EU-Kommission präsentiert globales Konzept der internationalen Zusammenarbeit für Forschung und Innovation

Internationale Kooperation in den Bereichen Forschung und Innovation ist eine strategische Priorität der EU in einer sich verändernden Zeit. Im Fokus stehen die Förderung internationaler Forschungs- und Innovationspartnerschaften sowie Lösungen für "grüne" und gesunde Gesellschaften.

Energieunion Europa

Die Europäische Kommission hat am 19. Mai 2021 eine Mitteilung über ein "Globales Konzept für Forschung und Innovation – Europas Strategie für internationale Zusammenarbeit in einer sich verändernden Welt" angenommen. Damit plant die EU, eine führende Rolle bei der Förderung internationaler Kooperation bei Forschung und Innovation einzunehmen – und damit auch einen Beitrag zur Bewältigung weltweiter Herausforderungen in den Bereichen Klimawandel, Digitalisierung oder Gesundheit zu leisten.

Globale Antworten auf globale Fragen

Dieses Vorhaben soll den Zugang zum aktuellen Wissensstand und zu den besten Talenten weltweit ermöglichen, wirtschaftliche Chancen für Unternehmen in neuen, aufstrebenden Märkten eröffnen und Wissenschaftsdiplomatie unterstützen, um auf Außenpolitik einzuwirken und diese zu verbessern. Allerdings müssten bei dieser gemeinschaftlichen Arbeit sich verschärfende geopolitische Spannungen berücksichtigt und Menschenrechte wie Grundwerte neu gedacht werden, betonte die Europäische Kommission. Die weltweite "Teamarbeit" werde geprägt sein von Multilateralismus, Offenheit und Gegenseitigkeit. Globale Fragen, wie der Klimawandel oder Pandemien, müssten – unter Einhaltung internationaler Regeln und Grundwerte der EU – auch auf globaler Ebene beantwortet werden, so die EU-Kommission.

Die Art der Reaktion auf die Pandemie habe bewiesen, welche Vorteile mit einer offeneren Wissenschaft und dem Austausch von Daten und Ergebnissen für die Menschen in Europa und der übrigen Welt verbunden seien, betonte die Exekutiv-Vizepräsidentin der EU-Kommission, Margarethe Vestager, bei der Präsentation des Konzepts. Diese Strategie werde der EU zu einer globalen kritischen Masse im Bereich Forschung und Innovation verhelfen und Lösungen aktueller globaler Herausforderungen erleichtern, erklärte Vestager, die in der EU für das Ressort "Ein Europa für das digitale Zeitalter" zuständig ist.

Offene Zusammenarbeit zwischen EU und internationalen Partnern

Der Wert "Offenheit" ermöglicht die Förderung von Exzellenz und die Bündelung von Ressourcen im Interesse des wissenschaftlichen Fortschritts und der Entwicklung lebendiger Innovationsökosysteme. Angestrebt wird die Schaffung eines gemeinsamen Verständnisses der Grundprinzipien und Werte im Bereich Forschung und Innovation. Dies umfasst etwa die akademische Freiheit, die Gleichstellung der Geschlechter, Forschungsethik, eine offene Wissenschaft und eine auf Fakten gestützte Politik.

Die neue Strategie baut auf 2 aufeinander abgestimmten Hauptzielen auf:

  • Erreichung eines auf Regeln und Werten basierenden, offenen Forschungs- und Innovationsumfelds, das multilaterale Partnerschaften ermöglichen und globale Probleme lösen soll;
  • Sicherstellung von Gegenseitigkeit und gleichen Ausgangsbedingungen für die internationale Zusammenarbeit im Bereich Forschung und Innovation.

Werte und Grundsätze als Fundamente der weltweiten Kooperation

Damit diese Offenheit tatsächlich Wirkung zeige und die Forschenden über Grenzen hinweg so einfach wie möglich zusammenarbeiten können, brauche man die Unterstützung wichtiger Geldgeber wie der EU, aber auch einen Rahmen gleicher Ausgangsbedingungen bei ethischer und menschenzentrierter Forschung, faire Behandlung des geistigen Eigentums und den gegenseitigen Zugang zu Forschungsprojekten, unterstrich Mariya Gabriel, EU-Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend. Man werde aktiv mit Partnern kooperieren, die diese Werte und Grundsätze teilen, so Gabriel zur Relevanz der Schaffung guter Rahmenbedingungen für Forschung und Innovation.

Globale Reaktion der EU auf Coronavirus-Pandemie

Das globale Handeln der EU in der Pandemie hat gezeigt, dass durch die Bündelung der Kräfte der Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen und internationalen Wertschöpfungsketten optimiert werden kann. So sollen künftig Forschungsorganisationen bei der Beschleunigung der nachhaltigen und inklusiven Entwicklung in Ländern mit geringem Einkommen unterstützt werden. Im Rahmen der zum EU-Forschungsprogramm "Horizon Europe" gehörenden "Afrika-Initiative" kommt es in den nächsten Jahren zu einer Intensivierung der Zusammenarbeit mit afrikanischen Ländern. Außerdem möchte die EU-Kommission Leitlinien für den Umgang mit ausländischer Einflussnahme auf Forschungsorganisationen und Hochschuleinrichtungen in der EU vorlegen. Diese Leitlinien sollen in der Folge den EU-Institutionen bei der Wahrung der akademischen Freiheit, der Integrität und der institutionellen Autonomie als Orientierung dienen.

Künftiges EU-Forschungsrahmenprogramm "Horizon Europe" der Jahre 2021 bis 2027

"Horizon Europe" wird ein wesentliches Instrument für die Umsetzung der strategischen Zusammenarbeit sein. Es greift den Klimawandel auf, leistet Beiträge zur Erreichung der Ziele der Vereinten Nationen (UN) für nachhaltige Entwicklung und fördert damit die Wettbewerbsfähigkeit sowie das Wirtschaftswachstum der EU. Nur in begründeten Fällen kann die im Regelfall offene Teilnahme an den Maßnahmen eingeschränkt werden. Auch die Teilnahme von Nicht-EU-Ländern an "Horizon Europe" wird unter denselben Bedingungen wie für Mitgliedstaaten ermöglicht.

Im so genannten "Team Europe" werden Initiativen unter Bündelung der Anstrengungen der EU, der Mitgliedstaaten und der europäischen Finanzinstitutionen gefördert. Synergien mit anderen EU-Programmen sind ebenso Bestandteil des Konzepts.

Hintergrund: Bisherige Strategie aus 2012 wird durch das neue Konzept ersetzt

Grundlage der Strategie für die internationale Zusammenarbeit im Forschungs- und Innovationsbereich bildet die im Jahr 2012 festgelegte Mitteilung der Kommission. Sie hatte die Beziehungen der EU im wissenschaftlichen und technologischen Bereich zu Drittländern zum Inhalt und stellte die Grundlage für die internationale Reichweite von "Horizon 2020" (2014 bis 2020) – dem Vorgängerprogramm von "Horizon Europe" (2021 bis 2027) dar. Vorzeigeprojekte internationaler Zusammenarbeit der vergangenen 3 Jahre umfassen Kooperationen mit Drittländern und mit Regionen wie Afrika, Kanada, Japan, Südkorea, China und Indien. Fast ein Jahrzehnt später wird das Konzept wieder aufgegriffen, um auf den globalen Wandel zu reagieren und um die internationale Zusammenarbeit unter Berücksichtigung gegenwärtiger Prioritäten voranzubringen.

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