibliothekenverbund- und Service Gesellschaft m.b.H. in Kraft. Aufgabe ist die Betreuung des EDV-unterstützten Verbundes der wissenschaftlichen Bibliotheken in Österreich, der Aufbau und die Betreuung des Verbundkataloges und des Netzwerkes zwischen den einzelnen Bibliotheken sowie die Implementierung des neuen Bibliothekssystems Aleph.

Der Umstieg der Verbundbibliotheken auf Aleph startet kurz nach der Jahrtausendwende. Mit der zunehmenden Verwaltung elektronischer Ressourcen sind die Möglichkeiten des Systems bald ausgereizt. Die Aleph-Ablöse in den Verbundbibliotheken durch das Nachfolgeprodukt Alma ist seit 2017 in Gang.

Vom Onlinekatalog zur Suchmaschine

Mit dem Aufkommen des Internets in den 1990er-Jahren und der zunehmenden Verbreitung von Online-Datenbanken beginnen Bibliotheken, ihre Kataloge in Web-Formaten anzubieten, was den Zugriff auf Bibliotheksbestände für Benutzerinnen und Benutzer revolutioniert. In der Administrativen Bibliothek erfolgte dies 2000 mit der Einführung von Aleph500 und des Online Public Access Catalog (OPAC).

Prozess-Abbildung: Einführung von Aleph500 und OPACs
Prozesshafte Entwicklung vom digitalen Bibliothekszugang über OPACs hin zum modernen Informations- und Bibliothekszentrum. Foto: BKA Design & Grafik

OPACs ermöglichen den Benutzerinnen und Benutzern, einen Bibliothekskatalog über den Computer zu durchsuchen. Im Vergleich mit der Suche in den Katalogkarten wird dadurch der Zugriff auf Informationen erheblich vereinfacht. Diese Entwicklung führt schließlich zur Entstehung von Suchmaschinen und modernen digitalen Katalogen, die auf verschiedenen Geräten genutzt werden können.