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Songül Höll-Boyraz

Songül Boyraz Sei ein Mensch ohne Fehler, 2010, aus einer 7-teiligen Serie, Digitaldruck, 50 x 70cm
Songül Boyraz Sei ein Mensch ohne Fehler, 2010, aus einer 7-teiligen Serie, Digitaldruck, 50 x 70cm. Foto BKA

Songül Boyraz studierte an der Akademie der bildenden Künste in der Medienklasse bei Peter Kogler sowie Skulptur in der Klasse von Michelangelo Pistoletto. Ihre Video- und Fotoarbeiten stellen stets gesellschaftskritische Themen in den Vordergrund. Wobei sich diese nicht ausschließlich auf die beiden Kulturräume Österreich und Türkei beziehen, in deren Spannungsfeld die Künstlerin lebt. Dennoch bleiben die alltäglichen kulturellen und politischen Rahmenbedingungen von Menschen mit Migrationshintergrund in Wien ein zentrales Thema. Die Isoliertheit im urbanen Umfeld sowie das Ausgeliefertsein in festgefahrenen Strukturen zeigen einige ihrer Videoarbeiten auf eindrucksvolle Weise. Sei es, dass es sich wie in "Sichere Zukunft" um eine 1977 gemeinsam mit ihrem Mann eingewanderte Türkin handelt, die seitdem in völliger gesellschaftlicher Isolation lebt, oder um eine Schwarzafrikanerin, die über ihren Alltag im urbanen Raum erzählt. Erst aus der Erzählstruktur wird klar, dass es sich hier um Wien handeln muss. Direkt und schonungslos spricht die Künstlerin auch die Klischees ihrer neuen Heimat an. Videoarbeiten wie "Edelweiss", "We become Austrian" oder "Schuhplatter" zeigen die Stereotype zwischen Dirndl, Trachtenanzug und Gamsbart, die ein kollektives Gemeinschaftsgefühl evozieren. Viele ihrer Arbeiten beschäftigen sich auch mit dem Körper als performatives Instrument, um Emotionen auszudrücken. Das Ausleben von Aggressionen über den eigenen Körper ist auch das zentrale Thema ihrer aktuellen Arbeit, die in der Ausstellung präsentiert wird. Darin spricht sie einmal mehr die für sie wesentlichen Themen wie Individualismus und Gruppenzugehörigkeit an. Ausgangspunkt ihrer Arbeit ist ein Phänomenen der derzeitigen türkischen Popkultur: Jugendliche ritzen sich Songtexte brutal mit der Rasierklinge in den Körper, als Ausdruck einer Haltung und als Möglichkeit, sich als Teil eines rebellierenden Kollektivs zu definieren. Die Botschaften der Lieder werden direkt über den eigenen Körper ausgelebt und finden so ihren Ausdruck in einer öffentlichen Sichtbarkeit. Songül Boyraz spürt diesem Phänomen nach, indem sie sich selbst ebenfalls mit der Rasierklinge einen Satz in die Haut einschreibt und das Ergebnis fotografisch festhält. Ausgangspunkt waren die Texte des derzeit populärsten Popmusikers der Türkei, Orhan Gencebay. Doch verändert sie den Sinn seines Liedtextes und formt aus "Hatasız kul olmaz" einen affirmativen Ausruf. Aus: "Es gibt keinen Menschen ohne Fehler" wird der Aufruf: "Hatasız kul ol!" – "Sei ein Mensch ohne Fehler". Zum anderen lässt die Künstlerin die Grenze zwischen privatem und öffentlichem Raum verschwinden und entwirft ein Denkmal für die Popkultur, auch in Anspielung auf die Verbindung Wien-Ankara in der Zwischenkriegszeit, als Bildhauer wie Anton Hanak, Josef Thorak oder Heinrich Krippel in der Türkei arbeiteten. Letzterer schuf unter anderem 1926 das erste Denkmal Mustafa Kemal Atatürks. Diese Denkmäler sind bis heute Teil des urbanen Stadtbildes. (Silvie Aigner)

Songül Höll-Boyraz
*1969 in der Türkei, Studium der Bildhauerei an der Mimar Sinan Universität der schönen Künste Istanbul, Akademie der bildenden Künste Wien. Ihre Arbeiten waren unter anderem bei der 4. Internationalen Canakkale Bienale Türkei, Kuad Gallery in Istanbul, Royal Botanic Garden, Edinburgh, Galerie Konzett, Wien, im Kulturschloss Reichenau, Schlossplatz, Reichenau an der Rax, Gallery Nev, Ankara zu sehen. Sie lebt und arbeitet in Wien.

Website: www.songuelboyraz.com